Energie

Speicher als Schlüsseltechnologie für die Energiewende

25. Juli 2023, 7:32 Uhr | Autor: Tillmann Braun / Redaktion: Diana Künstler
© Fraunhofer CSP/Sven Döring

Damit sich Solarstrom als ebenso verlässliche wie kostengünstige Energiequelle etablieren kann, braucht es entsprechende Speicherlösungen. Während einige an Zukunftsvisionen schmieden, sorgen andere dafür, dass Solarspeicher schon bald so selbstverständlich genutzt werden könnten wie Smartphones.

Während die Erzeugerpreise für eine Kilowattstunde Solarstrom vor ein paar Jahren noch bei über 20 Cent lagen, sind diese mittlerweile um bis zu 90 Prozent gesunken. Zu verdanken ist der Preisverfall der Massenproduktion von Solarmodulen in China. Das größte Problem der regenerativen Solar- und Windenergie ist somit nicht mehr die Produktion selbst. Kopfzerbrechen bereiten vielmehr die Schwankungen bei der Erzeugung und Einspeisung in das Energienetz. Für eine konstante Energieversorgung mit grünem Strom sind entsprechende Zwischenspeicher deshalb zwingend notwendig. Noch gibt es diese jedoch nicht in den erforderlichen Stückzahlen und Größenordnungen, wie sie benötigt werden, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten.

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Globale Prognose für stationäre Energiespeicher
Globale Prognose für stationäre Energiespeicher
© RWTH-Aachen

Deutlich erkennbar ist jedoch, dass die Nachfrage nach Solarspeichern weltweit steigt, insbesondere in Ländern wie Deutschland, Australien und den USA. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE werden bis 2030 weltweit rund 220 Gigawattstunden an Solarspeicher-Kapazität benötigt, um die Energiewende voranzutreiben. Solarspeicher können dazu beitragen, die Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und die Netzstabilität zu erhöhen. Insbesondere in Zeiten von Dunkelflauten, wenn weder Sonne noch Wind Energie liefern, dienen Speicherlösungen als wichtige Ergänzung zu anderen Energiequellen.

E-Autos als möglicher Energiespeicher

Innovative Lösungen sind gefragt, um die Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, Dr. Herbert Diess, hat etwa die Vision, dass jedes in Deutschland neu zugelassene E-Fahrzeug einen Beitrag zur Stabilität und Flexibilität der Stromnetze tragen könnte. Die aktuell rund eine Million E-Fahrzeuge besäßen bereits 55 Gigawattstunden Speicherkapazität. In den nächsten sieben Jahren könnten über 800 Gigawattstunden Speicherkapazität durch E-Fahrzeuge hinzukommen. Würde hiervon nur ein kleiner Teil zur Netzstabilisierung nutzbar gemacht werden, wäre dies laut Herbert Diess ein großer Hebel für die Energie- und Mobilitätswende.

Ob E-Autos eines Tages tatsächlich als Energiespeicher genutzt werden können, bleibt jedoch abzuwarten. Derzeit ist dies mehr Wunschdenken als Realität. Gerade in Deutschland geht der Verkauf von E-Autos sowie der Aufbau der benötigten Ladeinfrastruktur eher schleppend voran. Darüber hinaus müssten noch viele rechtliche sowie bürokratische Hürden überwunden, Abrechnungsmodelle etabliert und intelligente Stromzähler installiert werden. Bei der Verbreitung von smarten Stromzählern ist Deutschland im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn aktuell allerdings auf dem letzten Platz.

Neue Speicherhersteller drängen auf den Markt

Bis E-Autos eines Tages womöglich zur Stabilität der Energie-Netze beitragen werden, dürfte also noch viel Zeit vergehen. Zeit, die keiner zu verlieren hat. Somit führt kein Weg an dedizierten Solarspeichern vorbei. Auf der Fachmesse The Smarter E Europe zeigte sich, dass sich die Branche durchaus weiterentwickelt. Federführend sind hier – wie bereits bei der Solarenergieproduktion – chinesische Unternehmen wie Vestwoods. Der weltweit tätige Speicherspezialist, der in Deutschland bisher eher nur Insidern ein Begriff war, bietet seine Speicherlösungen ab sofort nun auch im deutschsprachigen Raum an. „Wir sehen ein enormes Potenzial für Solarspeicher bei der Energiewende und als Lösung gegen die Dunkelflaute und für die Netzstabilität“, sagt Georg Steimel, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Vestwoods. „Mit unseren Speicherlösungen für den Heim-, Industrie- und Telekommunikationsbereich wollen wir allen Solarstromnutzern dabei helfen, das Meiste aus ihren PV-Anlagen zu holen“, so Steimel.

Smarter E 2023 Vestwoods
Vestwoods auf der Smarter E Europe im Juni in München. Georg Steimel, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Vestwoods, sieht ein „ein enormes Potenzial für Solarspeicher bei der Energiewende und als Lösung gegen die Dunkelflaute und für die Netzstabilität.“
© Tillmann Braun

In Ländern wie Südafrika, Japan, Korea und Indien werden die Speicherlösungen von Vestwoods bereits vielerorts genutzt, um zu jeder Tages- und Nachtzeit auf Solarenergie zurückgreifen zu können. In Deutschland will Vestwoods nicht zuletzt mit Preisen, die deutlich unter den bislang in Deutschland verfügbaren Angeboten liegen, neue Zielgruppen erschließen. „Indem wir Solarspeicher für viele zum ersten Mal erschwinglich machen, werden Solaranlagen für deutlich mehr Menschen und Unternehmen in Deutschland interessant – und dies führt zu mehr Akzeptanz und einer größeren Verbreitung“, erklärt Georg Steimel. „Ein Speichersystem ist grundsätzlich eine lohnende Investition, da der tagsüber zu viel erzeugte Solarstrom für einen späteren Zeitpunkt gespart und abgerufen werden kann, anstatt ihn unmittelbar in das lokale Energienetz einzuspeisen und später den benötigten Strom zu einem weitaus höheren Preis wieder einzukaufen“, so Steimel. „Allein durch die gesparten Stromkosten amortisiert sich die Investition bereits nach wenigen Jahren.“
Auch Autos, PCs und Handys waren einst keine Massenprodukte – bis sie erschwinglich wurden.

Welchen Effekt es haben kann, wenn innovative Produkte für weite Teile der Bevölkerung erschwinglich werden, lässt sich leicht anhand entsprechender Beispiele erkennen. Vom Auto über den PC bis hin zum Handy waren es zu Beginn stets nur die Gutbetuchten, die sich die ersten Modelle leisten konnten. Mittlerweile handelt es sich dagegen um Massenprodukte, die nahezu jeder Verbraucher besitzt und nutzt. Dank Vestwoods und anderen Anbietern wie LG Chem, Sonnen oder auch Tesla gibt es mittlerweile eine breite Palette an Speicherlösungen für den Solarbereich. In der Summe leistet die wachsende Zahl an Lösungen einen wichtigen und stetig steigenden Beitrag, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und die Netzstabilität zu erhöhen. Vor allem aber können effiziente Speicher einzelnen Verbrauchern wie auch Unternehmen schon jetzt dabei helfen, nicht länger auf teure und umweltverschmutzende Energiequellen angewiesen zu sein.

Tillmann Braun, freier Autor


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