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Das "destillierte" Studium

3. Dezember 2018, 9:35 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Komplementäres Angebot

Wer einen Abschluss bei der Academy gemacht hat, bekommt schließlich einen entsprechenden Nachweis. Allerdings, so Academy-Geschäftsführer Philipp Leipold, sei das auf Seiten der zukünftigen Arbeitgeber gar nicht so wichtig: „Am Anfang hatten wir Zertifizierungen machen lassen und haben gemerkt: Die Kunden wollen das eigentlich gar nicht.“ Vielmehr ginge es um das persönliche Kennenlernen, die Erfahrungen auf Seiten der Rekruten und was sie antreibe – weniger um Zertifizierungen. „Natürlich bekommen sie auch einen Nachweis, dass sie da waren, eine Urkunde“, führt Leipold weiter aus. „Aber es ist kein offizieller Bachelor oder Master, weil wir uns ja auch gar nicht in Konkurrenz zu den klassischen Studienabschlüssen begeben wollen. Unser Angebot ist eher komplementär. Wir denken in Potenzialen und in Motivation. Nicht in Noten.“

Transformation auch in der Denkweise
Wenn es um die Digitalisierung oder Digitale Transformation geht, die die Branche gerade umtreibt, sieht Leipold einen klaren Trend bei potenziellen, zukünftigen Arbeitgebern: Viele hätten sich – auch wenn sie Banklizenzen haben oder Autos verkaufen – mittlerweile zum IT-Unternehmen gewandelt. Stichwort Automatisierung. „ Ich sehe das als Chance“, so Leipold. „Kreativität und vernetztes, übergeordnetes Denken – das ist genau das, was uns als Nicht-Maschinen auszeichnet und auch in unseren Diversity-Charakter reinspielt. Genau da kommen wir der Digitalen Transformation entgegen. Weil wir sagen: Sowas wie Vielseitigkeit kann man nicht automatisieren.“ Die Tools hingegen – egal ob Java oder C-Sharp – könne man sich relativ schnell aneignen. „Von daher ist für mich die Digitale Transformation auch ein Mindset und eine unfassbare Chance!“, bekräftigt Leipold. Und genau hier setze auch die Academy an, indem man beide Seiten, Auszubildende aber auch Arbeitgeber, auf diese Veränderungen vorbereite und genau diese Themen anspreche. Leipold: „Aber auch indem wir Soft-Skill-Schulungen anbieten und die Kommunikation in den Mittelpunkt rücken.“ Damit bereite man die Leute auf Widerstände vor. Und schließlich gehe es auch oft darum, den Leuten, die IT-nah arbeiten, zu vermitteln: Wofür mache ich das eigentlich? „Wenn wir einen Lastwagenfahrer vermitteln, der Java kann, hat der ein ganz anderes Verständnis von Lieferströmen als nur ein ‚normaler“ Fahrer“, führt Leipold exemplarisch an.  

Dass es nicht einfach ist, solche Widerstände – auch beziehungsweise vor allem in den Köpfen von Verantwortlichen – zum Schmelzen zu bringen, dessen ist sich Philipp Leipold durchaus bewusst. „Natürlich ist der Transfer schwer. Das merkt man auch beim Kunden“, gibt der Academy-Leiter zu. Hier sei eine Kultur des Lernens und der Veränderung entscheidend. „Sobald man dieses positivistische Menschenbild einmal aufgenommen hat, wird sich viel ändern“, so Leipold. „Und wer weiß: Vielleicht sehen wir unsere Consultants alle fünf Jahre wieder.“

Ein skalierbares Konzept
Nach dem erfolgreichen Start des ersten Kurses im Juli in München läuft derzeit ein zweiter – abermals mit Blick auf Java-Programmierung – bis einschließlich Dezember. Die Kurse werden ab 2019 in Vollzeit in den neu eröffneten Räumen auf dem Campus der TU München in Garching durchgeführt, wo in vier Klassenzimmern an die 72 Teilnehmer gleichzeitig ausgebildet werden können. Ein weiterer Ausbildungsstrang mit Fokus C#/.NET-Programmierung und eine Klasse im Bereich Netzwerktechnik fangen ab Februar an. Interessierte haben die Möglichkeit, sich noch bis zum 14. Dezember zu bewerben. Englischsprachige Kurse sind angedacht, derzeit werden sie nur auf Deutsch gehalten. Neben einem weiteren Office in Hamburg schließt Leipold einen weiteren Standort in Zukunft in Berlin oder anderen Metropolregionen nicht aus. Dort hätte man sowohl die passsenden Kunden als auch Kandidaten.

