TK-Anlagen

„Die Bereitschaft, in UCC zu investieren, ist so hoch wie nie“

17. Januar 2018, 13:32 Uhr | Stefan Adelmann
© Fotolia / Sergey Nivens

Guido Nickenig ist Senior Director Pre-Sales DACH beim ITK-Distributor Westcon UCC. Im funkschau-Interview erklärt er, was eine TK-Anlage in Zukunft leisten muss und wo er den größten Nachholbedarf beim Umstieg auf eine IP-Lösung sieht.

funkschau: Herr Nickenig, viele Hersteller sprechen vom digitalen Arbeitsplatz oder nennen Unified Communications als Standard. Aber wie weit ist die Kommunikationsinfrastruktur in mittelständischen Unternehmen wirklich? Wie sehen die typischen Projekte Ihrer Partner aus? 

Guido Nickenig: Wie ein typisches Projekt aussieht, hängt maßgeblich von der Branche und der Größe des Kunden ab. In einem inhabergeführten Fertigungsunternehmen steht auch heute noch eine kleine TK-Anlage im Serverraum und ein DECT-Telefon auf dem Schreibtisch, während ein mittelständischer Software-Anbieter schon mit Softphones über die Cloud telefoniert. Man merkt aber über alle Unternehmen hinweg eine gewisse Aufbruchsstimmung. Features wie Video und Presence Management bieten einen klaren Mehrwert und werden immer öfter aktiv von den Mitarbeitern eingefordert. Die Bereitschaft, in UCC zu investieren, ist daher so hoch wie nie.

funkschau: Was muss eine moderne TK-Anlage heutzutage leisten? Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Funktionen?

Nickenig: Die drei wichtigsten UCC-Funktionalitäten sind aus unserer Sicht das Desk-Sharing, das Messaging und die Video-Telefonie. Desk-Sharing, weil Betriebe damit die Zahl ihrer Büro-Arbeitsplätze nachhaltig reduzieren können – und so auf Dauer erhebliche Einsparungen realisieren. Messaging, weil die Mitarbeiter damit gerade in Office-Umgebungen nachweislich produktiver und effizienter arbeiten und besser erreichbar bleiben. Und Video, weil es unsere Zusammenarbeit in globalen und verteilten Teams auf einen ganz neuen Level hebt. Es ist etwas völlig anderes, ob man die Kollegen in Seattle, Singapur oder Sidney anruft, oder ob man sie live sieht und direkt adressiert. Wer das einmal ausprobiert hat, wird darauf nie mehr verzichten.

Guido Nickenig von Westcon
Guido Nickenig ist Senior Director Pre-Sales DACH bei Westcon UCC
© Westcon

funkschau: Viele Unternehmen wechseln aktuell auf eine IP-Lösung. Was empfehlen Sie, was man unbedingt im Auge behalten sollte?

Nickenig: Ein Thema, das viele Unternehmen bei ihrer Migration geradezu sträflich vernachlässigen ist die Integration und Konfiguration eines leistungsfähigen Session Border Controllers (SBC). Ein SBC sorgt nicht nur dafür, dass die SIP-Anbindung an den Provider reibungslos und stabil funktioniert. Als Firewall für den Voice-Traffic verhindert er überdies zuverlässig, dass Cyberkriminelle die UCC-Plattform durch gefährliche Angriffe kompromittieren. Damit ist er eine Schlüsselkomponente jeder UCC-Architektur und sollte von vorneherein eingeplant werden.

funkschau: Worin bestehen Ihrer Erfahrung nach die aktuell größten technischen Herausforderungen bei der Implementierung einer Kommunikationsinfrastruktur?

Nickenig: Die größte Herausforderung bei der UCC-Integration ist nach wie vor die Voice- und Video-Readiness der Netzwerke. Viele Unternehmen unterschätzen die hohen Anforderungen bei der Echtzeitkommunikation im Enterprise-WAN. Wer die Netzwerk-Performance nicht sorgfältig analysiert und seine WAN- und Switching-Infrastrukturen nicht optimiert, wird spätestens bei der ersten Videokonferenz mit Qualitätsproblemen zu kämpfen haben. Dann gehen die Anwender auf die Barrikaden – und schon ist die Akzeptanz der Lösung dahin.
Was direkt zur zweiten großen Herausforderung führt: dem Mitnehmen der Anwender. Auch das nehmen viele Betriebe noch auf die leichte Schulter. Dabei steht und fällt der Erfolg jedes UCC-Projekts damit, ob die Mitarbeiter die Lösung gerne und aktiv nutzen. Unternehmen sind daher gut beraten, schon im Vorfeld ein professionelles Change Management aufzusetzen und die Mitarbeiter über alle Abteilungen und Hierarchien hinweg frühzeitig einzubinden.

funkschau: Was raten Sie Ihren Partnern, wie Sie das Thema „Zukunftssichere Business-Kommunikation“ angehen sollten?

Nickenig: Erfahrungsgemäß verkaufen sich UCC-Lösungen am besten, wenn die Kunden Gelegenheit hatten, die Systeme zu testen und sich im Live-Betrieb von den Möglichkeiten zu überzeugen. Meine Empfehlung ist daher: Setzen Sie einen individuellen Proof-of-Concept auf. Holen Sie alle Entscheider aus der Geschäftsleitung, der IT und den Fachabteilungen des Kunden dazu – und zeigen Sie ihnen, wie UCC ihren Alltag verbessern wird. Wenn Ihre Sales- und Consulting-Teams fit sind und die neue Lösung mitreißend präsentieren, ist das Projekt nach einer solchen Testfahrt schon fast in trockenen Tüchern.


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