In manch einer Schule mag man zufrieden sein, wenn die IT überhaupt läuft. Budget und Personal für deren Pflege und Sicherheit sind oftmals nicht gegeben. Das könnten Gründe sein, warum Bildungseinrich-tungen immer wieder von Cyberangriffen betroffen sind.
Die Digitalisierung in Schulen und Hochschulen hatte in den letzten drei Jahren an Fahrt aufgenommen. Die pandemiebedingte Notwendigkeit, Homeschooling durchzuführen, bewirkte vielerorts einen Digitalisierungsschub.
Allerdings sind aktuell immer wieder Bildungseinrichtungen aufgrund von Cyberangriffen und Sicherheitsvorfällen in den Schlagzeilen. Im Februar hatten Hacker an sieben Karlsruher Schulen Daten auf den Schulservern verschlüsselt und Schadsoftware eingeschleust. Sicherheitshalber wurden daraufhin insgesamt 77 Schulen der Stadt vom Netz genommen.
Auch Universitäten sind offenbar ins Visier von Cyberkriminellen geraten. Ende Februar erfolgte eine Anfrage im nordrhein-westfälischen Landtag. Eine der Fragen war, wie viele Hochschulen in NRW in den letzten fünf Jahren von Cyberangriffen betroffen waren. Die Antwort der zuständigen Ministerin für Kultur und Wissenschaft Ina Brandes lautete: „Alle Hochschulen waren, wenn auch in unterschiedlichem Maße, in den letzten fünf Jahren von Cyberangriffen betroffen. Tendenziell kann gesagt werden, dass Hochschulen mit eher technischer Ausrichtung stärker im Fokus der Angriffe stehen als beispielsweise Kunst- und Musikhochschulen. Die Angriffswege Spear Phishing und CEO Frauding waren an allen Hochschulen feststellbar und sind durch Sensibilisierung des Personals weitgehend folgenlos geblieben.“ Eine Einzelaufführung in dem Papier fasst die Angriffe zusammen, die zu einem Schadenereignis geführt haben. Demnach seien zehn Hochschulen betroffen gewesen, darunter zwei im Jahr 2023: die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und die Hochschule Ruhr-West. Die Bedrohungslage sei „sehr real“, sagt denn auch Tim Berghoff, Security Evangelist bei G DATA CyberDefense, gegenüber connect professional: „Das belegen nicht nur die bekanntgewordenen Angriffe auf die Universitäten in Bochum oder Münster, sondern auch der Verlust von mehreren Tausend Datensätzen infolge einer Schwachstelle im Bildungsministerium NRW.“
Der Studie „The State of Ransomware 2023“ von Sophos zufolge nimmt der Bildungssektor gar den Spitzenwert ein. So melde dieser international die meisten Ransomware-Angriffe: „79 Prozent der befragten Organisationen im Hochschulbereich und 80 Prozent der befragten Organisationen im unteren Bildungsbereich geben an, dass sie Opfer von Ransomware waren. Damit hat dieser Bereich mit Abstand die höchste Bedrohungslage aller befragten Branchen, der Durchschnitt liegt bei 66 Prozent“, so Martin Weiß, Senior Sales Engineer Public bei Sophos, zu den Zahlen. Weitere untersuchte Branchen, die ebenfalls über diesem Durchschnitt lagen, waren das Bauwesen und Immobilien (71 Prozent), Bundesbehörden und Medien (je 70 Prozent), Landesbehörden und Handel (je 69 Prozent), Energie, Öl, Gas und Versorgungsunternehmen sowie Distribution und Transport (je
67 Prozent).