Smartphones stellen eine Art "persönliche Toolbox" für ihren Besitzer dar, die sich mit Apps für nahezu jede IT-Aufgabe aufrüsten lässt. "Bring Your Own Device" (BYOD) entwickelt sich daher mit steigender Benutzerfreundlichkeit von Smartphones und Tablet-PCs fast zwangsläufig zum Trend. Damit gerät für IT-Abteilungen ein solides Mobile-Device-Management (MDM) zur Pflicht. Entsprechende Lösungen für zentrale Verwaltung und sicheren Betrieb schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden.
Rund zwei Dekaden nach seinem Start hat der Markt des digitalen Mobilfunks nichts an Dynamik eingebüßt – eher im Gegenteil. Waren anfangs Unternehmen wie Nokia, Ericsson (später Sony-Ericsson, inzwischen nur noch Sony), Motorola, RIM und einige weitere über Jahre hinweg sowohl technische Vorreiter als auch führende Markt-Player, hat sich mit der Generation „Post-Iphone“ alles geändert. Eine kürzlich erschienene IDC-Studie zum weltweiten Smartphone-Markt im 2. Quartal 2012 weist den südkoreanischen Hersteller Samsung als triumphalen Gewinner aus: Mit einer Steigerung der verkauften Geräte um 172,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal schoss der Elektronikriese an Apple vorbei auf eine komfortable Führungsposition, mit knapp einem Drittel Anteil am Gesamtmarkt. Noch vor einem Jahr waren die Spitzenpositionen erheblich ausgewogener auf Apple (Q2/2011: 18,8 Prozent Marktanteil, Q2/2012: 16,9 Prozent), Samsung (17,0/32,6 Prozent), Nokia (15,4/6,6 Prozent) und HTC (10,7/5,7 Prozent) verteilt. Kaum jemand hat damit gerechnet, dass Apple als Ideengeber für eine völlig neue Smartphone-Generation seine Führung so schnell und so deutlich wieder abgeben muss – genauso wie sich vor der Einführung des Iphones wohl niemand vorstellen konnte, dass „Marktdominator“ Nokia nur wenige Jahre später weit abgeschlagen auf einem wackeligen dritten Platz rangieren würde. Während sich Nokia zusammen mit Softwarepartner Microsoft und dem für Ende Oktober erwarteten Mobilbetriebssystem Windows Phone 8 wieder nach oben kämpfen will, drängen von unten mit HTC ein Taiwaner sowie mit ZTE und Huawei zwei chinesische TK-Größen ins Top-Ranking. HTC tut sich allerdings derzeit ebenfalls etwas schwer (im Jahresvergleich fünf Prozent verloren). Anders ZTE: Das Unternehmen hatte im Vergleichszeitraum mit 300 Prozent ein Wachstum, das selbst Samsung in den Schatten stellt. Ähnliches erwarten Experten für kommendes Jahr beim Hersteller Huawei, der nach ersten Geräten für das untere und mittlere Marktsegment in Kürze kraftvoll in den Highend-Smartphone-Markt einsteigen will.
Kampf der Plattformen
Spannend bleiben auch die Entwicklungen bei den Betriebssystemplattformen der Smartphones. Galten früher Nokias Symbian und Microsofts Windows Mobile als das Maß aller Dinge, gewann mit dem Iphone zunächst die Apple-Plattform IOS rasch an Boden, bevor im Gefolge der „Iphone-inspirierten“ Apple-Mitbewerber Googles Android die Führung übernahm. Laut Branchenverband Bitkom läuft Android auf rund 40 Prozent aller derzeit in Deutschland genutzten Smartphones (eine im Auftrag des Bitkom vom Marktforschungsunternehmen Comscore durchgeführte Erhebung erfolgte im ersten Quartal 2012) – dies sind satte 23 Prozentpunkte mehr als ein Jahr davor. Insgesamt sind übrigens nach der Bitkom-Studie in Deutschland derzeit etwa 23,6 Millionen Smartphones als Erstgeräte im Einsatz. Das von Nokia nach wie vor parallel zum Windows-Engagement weiterentwickelte Symbian findet sich in dieser Untersuchung mit 24 Prozent immerhin noch auf Platz zwei, hat allerdings 18 Prozentpunkte verloren. Apple kann mit einem minimalen Wachstum von 21 auf 22 Prozent kaum zufrieden sein. Nach einem eher verhalten aufgenommenen Ipad 3 wartet die gesamte Apple-Gemeinde sehnsüchtig auf das Iphone 5. Die Erlösung soll im Herbst kommen. Weniger geheimnisvoll geht es beim anstehenden Windows Phone 8 zu. Sowohl dessen Aussehen als auch zahlreiche Features ähneln stark dem Vorgänger Windows Phone 7. Allerdings werden sich selbst die aktuell vergleichsweise erfolgreichen Lumia-Modelle von Nokia nicht auf das neue Betriebssystem aufrüsten lassen. Der Grund liegt in einem komplett neuen Kernel der Mobilplattform, der identisch mit dem von Windows 8 sein soll. Dieser technische Ansatz ist zwar nachvollziehbar, allerdings lässt Microsoft seine Anwender damit erneut im Regen stehen – wie schon seinerzeit beim Umstieg von Windows Mobile auf Phone 7. Immerhin umfasst heute der Marketplace für Windows Phone 7 rund 100.000 Apps – das „tote Ende“ mag so für die bisherigen Anwender leichter wegzustecken sein. Mit Windows Phone 8 soll ferner der neue Internet Explorer (Version 10) kommen – ebenso wie die neuen Office-Versionen (2012), erweiterte Cloud- und Directx-Unterstützung und eine Funktion für Updates via Mobilfunk. Der bisher ausschließlich für Nokia-Geräte verfügbare Navigations-Service mit der Möglichkeit, Kartendaten vor Reiseantritt herunterzuladen, wandert in den Kern von Windows Phone 8 und zählt damit zum Standard aller Smartphones mit dieser Plattform. Die Kommunikation via NFC (Near Field Communication) soll Microsoft zudem drastisch verbessert und für eine übergeordnete Funktion namens „Wallet“ (Zusammenfassung aller Bezahl- und Finanzdienste) fit gemacht haben. Ein paar „coole“ Überraschungen will der Softwarehersteller erst mit Erscheinen von Windows Phone 8 verraten beziehungsweise im Lauf der ersten Monate nachliefern.
