Shopgeflüster
Ciao Premium, hallo Discount!
Bei drohendem Untergang schlagen Unternehmen gerne schnelle Haken. Sich neuerfinden treibt aber oft seltsame Blüten.
Meist richten sich Unternehmen neu aus, wenn sie schon lange in eine falsche Richtung abgedriftet sind. Drohende Abgründe sollen dann mit einem dezenten Kurswechsel korrigiert werden. Bei ganz hartnäckigen Fällen hilft aber nur noch ein Neustart. Von der Umstrukturierung samt komplexen Organigrammen bis zur kompletten Neuausrichtung zaubern manche Firmen die abstrusesten Pläne aus dem Hut.
Auch Microsoft will sich neuerfinden. Mit dem Surface RT hat sich der Konzern aber einen Bärendienst erwiesen. Generell scheint der Konzern es sich mit allen Seiten verdorben zu haben. Hersteller boykottieren Windows RT, Kunden meiden Windows 8 und Partner sollen laut Kevin Turner ihre Kundschaft zu Microsoft in die Flagshipstores einladen. Dort könnten diese dann das Surface-Tablet erleben, das nur dort exklusiv und direkt vertrieben wird, so wie es Apple mit seinen Produkten längst praktiziert. Die Partner werden sich bedanken.
Selbst SAP hat die »schöne neue Welt« der Ladengeschäfte für sich entdeckt. Die Laufkundschaft wird für die komplexen Fachgespräche von SAP-Gurus und IT-Profis am Feierabend bestimmt ein Schmunzeln übrig haben.
Für Apple sind die viel diskutierten Shops in Innenstädten mittlerweile schon wieder ein Auslaufmodell. Die Amerikaner haben ihre Augen bereits auf ganz neue Vertriebswege gerichtet. An der Tankstelle das »iPhone to go« oder noch kurz vor Reiseantritt ein iPad aus einem Automaten ziehen, zeigt die Zukunft auf dem Weg zu neuen Marktanteilen. »Premium ist auf Dauer dumm« und ähnliche Parolen sollen durch die Marketing-Abteilungen geistern, wie die Kopfnuss in Erfahrung brachte. Um seine Produkte in den Massenmarkt zu drücken, ist Apple nahezu jedes Mittel recht. Neuerdings lautet die Devise: »Raus aus den Apple-Stores, rein in den Discount«, und wenn das nächste Mal der Zehner-Pack T-Shirts über die Ladentheke bei Kik wandert, fragt eine freundliche Stimme: »Darf’s dazu noch ein iPhone sein?«
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