Deutschland wird 2035 eine der ältesten Bevölkerungen weltweit haben. Altengerechte Wohn- und Infrastrukturangeboten und die Ausrüstung von Wohnräumen mit "smarten" Assistenzsysteme (Ambient Assisted Living, AAL) sollen ein sicheres und komfortables Wohnen im hohen Alter ermöglichen.
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Eine ältere Bevölkerung ist mit mehr Pflegebedarf und Kosten verbunden. Entlastung bieten technische Hilfsmittel von Putzrobotern bis zu telemedizinischen Systemen. Damit im Alter ein sicheres Wohnen möglich ist, sollen die Kommunen Häuser und Wohnungen mit AAL-Systemen ausrüsten. Da es keine standardisierten Endgeräte gibt, ist das Umrüsten jedoch aufwändig.
Daher hat die Deutsche Kommission Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik im DIN und der VDE die Normungs-Roadmap AAL erarbeitet. Diese soll die Entwicklung und Umsetzung von AAL-Anwendungen beschleunigen sowie Impulse für die internationale Normung geben. Die Roadmap identifiziert konkrete Defizite und Lücken in technischen Assistenzsystemen, analysiert diese und schließt sie durch initiierte Normungsprojekte.
Durch den demografischen Wandel vieler Industriestaaten hin zu einer alternden Gesellschaft soll im Jahr 2012 der Markt für technische Assistenzsysteme und -produkte in den USA und Europa bis auf 7,7 Milliarden Dollar wachsen. Da Deutschland in vielen Arten der Elektrotechnik international eine gute Wettbewerbsposition hat, empfiehlt die Normungs-Roadmap, in kurzem Zeitraum internationale Normen für technische Assistenzsysteme zu etablieren, um sie auf dem europäischen Binnenmarkt und darüber hinaus durchzusetzen.
Normen und Standards, die eine Interoperabilität von Systemkomponenten verschiedener Hersteller ermöglichen, sind Voraussetzung für die Anwendung von intelligenten Assistenzsystemen in der Breite. Die Systemmodelle funktionieren derzeit mit technisch einfachen Produkten und einer geringen Anzahl von Anwendungen unterschiedlicher Hersteller. Da diese an Komplexität steigen sollen, sind Weiter- und Neuentwicklungen relevanter Normen und Spezifikationen nötig. Zudem müssen die Rahmenbedingungen diskutieren sowie heterogene Nutzeranforderungen und Anforderungen an Assistenzsysteme in unterschiedlichen Bereichen definieren, so der VDE.
Die Roadmap sorgt für Koordinierung und Integration verschiedener Aktivitäten im AAL-Umfeld und unterschiedlicher Domänen. Sie soll Hersteller und Entwickler beim Entwurf von Produkten unterstützen und zum Verständnis sowie der Interoperabilität und Kompatibilität von AAL-Komponenten beitragen. Zusätzlich soll mit der Roadmap die Entwicklung von Integrationsprofilen für prototypische Anwendungsszenarien vorangetrieben werden.
Für den betreiberübergreifenden Betrieb von technischen Assistenzsystemen empfiehlt der VDE die Lücken im derzeitigen Normenwerk zu schließen. Das erfordert Regelungen zur Kooperation und Verteilung von Verantwortung zwischen den Beteiligten. Um eine herstellerübergreifende Interoperabilität von Systemen und Komponenten zu ermöglichen, arbeitet der VDE an einer Normung der Schnittstellen und Datenformate. Die Modellierung solcher typischen Anwendungsszenarien entspricht dem Konzept der Integrationsprofile, die bereits in der Medizintechnik eingesetzt werden, um die Interoperabilität komplexer heterogener IT-Systeme zu verbessern. Ein weiterer Punkt betrifft die Zertifizierung und Prüfsiegelvergabe. Zertifizierungen zur Qualitätssicherung sind für Produkte, Anbieter, für die auch ein Datenschutzsiegel möglich ist, sowie für Fachkräfte notwendig. Zudem empfiehlt die Roadmap eine Definition von einheitlichen Fachbegriffen im AAL-Umfeld.