Stroh: Im Bereich der Mobilität führen die Verbreitung des mobilen Internets und die immer schnellere Datenübertragung an der Kundenschnittstelle zu enormen Veränderungen. Die Digitalisierung revolutioniert sozusagen den physischen Verkehr. Die Verkehrsmittelwahl erfolgt über digitale Kanäle viel spontaner und unabhängiger als früher. Das Smartphone macht insbesondere die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln einfacher als je zuvor. Neue Mobilitätsformen wie Car-, Bike- und Roller-Sharing sind fester Bestandteil der Mobilitätspalette, auf die Kunden jederzeit von überall aus Zugriff haben. Neben technologischen bleiben eine ganze Reihe ethischer und regulatorischer Fragen zu klären. Das sind keine unüberwindbaren Hemmschwellen. Aber wir müssen mit den vielen Veränderungen verantwortungsvoll umgehen.
Neumann: Mit zunehmender Rechenleistung ist die Informationstechnologie und ihre digitalen Vernetzungstechnologien der ursächliche Treiber der Digitalisierung. Mit zunehmender Digitalisierung nimmt die Anfälligkeit der Systeme zu. Es stellen sich heute noch ungelöste Fragen: Wie können wir ein vollständig digitales Stromnetz bestehend aus intelligenten Zählern und virtuellen Kraftwerken zuverlässig vor Cyber-Attacken schützen? Wie können wir sicherstellen, dass autonom fahrende Autos nicht das Angriffsziel von Terroristen werden? Oder dass die vielen künstlichen Intelligenzen, mit denen wir in der nahen Zukunft kommunizieren werden, kein Eigenleben entwickeln? Zudem ist unser Rechtssystem noch nicht darauf ausgelegt, einen stabilen Handlungsrahmen vorgeben zu können: Viele Fragen zum Urheberrecht und Datenschutz sind ungeklärt. Mangelnde Rechtssicherheit, Angst vor Kontrollverlust und Cyber-Attacken sehe ich als die größten Hemmschwellen der Digitalisierung.
Gouverneur: Einerseits treiben natürlich technologische Innovationen die digitale Entwicklung voran. Aber wenn man den Blick auf das große Ganze richtet, sind es übergreifende Konzepte wie branchenweite Datenplattformen, die den Unternehmensalltag revolutionieren werden. Für erfolgreiches datenbasiertes Wirtschaften müssen Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette in diesem Licht betrachten, neu gestalten und mit anderen Unternehmen verbinden. Daraus ergeben sich neue Herausforderungen und Hemmnisse, angefangen beim organisatorischen und finanziellen Aufwand bis hin zu neuen rechtlichen Regelungen wie der kommenden EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO), die gewissenhaft umgesetzt werden müssen.