Change Management

»Alle sind Teil der Lösung«

8. Juni 2017, 13:27 Uhr | Elisa Loy

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Acht Prozessphasen

Um die Notwendigkeit einer Veränderung zu erkennen, sollte es laut Riemer Aufgabe des Managements sein, auf Signale zu achten und diese frühzeitig durch Markt- oder Kundenbeobachtungen wahrzunehmen. »Veränderungen der Umwelt geschehen ohnehin, deshalb wäre es sinnvoll, diese nicht nur als Bedrohung, sondern als Chance zu verstehen«, berichtet Riemer. Da der Prozess Veränderung in seinen Phasen immer gleich abläuft, sei eine Planung durchaus möglich. »Es ist wichtig, individuelle Steuermaßnahmen zu entwickeln, auch um flexibel auf die Bedürfnisse der eigenen Organisation eingehen zu können. Eine Planung ist dafür zwar sinnvoll, dennoch sollte immer wieder geprüft werden, ob die beabsichtigten Ziele wirklich so eintreten«, betont Riemer.

Insgesamt gibt es acht Phasen in einem Veränderungsprozess, der mit einem Schock oder einer Überraschung eingeleitet wird. Einhergehend damit fühlt man sich nicht mehr kompetent und arbeitet schlechter. In der zweiten Phase folgt die Leugnung der Situation. » Solche Überlegungen geschehen aus Selbstschutz. Die Betroffenen wiegen sich in einem falschen Sicherheitsgefühl, dass eigentlich doch alles gar nicht so schlimm sei«, erläutert Riemer. In der dritten Phase wird die Realität anerkannt und geht über in die Phase der Aggression und des Ärgers. Die Suche nach einem Schuldigen beginnt sowie nach der Antwort, wie ein Unternehmen sich für die Veränderung rüsten kann. Schließlich folgt die Resignations- und Depressionsphase. »In dieser Situation sind Organisationen oft auf fremde Hilfe angewiesen. Wissen und Impulse von außen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, an die offenen Fragen heranzugehen«, führt Riemer aus. Die Gefahr, sich wieder an alte Routinen zu gewöhnen, sei in dieser Phase zudem extrem groß. Ist der schwere Schritt aus dem Tal der Tränen getan, stellt sich die Akzeptanz ein. Jetzt können alte Verhaltensweisen geändert werden. »Bestenfalls gelingt es im Experimentieren, neue Lösungswege zu erschließen, Pilotprojekte zu starten, aber auch mit Rückschlägen umgehen zu lernen«, sagt Riemer. In der letzten Phase schließlich folgt die Erkenntnis und Integration: Lösungen sollten jetzt in den Alltag geholt und operationalisiert werden.

Strebt ein Unternehmen eine Veränderung an, ist es wichtig, Mitarbeiter einzubeziehen, denn der Erfolg der Anpassungen ist maßgeblich von diesen abhängig. Werden sie bei der Planung nicht berücksichtigt und Widerstände nicht ernst genommen, laufen alle Maßnahmen ins Leere. Um das zu verhindern, sollten Unternehmen und Führungskräfte von vornherein offen kommunizieren. Um Dringlichkeit zu erzeugen, gibt es zwei verschiedene Mobilisierungsstrategien: Die erste Methode nennt sich »Killing the Dragon«. Dabei soll die Idee vermittelt werden, was passiert, wenn nichts verändert wird. Dieses Szenario sollte bedrohlich und echt sein. Ist es inszeniert oder konstruiert, werde es nicht ernst genommen und wirke unglaubwürdig. Die zweite Methode, die laut der Change-Management-Expertin zudem erfolgsversprechender ist, heißt »Winning the Princess«. Hier geht es darum, eine gemeinsame Vision, was sich ändern soll, zu entwickeln – am besten mit den Mitarbeitern zusammen – und diese zu kommunizieren. Konstruktivismus ist wichtig und essenziell, denn Realität ist individuell. Laut Riemer hat nicht nur jeder seine eigene Perspektive, jede davon sei auch gleichzeitig richtig. Deshalb ist es wichtig, immer im Gespräch zu bleiben. Für Führungskräfte sei
es zudem sinnvoll zu verstehen, dass die Bedeutung einer Nachricht immer beim Empfänger entsteht. Deshalb gilt: Zuhören sowie andere Perspektiven akzeptieren und miteinbeziehen. Wird beispielsweise keine Vision vermittelt, sind Mitarbeiter orientierungslos. Tritt das Management nicht geschlossen auf, suchen sich die Mitarbeiter den leichtesten Weg. Werden sie zudem nicht
befähigt, können sich Ängste bilden und verstärken. Um Widerstand also erfolgreich zu begegnen, soll laut Riemer immer hinterfragt werden, wo die Gründe für Blockaden liegen.


  1. »Alle sind Teil der Lösung«
  2. Acht Prozessphasen
  3. Fünf Reaktionstypen

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