Dirk Backofen, Leiter Marketing Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland, erläutert in einem Kommentar auf crn.de, warum dem deutschen Mittelstand die Digitalisierung keinesfalls egal sein sollte.
Backofen nimmt in seinem Kommentar Stellung zu aktuellen Umfragen, die etwa von der DZ-Bank oder dem DIHK veröffentlicht wurden. Der in Zeitungsberichten vermittelte Tenor, der deutsche Mittelstand habe den Trend der Digitalisierung vielfach noch nicht erkannt, stimme so nicht, hält Backofen dagegen. Ein genauer Blick auf die Untersuchungen zeige: Die große Mehrheit der Unternehmen messe der Digitalisierung eine hohe strategische Relevanz bei. Backofen meint: Wer nicht digitalisiert, fällt irgendwann aus der Wertschöpfungskette raus. Doch dank des starken Mittelstands bestehe gegenwärtig die große Chance, ein neues, digitales Wirtschaftswunder zu gestalten.
Das Gipfeltreffen der Weltmarktführer Anfang Februar in Schwäbisch Hall brachte es noch einmal ans Licht. Viele deutsche Konzerne und Mittelständler sind bei der Digitalisierung weit hinten dran. Darüber waren sich fast alle Experten einig. Die Gründe sind vielfältig, und es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die Old Economy dabei ist, einen Trend zu verschlafen oder ob von Regierungsseite mehr getan werden müsste. Fest steht: Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. So brachte es Michael Ziesemer, Präsident des Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie in Schwäbisch Hall auf den Punkt. Und das zwingt die Unternehmen zum Handeln. Denn wer nicht digitalisiert, fällt irgendwann aus der Wertschöpfungskette heraus, und die Geschäfte werden ohne ihn gemacht.
Immerhin: Mehr als zwei Drittel der Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass sie im eigenen Betrieb digital nachrüsten müssen. Das belegen Studien. Die Einsicht kommt zu einem günstigen Zeitpunkt. Denn selten waren deutsche Unternehmen, vor allem Mittelständler, so erfolgreich. Die Bundesregierung hat die Konjunkturprognose 2015 gerade erst auf 1,5 Prozent erhöht. Vielerorts sind die Auftragsbücher voll und die Umsätze steigen. Unser Mittelstand und unsere 1.300 Weltmarktführer stehen für höchste Qualität, Verlässlichkeit und Präzision. Diesen Vorsprung sollten Unternehmen nicht einbüßen – zumal sich durch die Digitalisierung neue Geschäftschancen eröffnen.
Was heißt das ganz konkret auf die Firmen-Ebene heruntergebrochen? Mit Hilfe der Digitalisierung gestalten Unternehmen ihre Prozesse effektiver. Ein Beispiel: Häufig wollen Mitarbeiter ihre Daten und Anwendungen auch unterwegs auf Smartphone und Tablet dabei haben. Dies zu ermöglichen, könnte ein Anfang der Digitalisierung im Büro und im Außendienst sein. Damit stehen Kundeninformationen und Auftragsmodalitäten rund um die Uhr überall zur Verfügung. Ähnlich die virtuelle Telefonanlage: Sie verbessert die Erreichbarkeit und Anfragen lassen sich schneller beantworten. Mitarbeiter nehmen Gespräche per Mausklick am Bildschirm an.
Oder: Firmen wollen insgesamt flexibler agieren. Gleichzeitig stellen ihre Kunden hohe Anforderungen an die Datensicherheit. Das bindet Ressourcen. Die Lösung kommt aus der Cloud. Dienstleister übernehmen die Datenverantwortung, wenn Mittelständler ihre Server dorthin auslagern und so zum Beispiel Lastspitzen des Weihnachtsgeschäfts problemlos auffangen.
Digitalisierung kann aber noch mehr als Prozesse effektiver gestalten. Dafür muss sie sich durch die Firmenstrategie ziehen wie ein roter Faden. So ergeben sich ganz neue Geschäftschancen. Etwa wenn Mittelständler Produktion, Vertrieb und Services mit digitalem Know-how verknüpfen.
Nehmen wir einmal den Online Shop. Klar, der kostet zunächst einmal Geld. Das mag den einen oder anderen abschrecken, aber ein Online-Shop ist nicht nur ein zusätzlicher Verkaufskanal. Über einen Online-Shop tauschen sich Händler mit ihren Kunden aus, womöglich sogar im Beratungsgespräch während des Kaufs. So dient der digitalisierte Vertrieb auch dazu, den eigenen Anspruch des Mittelstands nach mehr Kundennähe zu erfüllen.
Alle diese Beispiele zeigen: Die Digitalisierung ist für den Mittelstand unverzichtbar, weil sie hilft, ihn erfolgreich zu machen. Sie sichert seine Zukunft.
Denn genau die steht auf dem Spiel: Die deutsche Wirtschaft und ihre Unternehmen stehen am Scheideweg: ohne Digitalisierung weniger Fortschritt und kein Wachstum. Wir mögen die erste Hälfte der Digitalisierung an die USA und Asien verloren haben. Aber wir haben mit den günstigen Rahmenbedingungen der hiesigen Wirtschaft und dank eines starken Mittelstands jetzt die Chancen, ein neues, ein digitales Wirtschaftswunder zu gestalten. Wir sollten die Gunst der Stunde nutzen.