Die SD-WAN-Technologie bedeutet den größten technologischen Sprung im Bereich Netzwerke seit der Umstellung von Frame-Relay auf MPLS. Die Kunst bei der Einführung dieses Ansatzes ist es, die Erwartungshaltung des Kunden genau zu erfassen und mit den technischen Möglichkeiten zusammenzubringen.
Der Wandel hin zu immer mehr digitalen Medien, immer größerer Mobilität und Daten, auf die man von überall Zugriff haben sollte, modifiziert seit einigen Jahren den Rechenzentrumsmarkt grundlegend. Software wird immer häufiger als Dienst aus der Cloud bereitgestellt (Software-as-a-Service, SaaS). Gleichzeitig hat die Digitalisierung in Unternehmen Einzug gehalten. All dies veranlasst immer mehr Unternehmen, ihre Netzwerke auf die veränderten Anforderungen umzustellen. Es kommt darauf an, sämtliche Netzwerkfunktionen beizubehalten, sie aber an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
SD-WAN und NFV als Antwort auf veränderte Märkte und Nutzerszenarien
Die Antwort auf diese Herausforderung ist für Service Provider SD-WAN und ein umfangreiches Portfolio im Bereich NFV (Network Function Virtualisation). SD-WAN ermöglicht es, auf die neuen Anforderungen im Bereich Netzwerk zu reagieren, die sich im Wesentlichen wie folgt darstellen:
Doch wie kann SD-WAN die Anforderungen der Kunden bedienen? Am Anfang gilt es, die Erwartungshaltung des Kunden zu erfassen und gemeinsam zu ermitteln, was das SD-WAN des Service Providers dem Kunden bieten kann. Noch vor zwei Jahren waren Design und Anforderungsprofil bei einer Netzwerkausschreibung kein Thema. Es war klar, dass ein MPLS-Netzwerk benötigt wird. Jeder am Tisch wusste, wie MPLS funktioniert und man konnte schnell über die Details wie Quality-of-Service-Konzept oder Routing-Protokoll im LAN sprechen. Heute verlaufen die Gespräche etwas anders. Zunächst sollte man herausfinden, was der Kunde sich genau von SD-WAN verspricht und warum er der Meinung ist, dass SD-WAN seine Anforderungen erfüllt. Jeder Provider baut ein SD-WAN unterschiedlich auf, die SD-WAN-Appliance-Hersteller verwenden unterschiedliche Konzepte und Verfahren, um Datenpakete intelligent ans Ziel zu bringen. Möchte der Kunde beispielsweise nur beide heute vorhandenen Leitungen nutzen und weg von einem Aktiv-/Passiv-Konzept? Geht es bei dem Wunsch, auf SD-WAN zu setzen, primär um Kostenreduzierung? Soll die Visibilität auf das Netzwerk erhöht werden? Oder zwingt eine neue Cloud-Strategie, die das neu formierte Digitalisierungs-Team aufgestellt hat, den Kunden, auch das Netzwerk neu zu organisieren?
Die Idee von SD-WAN verstehen
Natürlich muss in der Phase der Erwartungshaltungen auch das grundlegende Konzept von SD-WAN besprochen werden. Dieses Konzept ist recht einfach erklärt: Die Basis bietet das sogenannte "Underlay Network", ein klassisches hybrides Netzwerk aus Internet-Anschlüssen und MPLS-Verbindungen. Neu ist jedoch, dass die Gewichtung immer mehr auf dem Internet liegt und nicht mehr auf dem MPLS. Damit will man vermeiden, den Traffic, der ohnehin in das Internet läuft, über die "teuren" MPLS-Verbindungen zu transportieren. Hinzu kommt die Neuerung, dass die Leitungen nicht mehr an einem Router terminieren, sondern an der SD-WAN-Appliance. Mehrere hochverfügbare Appliances bauen über das Netz durchgängig das sogenannte "Overlay-Network" auf. Hierbei handelt es sich um ein abgesichertes, voll vermaschtes Netzwerk zwischen den Endpunkten. Darin werden alle das Netzwerk betreffenden Entscheidungen getroffen, zum Beispiel Routing, Lastverteilung, Priorisierung, etc. Um hierbei möglichst effizient vorzugehen, muss in einer weiteren Phase in Richtung SD-WAN das Netzwerk untersucht und geprüft werden, welche Applikationen hier übertragen werden. Ähnlich wie bei Next-Generation-Firewalls ist das SD-WAN-Overlay in der Lage, Entscheidungen auf Basis von Applikationen zu fällen. Dies benötigt eine erhöhte Visibilität im Netzwerk. Dabei stellen sich typischerweise Fragen wie: