Auf Grund der zunehmenden Verbreitung von OTT-Angeboten erwarten aktuell mehr als die Hälfte (53 Prozent) der befragten Mobilfunkanbieter in den nächsten fünf bis zehn Jahren einen Rückgang um über 20 Prozent bei der Nutzung von SMS und anderer klassischer mobiler Sprachanwendungen. „Einige Unternehmen versuchen bereits Gegenmaßnahmen zu entwickeln, in dem sie zum Beispiel Skype-Apps auf ihren Smartphones technisch unterbinden. Doch diese Strategie ist ineffizient, da viele Smartphone-Nutzer Technik-affin sind und Wege finden, die Sperre zu umgehen. Das Hauptrisiko ist aber, dass der Anbieter solche Kunden zu anderen Anbietern treibt, die diese Dienste zulassen“, sagt Volker Klünter von Steria Mummert Consulting. Eine andere Reaktion: 15,8 Prozent der Mobilfunkbetreiber verlangen für die Nutzung von OTT-Services eine Extragebühr – zum Nachteil der Verbraucher.
Viele Firmen setzen, so das Ergebnis einer Marktbeobachtung von Steria Mummert Consulting, zusätzlich auf ein Konkurrenzprodukt namens Joyn, entwickelt unter dem Namen „Rich Communications Suite-enhanced“ (RCS-e). Der neue Dienst soll nach mehreren Verzögerungen wegen Markenrechtsstreit nun im Oktober zuerst bei der Deutschen Telekom starten, andere Firmen wollen folgen. Joyn soll durch Features wie Chat, Video-Call, und File-Transfer nahtlos in einer Suite integriert und durch Erreichbarkeit aller Endgeräte (auch ohne Zusatz-App) punkten.
Alternative Angebote wie „RCS-e“ oder auch Telefónicas „TuMe“ würden den Chancen der OTT-Technologie ebenfalls noch nicht ausreichend Rechnung tragen, so Tyntec. Vielmehr führe die Entwicklung immer neuer Dienste dazu, dass der Sprach- und Nachrichten-Markt zunehmend fragmentiert werde. So können Verbraucher bislang nur dann untereinander kommunizieren, wenn sie dieselbe App oder denselben Service verwenden. Das Resultat sind so genannte „Walled Garden“: eigene, abgegrenzte Welten, welche den reibungslosen mobilen Austausch mit anderen Nutzern verhindern. „Die Verbraucher gewöhnen sich sehr schnell an die Vorteile von OTT-Angeboten. Deshalb müsste RCS-e einen deutlichen Mehrwert bieten, um von den Nutzern wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Davon ist nach derzeitigem Stand allerdings nicht auszugehen“, sagt Thorsten Trapp, CTO von Tyntec.