Wie werden sich Unternehmen, Management und Führung im Zeitalter der Industrie 4.0 verändern (müssen)?
Konrad Krafft: Digitalisierung ist ein Demokratisierungs-Katalysator. Unternehmen und deren Führungskräfte müssen sich dem stellen. Sie müssen Transparenz wagen und leben. Und erkennen, dass ein Unternehmen, das nach starren hierarchischen Prinzipien arbeitet, im Zeitalter der digitalen Transformation zu unbeweglich geworden ist. Zellenartige Strukturen mit Teams, die projektbezogen agil zusammenarbeiten, sind flexibler, binden fachübergreifende Kompetenzen leichter ein und arbeiten effizienter. Durch datengetriebene Entscheidungen wird in der Führung die Sachkompetenz zunehmend wichtiger als Hierarchien. Auch das Delegieren von Entscheidungskompetenzen, zum Beispiel in die Projektteams hinein, wird wichtiger.
Thomas Denk: Der Kunde bestimmt mehr denn je, wie ein Unternehmen zu agieren hat. Erfolg hat, wer die Menschen auf allen Kanälen begleitet, wer präziser auf ihre Bedürfnisse eingeht und die Chancen der Digitalisierung konsequent zu nutzen versteht. Dafür müssen die Prozesse schlank und kundenorientiert gestaltet werden. Unternehmen müssen sich an den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren, auf allen Kanälen – mit gleicher Konsequenz und in hoher Qualität. Jeder Mitarbeiter trägt zum Gesamtbild der Firma in der Öffentlichkeit bei – egal, ob er in der Produktion oder im Marketing tätig ist. Das Bewusstsein hierfür muss erarbeitet und digitale Kompetenzen gefördert werden. Dazu benötigen Unternehmen flexible Strukturen. Das Ökosystem mit Partnern und Lieferanten muss neu ausgerichtet werden, interne Strukturen und Abläufe müssen auf den Prüfstand. Management und Führung müssen den Wandel aktiv vorantreiben und vorleben.
Florian Leibert: Sie müssen Veränderungen als Chance begreifen lernen. Nicht wehmütig auf Vergangenes zurückschauen, sondern gespannt und motiviert nach vorne blicken. Dazu ist es notwendig, eine Vision von der Zukunft zu haben, Trends früh zu erkennen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Da kann man sich viel im Silicon Valley abschauen. Hier wird zwar auch viel geredet, aber eben auch viel gemacht. Dabei darf man natürlich nie den Menschen, die eigenen Mitarbeiter, aus dem Blick verlieren. Das eigene Ego hinten anstehen zu lassen, auf dem Boden zu bleiben, das hilft extrem. Heute gewinnt die bessere Idee, egal woher das Konzept dafür stammt. Blindlings top-down, damit lässt sich heute kein Blumentopf mehr gewinnen.