Nach dem US-Bann wird die Luft für Huawei immer dünner. Jetzt hat auch der Chipdesigner ARM angekündigt, vorerst alle Geschäftsbeziehungen zum chinesischen TK-Konzern einzufrieren. Der braucht die Technologie aber dringend für seine Smartphone-Chips.
Mit seinem Verbot für amerikanische Unternehmen Technologie, Hard- und Software an Unternehmen in »feindlichen« Staaten zu liefern, hat US-Präsident Trump einen effizienten Weg gefunden, der von ihm gescholtenen Huawei gegen alle Widerstände das Wasser abzugraben. Nachdem Anfang der Woche bereits Google angekündigt hatte, damit weitgehend die Belieferung von Huawei mit Android einstellen zu müssen, folgt jetzt überraschend der gleiche Schritt auch von ARM. Der Chip-Architekt will sämtliche aktiven Verträge und Kooperationen mit dem chinesischen Konzern vorerst auf Eis legen. Obwohl ARM seinen Sitz in Großbritannien hat und inzwischen der japanischen Softbank gehört, sieht sich das Unternehmen durch Trumps Dekret zu diesem Schritt gezwungen, da in seinen Chips und Architekturen auch noch aus den USA stammende Technologien und Patente stecken.
Für Huawei wird die Luft damit endgültig dünn. Zwar kündigte das Unternehmen zunächst noch kampfeslustig an, nun einfach die schon seit Jahren laufende Entwicklung seines eigenen mobilen Betriebssystems »Hongmeng« zu beschleunigen. Möglichst noch in diesem Jahr soll die Software so weit sein, dass sie zusammen mit neuen Smartphones ausgerollt werden kann. Hinsichtlich der Frage, ob es tatsächlich auch weltweit ein breites Publikum erreichen kann, verweist Huawei gerne darauf, dass es auch die Nutzung von Android-Apps unterstütze. Ob das alleine reicht, um beispielsweise auch Nutzer in Europa davon zu überzeigen, weiterhin Huawei-Geräte zu kaufen, darf allerdings bezweifelt werden. Genau wie auch schon Blackberry geschehen, haftet einem zu Android kompatiblen System zumindest in den Augen der Kunden eben immer der Makel an, nur eine Art Android zweiter Klasse zu sein. Zudem gibt es interne Stimmen, die bezweifeln, dass das Huawei-Betriebssystem tatsächlich so schnell zur Marktreife gebracht werden kann.
Noch dramatischer ist die Lage im Hardware-Bereich. Zwar entwickelt Huawei seine leistungsstarken Kirin-SoCs schon seit Jahren bewusst in Eigenregie bei seiner Tochter Hisilicon, anstatt wie die meisten Konkurrenten auf Qualcomm-Chips aus den USA zu setzen. Doch auch das hilft in der aktuellen Situation nichts, weil auch die Huawei-Prozessoren auf der in diesem Bereich alles dominierenden ARM-Architektur basieren, von der Huawei nun abgeschnitten wird. Eine vernünftige Alternative zu dieser Chip-Architektur gibt es derzeit schlichtweg nicht. Sowohl Huawei als auch ARM hoffen daher nun, dass eine genauere Prüfung der Vorgaben des US-Handelsministeriums doch noch zu einem anderen Ergebnis führt.
Mitten in seinem steilen Aufstieg steht der große Gewinner im Smartphone-Markt damit nun also plötzlich sowohl ohne Hard- als auch Software da. Ähnliches gilt zudem auch für andere Geschäftsbereiche des Unternehmens wie Netzwerk-, Storage- und Mobilfunk-Produkte, in denen zumindest indirekt oft ebenfalls US-Technologie enthalten ist. Hieraus einen gangbaren Ausweg zu finden, ist selbst für einen Megakonzern von der Größe Huaweis eine kaum lösbare Mammutaufgabe, die ihn zumindest um Jahre zurückzuwerfen droht. Genau das also, was Trump zum Schutz der eigenen Industrie bezwecken will.