Überfordern die digitalen Medien den Menschen – wie lässt sich hier vorbeugen bzw. gegensteuern?
Krogius: Die aktuellen Entwicklungen sind teilweise zu schnell für den einzelnen Menschen gekommen. Manche haben das Gefühl, von den digitalen Medien überwältigt zu werden und bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über Meinungen und Entscheidungen zu verlieren. Nach wie vor glaube ich aber, dass die Menschen die Kontrolle haben werden und den ultimativen Informationsbedarf individuell gestalten und auf ihre spezifischen Bedürfnisse abstimmen werden. Man muss sich Ziele und Regeln setzen und darf nicht zulassen, dass externe Kräfte die eigene Integrität zu sehr beeinflussen.
Luscher: Alle Themen und Tools müssen intuitiv sein. Viele Unternehmen bringen etwas auf den Markt beziehungsweise implementieren es bei sich, ohne dass es einen nachhaltigen Nutzen für den Kunden hat. In der Budget-Hotellerie prüfen wir ganz genau, was für uns Sinn macht und welchen Trend wir an uns vorbeiziehen lassen. Bekommt ein Kunde wirklich ein gutes Rabattangebot für einen Mietwagen, wenn er ein Hotel gerade gebucht hat? Sucht ein Gast wirklich auf einer Hotel-App nach der Nummer das lokalen Taxiunternehmens? Wir wollen unseren Gästen etwas anbieten, das sie wirklich benötigen. Auf Schnickschnack verzichten wir in jeder Hinsicht.
Sepold: Viele Menschen scheinen überfordert von den Möglichkeiten der Kommunikation in den digitalen Medien. Die Überforderung ist meist eine rein emotionale. Es geht dabei oft um Gefühle von Überinformation und Kontrollverlust. Vorbeugen und Gegensteuern lässt sich am besten durch Kommunikation – in den Unternehmen wie auch in den anderen Lebensbereichen: Aufklären, Einbinden, Diskutieren – mit Respekt und auf Augenhöhe. Und natürlich hilft auch der Wille, sich nicht zum Untertan der sozialen Medien machen zu lassen. Selbstdisziplin und „echte“ zwischenmenschliche 1:1-Kommunikation sind probate Mittel, dem teilweise ausufernden „digitalen Wahnsinn“ Einhalt zu gebieten.