Fernab von der IT seien, zumindest in Schweden, demnächst auch ingenieurswissenschaftliche, kaufmännische und pharmazeutische Programminhalte in der Planung. „Das Konzept ist skalierbar“, fasst Leipold zusammen. „Wir werden zwar in zwölf Wochen keinen Gehirnchirurgen ausbilden, aber theoretisch ist Vieles möglich.“ In Deutschland werde es jedoch vorerst bei den IT-spezifischen Kursen bleiben; gegebenenfalls auch in Zusammenarbeit mit Unternehmen. Viele progressive Unternehmen seien nämlich in Branchen tätig, in denen die Nachfrage nach qualifizierten Kräften das Angebot an geeigneten Kandidaten übersteige. So sind Programme denkbar, die auf die Bedürfnisse von Unternehmen maßgeschneidert werden. So geschehen beispielsweise beim IT-Systemhaus Microstaxx, für das die Academy die Ausbildung von Aruba-Spezialisten realisiert (siehe Infos unten). Ein anderes Beispiel ist Siemens: Hier habe die Academy die Ausbildung zum technische Gebäudeausrüster beziehungsweise Projektleiter im Bau übernommen. „Ein großes Thema, denn hier gibt es faktisch keine Ausbildung, die einen darauf vorbereitet. Da füllen wir quasi die Lücke“, so Leipold. Das Lehrpersonal komme dabei entweder vom Unternehmen oder die Academy selbst mache entsprechende Ressourcen auf dem Markt ausfindig.

Aus der Praxis: Vom Quereinsteiger zum Aruba-Spezialisten
Dass das Programm erste Früchte trägt, verdeutlicht unter anderem eine vor Kurzem bekanntgegebene Kooperation der Academy mit Microstaxx. Das IT-Systemhaus setzt dabei auf die Expertise des Weiterbildungsanbieters in Sachen Netzwerktechnik. Die „microstaxx Academy“, wie sie konkret heißt,  wird in einem zwölfwöchigen Kurs 15 neue Mitarbeiter für das Unternehmen ausbilden, die im direkten Anschluss an die Ausbildung als Junior Netzwerktechniker/in den Microstaxx-Standorten in München und Düsseldorf arbeiten werden. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das Academy-Programm für uns die perfekte Lösung, um gute, motivierte und top ausgebildete Mitarbeiter zu finden”, sagt Barbara Burkner, Prokuristin und Manager Human Resources/Finance bei Microstaxx. „Wir sind beeindruckt davon, wie Academy auf unsere Bedürfnisse eingegangen ist und einen Kurs kreiert hat, der exakt unseren Anforderungen entspricht und diese praxisnah in dem Programm umsetzt.”

Die „microstaxx Academy“ fokussiert sich dabei auf Inhalte rund um den Mobilitäts- und IoT-Lösungsanbieter Aruba. Die späteren Aufgaben der ausgebildeten Junior Netzwerktechniker umfassen unter anderem die Planung, Entwicklung und Administration von Netzwerkinfrastrukturen, die Evaluierung und Bewertung neuer Technologien sowie die kompetente Unterstützung und Beratung der microstaxx-Kunden.

Der Rekrutierungsprozess der Kursteilnehmer startete im Sommer 2018. Die „microstaxx Academy“ beginnt für die ausgewählten 15 Teilnehmer am 7. Januar mit den vierwöchigen Vorstudien 2019.


  1. Das "destillierte" Studium
  2. Die Ausbildung: komprimiert, praxisorientiert, erfüllend
  3. Komplementäres Angebot

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