Zwingende Benutzerfreundlichkeit
Lange galten Smartphones als Geräte, die zwar viele Funktionen bieten, letztlich aber „nichts richtig“ beherrschen. Die kleinen Alleskönner litten an gnadenloser Überfrachtung und damit an praktischer Untauglichkeit. So stellt es einen großen Unterschied dar, ob ein Gerät die technische Fähigkeit für eine Funktion besitzt, oder ob es diese Funktion so unterstützt, dass der Anwender wirklich gerne – weil effizient – darauf zurückgreift. Als vielleicht banaler, aber ganz entscheidender Faktor für die Benutzerfreundlichkeit gilt das Oberflächenmaterial von Smartphones. Dieses beeinflusst maßgeblich die Lesbarkeit des Displays und die Genauigkeit der Fingersteuerung. Zum Glück ersparen die meisten Hersteller ihren Anwendern inzwischen die leidigen, weil kratzempfindlichen und schnell stumpfen Kunststoffoberflächen und setzen auf speziell gehärtete Scheiben wie das „Gorilla“-Glas von Corning. Seit diesem Jahr gibt es von diesem Material eine Neuauflage. Bei vergleichbarer Festigkeit ist das neue Glas etwa 20 Prozent dünner und leichter als die Ursprungsversion. Der Kampf der Hersteller um die Benutzerfreundlichkeit erfolgt an vielen Fronten und zeigt inzwischen gerade im Hardwarebereich deutliche Erfolge. Auf PC-Niveau arbeitende Prozessoren mit meistens zwei – zunehmend auch vier – Kernen, brillante und gleichzeitig stromsparende Display-Techniken wie „Super Amoled (Plus)“, qualitativ hochwertiges optisches Rüstzeug mit meist zwischen acht und 14 Megapixel Auflösung für Fotos, Videos und Scans (Visitenkarten, Texte, Bar- und QR-Codes etc.) und Akkus mit mehr als 2.000 mAh Ladekapazität sind nur einige technische Beispiele dafür. Hinzu kommen schnelle Kommunikationsschnittstellen wie Bluetooth 3.0, WLAN nach 802.11n-Standard, GSM mit GPRS und EDGE, UMTS mit HSPA+, GPS (Navigation und ortsbezogene Anwendungen) sowie vermehrt auch LTE und NFC. Auf Softwareseite sorgt nicht zuletzt eine riesige Auswahl pfiffiger Apps für jeden Zweck dafür, dass Smartphones heute tatsächlich höchst nützlich sind und daher für viele Menschen – privat wie im Beruf – unverzichtbar. Damit haben sich gerade Smartphones als Wegbereiter für den BYOD-Trend in Unternehmen entwickelt. So kommt eine kürzlich vorgestellte Avanade-Studie bei über 600 Unternehmens- und IT-Verantwortlichen aus 17 Ländern zu dem Ergebnis, dass bereits in 88 Prozent der Unternehmen Mitarbeiter ihre persönlichen IT-Techniken und -Geräte für berufliche Zwecke nutzen. Unter den deutschen Studienteilnehmern bejahten dies sogar 93 Prozent. Avanade ist ein globales Joint-Venture-Unternehmen von Microsoft und Accenture und Anbieter von Business-IT-Lösungen sowie Managed Services. Eine auf der CeBIT 2012 von Matrix42 durchgeführte Erhebung unter 590 Führungskräften, IT-Administratoren und IT-Spezialisten kam zu einem konservativeren Ergebnis: Nur 24 Prozent der Befragten gaben dort an, dass ihre IT-Abteilung BYOD bereits offiziell unterstützt. Weitere 40 Prozent sagten aber, dass BYOD in ihrem Unternehmen toleriert wird. Beide Untersuchungen schlagen wenig überraschend vor, BYOD mithilfe geeigneter Tools in die Unternehmens-IT einzubinden, anstatt es generell zu verbieten. Bei Matrix42 sind die Entwicklung einer Mobile-Device-Management-Strategie sowie das ganzheitliche Management sämtlicher Endgeräte sogar Kern des Angebots. Allerdings haben auch unabhängige Studien von Marktforschern wie IDC, Forrester Research und zahlreichen weiteren mehrfach einen starken Trend in Richtung BYOD identifiziert. IDC etwa warnt vor einer leichtfertigen „Tolerierung“ der privaten Geräte im Unternehmen ohne eine geeignete IT-Einbindung, und nur sehr wenige Unternehmen seien heute tatsächlich auf die Unterstützung von Consumer-Technik am Arbeitsplatz vorbereitet. „BYOD stellt ein Betriebsszenario dar, das deutlich schwieriger zu implementieren ist als der einheitliche und strukturierte Einsatz von Endgeräten, die Firmeneigentum darstellen“, so Markus Hock, Consultant für Sicherheitslösungen bei Profi Engineering Systems. „Administrationsaufwand, Rechtssicherheit und Nutzungsbedingungen sind schwierig zu realisierende Eckpunkte des BYOD-Szenarios.“ Ob die Vorteile dieses Betriebskonzepts überwiegen, sei individuell zu entscheiden. Einen viel versprechenden Ansatz für die praktische Realisierung sieht Hock in der Virtualisierung eines abgekapselten und voll verwalteten Unternehmens-Smartphones auf dem physischen privaten Endgerät. „VMware hat mit Horizon bereits eine solche Lösung vorgestellt – allerdings steht man hier insgesamt noch am Anfang der Entwicklung“, so Hock. Dennoch hat sich in Sachen „Mobile Security“ und MDM in den letzten beiden Jahren viel getan. Waren 2010 Juniper mit seiner „Junos Pulse Mobile Security Suite“ sowie Mobileiron mit seinem „Virtual Smartphone“ noch relativ allein auf weiter Flur, kommen neue Lösungen inzwischen fast im Wochentakt. Unter den jüngeren Mobile-Device-Unterstützern finden sich auch schwergewichtige Anbieter für TK-Equipment, die Mobile Security und/oder MDM in ihre großen IP-Collaboration-Suiten integrieren – etwa Avaya mit „IP Office 8.1“ und Alcatel-Lucent mit „Opentouch Conversation (OTC)“. Der IT-Dienstleister Materna wiederum hat seine „DX-Union Management Suite“ für das Client- und Server-Management um ein Modul für das MDM erweitert. Dieses stammt von Dialogs Software – seit April dieses Jahres Teil des IT-Sicherheitsunternehmens Sophos. Es erlaubt DX-Union-Anwendern, mobile Endgeräte – gleichgültig ob vom Unternehmen gestellt oder privat – in ihr Software-Management zu integrieren und Sicherheitsrichtlinien von zentraler Stelle aus auf diese zu verteilen. Mit der Lösung „Mobile Device Management“ von BMC erhalten IT-Abteilungen Funktionen, um den gesamten Lifecycle mobiler Geräte sicher zu verwalten. Die Technik vereinfacht laut Anbieter die notwendigen Abläufe für alle Arten von Mobilgeräten sowie deren Betriebssystemen und stellt dafür eine einheitliche Konsole bereit. Auch Novell ist jetzt auf den BYOD-Zug aufgesprungen: „Zenworks Mobile Management (ZMM)“ soll IT-Verantwortliche bei der Bewältigung eines BYOD-Rollouts hinsichtlich Sicherheit, Datei-Sharing, Anwendungs-, Asset- und Inventory-Management sowie Compliance unterstützen. So könnten Unternehmen die Vielzahl an Mobilgeräten (darunter IOS-, Android-, Symbian-, Windows-Mobile- und andere Activesync-Geräte), die Mitarbeiter privat wie beruflich nutzen, verwalten und sichern, ohne ihre IT-Abteilung übermäßig zu strapazieren.
Fazit
Die mobilen Geräte selbst verfügen zumindest in der jüngsten Generation über eine technische Ausstattung und Qualität, die sie als ständiger Begleiter gleichsam „unverzichtbar nützlich“ machen – sowohl privat als auch im Betrieb. Der Markt hat den Bedarf erkannt und bringt inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen zur aktiven Unterstützung von BYOD hervor. Das angemessene Niveau an „Usability“ scheint dort jedoch noch nicht immer erreicht, wie beispielsweise Ergebnisse der MDM-Testserie nahelegen. Allerdings schreitet auch hier die Entwicklung sehr schnell voran. Der Autor auf LANline.de: ElCorrespondente