Im hybriden Arbeitsalltag, so Kummer, lasse sich mit AnyClip die „Employee Experience“ – also die Art und Weise, wie Beschäftigte ihr Arbeitsumfeld erleben – maßgeblich verbessern: Ein Unternehmen könne zum Beispiel seinen Neuzugängen Videos von Schulungen oder Mitarbeitertrainings als Onboarding-Materialien zur Verfügung stellen. Die Eingliederung neuer Kollegen könne dadurch komplett remote erfolgen – quasi per Flaschengeist.
Für die Verschlagwortung und Videozusammenfassungen nutzt AnyClip laut Michael Kummer Machine-Learning-Modelle sowie die KI-Technik NLP (Natural Language Processing, Verarbeitung natürlicher Sprache). Dies erlaube Transkriptionen des Gesprochenen von der Audiospur. Zugleich analysiere die Software mittels OCR (Optical Character Recognition, optische Zeichenerkennung) die auf dem Bildschirm erscheinenden Texte.
„Mithilfe der Modelle kann ich erkennen, ob der Text ein Teil einer Besprechung oder einer Präsentation ist oder ob er aus einer anderen Quelle stammt“, erläutert Kummer. „Wenn zum Beispiel ein Markenname in einer Präsentation auftaucht, ist das wahrscheinlich relevant für das Meeting. Wenn derselbe Markenname auf dem Hemd einer Person steht, ist das weniger relevant.“
Seit Ende 2021 im DACH-Markt aktiv
AnyClip verfügt über Niederlassungen im israelischen Giv’atayim und in New York. Ende 2021 gründete der Anbieter seine erste europäische Niederlassung in Holzkirchen bei München. „Seither sind wir auf dem DACH-Markt vertreten sowie europaweit am Markt aktiv“, sagt Michael Kummer.
Das Softwarehaus vertreibt seine Lösungen laut seinem DACH-Manager direkt sowie über „einige Vertriebspartner“, darunter die Agentur für digitale Arbeitsplätze Hirschtec und Noah Advisors. Es lizenziert die Software pro Benutzer. „Diese Lizenzierung“, so Kummer, „eignet sich für unser Modell – gerade im Hybrid-Work-Alltag – am besten.“ Bei Bedarf biete man deutschsprachigen Support.
Der Anbieter hat – wie könnte es anders sein – in Europa noch viel vor: „Unser Ziel ist es, AnyClip auf dem europäischen Markt weiter auszubauen“, sagt Kummer. „Dazu zählt unter anderem, unsere Event-Lösung ‚Life after Live‘ weiter zu etablieren.“ Diese Lösung dient der intelligente Nachbearbeitung von Videoaufzeichnungen bei Veranstaltungen wie etwa Fachmessen, zum Beispiel für Vorträge oder Podiumsdiskussionen.
Ganz so einfach wie mit Aladdins Wunderlampe läuft der KI-gestützte Hybrid-Work-Alltag aber dann doch nicht ab – es gibt durchaus Dinge, die man beachten muss: „Wichtig ist vor allem, dass immer ein aktueller Wissensstand gewährleistet wird“, sagt der AnyClip-Mann. „Sonst laufe ich Gefahr, veraltete oder sogar Fehlinformationen zu bekommen.“
Selbst ein Flaschengeist stößt eben irgendwann an seine Grenzen. Kürzlich brachte einer der genialen Cartoons im US-Magazin „The New Yorker“ genau dies auf den Punkt. In diesem Cartoon antwortete der befreite Wunderlampenbewohner auf den Wunsch seines Befreiers: „Taylor-Swift-Konzertkarten? Seien Sie doch vernünftig!“
Ähnliche Limitierungen gibt es auch bei den künstlich intelligenten Flaschengeistern: „Bei dieser Art von KI-Modellen“, so Michael Kummer, „muss dem Nutzer immer bewusst sein: Das Tool kann zwar eine immense Arbeitserleichterung bieten, basiert aber dennoch auf maschinellen Lernalgorithmen und ist kein Ersatz für menschliches Denken.“
Die neuesten Entwicklungen haben die Erwartungen an künstliche Intelligenz in neue Hype-Höhen getrieben. In der Tat ist das Potenzial von KI für den Unternehmensalltag (wie auch für das Privatleben) enorm. Aber: Nicht mehr selber denken müssen? Seien Sie doch vernünftig!