Kosten runter, Leistung rauf
Virtualisierung im Rechenzentrum – Die Ressourcen wie Server- und Speicherkapazitäten in den Rechenzentren geraten unter Druck. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie zwingen die Verantwortlichen zum Handeln. Zur Druckminderung in voller Breite haben sie die Virtualisierung wichtiger IT-Ressourcen ins Auge gefasst.

- Kosten runter, Leistung rauf
- Kosten runter, Leistung rauf (Fortsetzung)
- Kosten runter, Leistung rauf (Fortsetzung)
Das starke Wachstum bei den Verarbeitungs- und Datenlasten fordern neue Wege. »Um Ressourcen optimal zu nutzen, müssen die Server und Speicher konsolidiert und virtualisiert werden. Dies erschließt, die Ressourcen dynamisch zuzuordnen und zu nutzen und löst starre Zuordnungen von Kapazitäten auf «, erklärt Andreas Vogl, verantwortlich für die Serviceentwicklung im Bereich Data-Center bei Siemens IT-Solutions and Services. Um welches Potenzial es dabei geht, macht er gleich mit deutlich: »75 bis 80 Prozent der Server-Ressourcen bleiben ungenutzt.« Bei den Speicher-Ressourcen setzt er den Auslastungsgrad ähnlich niedrig an. Die nicht genutzte Hardware koste Geld, und zwar über den gesamten Lebenszyklus: Kauf, Installation, Betrieb, Service und Wartung bis schließlich zu ihrer Entsorgung. Dazu kämen die Stromkosten, weil beispielsweise Server im Leerlauf fast soviel Energie verbrauchten wie unter Volllast. Auch die Peripherie für Power and Cooling verbrauche Strom. Vogl fordert deshalb die Unternehmen auf, der Vergeudung von Kapazitäten, Geld und Energie auf den Grund zu gehen und sie per Konsolidierung und Virtualisierung zu begrenzen. Für eine gründliche Analyse selbst hoch komplexer IT-Server-Infrastrukturen verweist er unter anderem auf eine gemeinsame Softwareentwicklung der Technischen Universität München (TUM) und Siemens IT Solutions and Services. »Sie geht zwei Fragestellungen nach«, so Vogl:
1. »Welche Optimierungs- und Einsparungsmöglichkeiten eröffnet eine Virtualisierung der bestehenden Infrastruktur?
2. Inwieweit können durch gezielte Neuinvestitionen diese Ergebnisse verbessert werden, sind die Anschaffungs- und Installationskosten in die Bewertung eingeschlossen?«
Die potenziellen Einsparungskosten quantifiziert er auf beiden Seiten, Server wie Speicher, als »weiterhin hoch«.
Virtualisierungsrückstände
Umso erstaunlicher ist es, dass nach Experton Group die Unternehmen ihre Server erst im Schnitt um 15 Prozent virtualisiert haben. Ähnlich niedrig setzt der Marktanalyst den Virtualisierungsgrad bei den Speichern an. Die Erhebung stammt zwar aus dem vierten Quartal 2007. »Viel passiert ist in den meisten Unternehmen seitdem dennoch nicht«, schätzt Stefan Kellerwessel, Senior Consultant bei Logica, ein. Nach seiner Einschätzung schlägt sich dieser ernüchternde Status quo nicht nur in einer schlechten IT-Kosten-Bilanz nieder. »Die flexible und dynamische Zuordnung von Server- und Speicher-Ressourcen wird dringend von den Unternehmen für die Optimierung ihrer Geschäftsprozesse gebraucht. Einzelne Geschäftsprozesse beziehen ihre Funktionen und Daten aus mehreren Applikationen und Datenbasen.« Demzufolge müssten Server- und Speicherkapazitäten gepoolt und virtualisiert werden. Nur so sei die notwendige Flexibilität und Dynamik durch Zuweisung der Ressourcen auf logischer Ebene zu bewerkstelligen. Er plädiert dafür, bei der Virtualisierung die Speicherseite keinesfalls auszusparen. »Die Performance-Vorteile befruchten sich wechselseitig.« Und: »Primär- und Sekundärspeicher wie Online- respektive Offline-Festplatten laufen auf Servern oder sind direkt mit ihnen verbunden.« Andererseits warnt er die Unternehmen davor, bei ihrer Kalkulation wichtige Kostenfaktoren zu vergessen. »Die logische Verbindungs- und Ausführungsschicht muss zusätzlich abgesichert werden.« Das gelte sowohl für die Hochverfügbarkeitsauslegung als auch für die IT-Sicherheit. »Die virtuelle Maschine (VM), beispielsweise, ist genauso komprimierbar wie jedes Betriebssystem«, erklärt er. »Noch mehr: Angreifer, denen es gelingt, in die VM vorzudringen, können von dort das Master-Betriebssystem attackieren.« Außerdem steige mit der Virtualisierung unweigerlich die Komplexität der IT. »Sie kann nur durch geeignete Managementwerkzeuge und versierte Spezialisten beherrscht werden«, weiß Kellerwessel aus der Praxis.