Nach fünf bis sechs ziemlich turbulenten Jahren ist CA nun darauf bedacht, Kontinuität und Stabilität zu zeigen. "Innovationen in der realen Welt" sollen das Unternehmen künftig auszeichnen - ein Slogan, der auf keinem Plakat der diesjährigen CA-World Ende April in Las Vegas fehlte. Offenbar waren frühere Aktivitäten nicht immer so ganz von dieser Welt. Die jetzigen Ziele für das IT-Management klingen immerhin recht irdisch: Komplexität wegnehmen, Kosten und Risiken auf niedrigem Niveau kalkulierbar machen, Services verbessern und nicht zuletzt IT-Investitionen messbar an IT-Services koppeln.
CA hat schon einmal bessere Zeiten erlebt: Im Jahr 2000 konnte der einzige wirklich große Player
unter den Spezialisten für hardwareherstellerunabhängiges IT-Management Umsätze von mehr als 6,1
Milliarden Dollar verbuchen. Zwei Jahre später war wie bei vielen IT-Firmen so auch bei CA das
Geschäft massiv eingebrochen. Schuld daran war sicher nicht nur das Platzen der "dot.com"
-Seifenblase, auch die Einführung neuer gesetzlicher Bestimmungen wie Sarbanes-Oxley (SOA), die
stark auf das IT-Management und damit das Kerngeschäft von CA zielen, sorgten zunächst für
Verunsicherungen im Markt. Nicht zuletzt gab es auch in vielen Bereichen eklatante Lücken im
Produktportfolio, wie CA heute rückblickend einräumt. Ende 2002 standen bei CA weniger als drei
Milliarden Dollar Umsatz im Buch – mit entsprechenden personellen und strukturellen Konsequenzen.
Seit 2003 geht es zwar wieder kontinuierlich leicht bergauf, aber mit knapp 3,8 Milliarden Dollar
(2006) ist das Unternehmen nach wie vor weit von seinen Glanzzeiten entfernt.
Hinzu kommt die Aufarbeitung dubioser Machenschaften im CA-Top-Management, die unter anderem zur
Verurteilung des ehemaligen CEOs Sanjay Kumar führten. Dies alles zwang CA ziemlich radikal zum
Umkrempeln der Company. Die Umbenennung von "Computer Associates" in "CA" sowie der weitgehende
Austausch der Führungsriege sind klarer Ausdruck des Wunsches, mit dem Unternehmen quasi noch
einmal von vorne anzufangen. "Wir sind das größte Start-up-Unternehmen der Welt", spitzte es Andrew
Dutton, aktueller CA-Boss für die Regionen EMEA und Asien-Pazifik, auf der CA-World zu; dies
natürlich mit einem Augenzwinkern, denn auch die neue CA will sich nicht völlig von ihrer seit 1976
geschriebenen und durchaus sehr erfolgreichen IT-Geschichte abkoppeln. Jedoch: "Der Blick ist jetzt
klar nach vorn gerichtet", schwört Kumar-Nachfolger John Swainson die etwa 6000 Zuhörer in seiner
Keynote auf der CA-World in Las Vegas ein. Auf dem hauseigenen Event, das CA alle 18 Monate in Las
Vegas abhält, war in diesem Jahr Bodenständigkeit angesagt. "Govern, Manage and Secure" (also etwa:
beherrschen, verwalten und sichern) ist in kurzen Schlagworten das, was CA mit seinen Lösungen in
der IT bewirken will. "Alle drei Aufgaben und Herausforderungen lassen sich aus einer einzigen
gemeinsamen Grundursache ableiten: Komplexität", erklärt Swainson. "Die enorm gewachsene
Komplexität in der IT ist das, womit unsere Kunden am meisten zu kämpfen haben – und deswegen wird
alles, worüber wir auf dieser Konferenz reden, von diesem Thema durchzogen sein." Um seinem
umfassenden Anspruch in der Vereinfachung des IT-Managements gerecht werden zu können, musste CA
zunächst die erwähnten Portfoliolücken schließen. So erklärt sich die gehäufte Aktivität in Sachen
Firmenübernahmen in den letzten beiden Jahren.
Funktionalität beim Netzwerk- beziehungsweise Fehler- und Servicemanagement beispielsweise
erkaufte sich CA 2005 mit Concord und Aprisma, IT-Management- und IT-Governance-Lösungen holte sich
das Unternehmen mit Niku ins Haus. 2006 folgten zahlreiche weitere strategische Einkäufe, darunter
Cybermation (Lösungen für Enterprise Workload Automation), MDY (Records- und
Compliance-Management), Xosoft (kontinuierliche Applikationsverfügbarkeit und Speichermanagement),
sowie Wily Technology (Application-Management-Lösungen). Die Investitionen in die Erweiterung des
Portfolios in den beiden Jahren summieren sich auf rund 1,8 Milliarden Dollar. Damit soll es laut
Swainson aber auch zunächst einmal gut sein – die Strategie für die kommenden Jahre lautet: weitere
Integration vorhandener Lösungen und wo nötig zielgenaue, kleinere Zukäufe. "CA verfügt heute über
die umfassendste Lösungspalette seiner Geschichte. Alle wichtigen Aspekte des IT-Managements sind
jetzt in der erforderlichen Stärke repräsentiert", so Swainson. "Damit ist die wichtigste
Voraussetzung erfüllt, um wieder höhere Wachstumsraten zu erzielen", glaubt der CA-Boss.
Die Stärke des Portfolios will CA auch durch neue vertriebliche Aktivitäten unterstützen. Ein
Beispiel dafür ist die zur CA-World vorgestellte neue Geschäftseinheit, die sich speziell um den
Mittelstand kümmern soll. Konkret sind hier Unternehmen mit 500 bis 5000 Mitarbeitern adressiert,
deren Umsätze zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Dollar liegen. Die neue Division baut
derzeit ein Partnernetzwerk auf, über das die entsprechend zugeschnittenen CA-Lösungen an den
Kunden gebracht werden sollen. Anders als beim Großkundengeschäft, wo CA sehr stark direkt agiert,
will CA seinen Partnern hier volle Exklusivität einräumen. Des Weiteren soll das Geschäft mit
Services weiter ausgebaut werden. Sie schlagen derzeit lediglich mit etwa neun Prozent zu Buche.
Ein neues "Customer Alliance Program" soll den Kontakt zu den Kunden verbessern.
Bei der Produktstrategie gab es auf der CA-World erwartungsgemäß nichts grundlegend Neues. Im
Sinne der Kontinuität ging es vielmehr darum, Vorhandenes weiterzuentwickeln. Den großen "Überbau"
hat CA mit EITM (Enterprise IT-Management) bereits auf der letzten CA-World vorgestellt– jetzt gab
es neue Etappen der Umsetzung zu verkünden. So sei EITM mittlerweile in fast alle Produktgruppen
integriert. Einen markanten Meilenstein in der EITM-Geschichte repräsentiert das neue "Unified
Service Model". Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine EITM-basierte Architektur, in der
alle IT-Elemente samt der Services, die diese unterstützen sollen, definiert sind. Ebenso definiert
das Modell auch sämtliche Beziehungen zwischen den IT-Elementen. Insgesamt besteht USM aus 16
Bausteinen. Dazu zählen unter anderen Information Governance, Security Management, Virtual Systems
Management sowie das Projekt- und Portfolio-Management. Aus dem Verständnis, welche Elemente der IT
welche Services unterstützen, sollen Unternehmen künftig gezielt Prioritäten setzen können, um die
IT flexibel für Business-orientierte Entscheidungen zu nutzen.
Zweite technische Neuheit ist die Integration dreier CA-Managementlösungen zu einem umfassenden
Tool für das Servicequalitätsmanagement (SQM). Damit sollen IT-Abteilungen in die Lage versetzt
werden, durchgängig hochqualitative Services zu liefern, die insbesondere auch hinsichtlich der
Performance die Anforderungen des Unternehmens erfüllen. Die Lösung soll auch die Basis liefern, um
Service Level Agreements (SLAs) für spezifische Anforderungen und Anwender festzulegen. Die
integrierten Lösungen umfassen das Application Performance Management der CA-Wily-Abteilung, das
Incident und Problem Management sowie das Service Level Management.
"Wenn die IT-Industrie darin versagt, ihren Kunden dabei zu helfen die Komplexität zu
bewältigen, die sie selbst erzeugt hat, riskieren wir ihr Vertrauen zu verlieren", so Swainson am
Ende seiner Keynote. "Innovationen zu liefern ist nur die halbe Miete …" und "worum es wirklich
geht, sind Innovationen für die reale Welt, mit real greifbaren Vorteilen für unsere Kunden". Dem
ist nichts hinzuzufügen.