Für seine Arbeit verwendet er eine »Phantom«. Sie hat ihn rund 2.000 Euro in der Grundausstattung gekostet. Die Preisspannen bei Drohnen sind extrem: So kostet eine Indoor-Flugdrohne für Privatnutzer beispielsweise 35 Euro und eine Vermessungsdrohne 80.000 Euro. Der Grund liegt in der Ausstattung der unbemannten Flugobjekte. Kommerziell genutzte Drohnen können vielfältig eingesetzt werden und sind daher oft mit mehr Technologie bestückt als reine Hobbyfluggeräte. Zwar ist der professionelle Drohnen-Markt im Vergleich zur privaten Nutzung noch relativ klein, aber auch wesentlich lukrativer. »Die Profiliga ist relativ teuer. Deshalb ist es sinnvoll, sich vorher Gedanken zu machen, was mit einer Drohne erreicht werden soll. Wer beispielsweise nur schöne Bilder machen will, muss nicht so viel ausgeben wie jemand, der mit seiner Drohne Geld verdienen möchte«, sagt Drohnenpilot Mürmann.
Im normalen Berufsleben ist er als Baumpfleger unterwegs. Dabei nutzt er seinen Quadrocopter, um Sturmschäden in Bäumen zu sichten und zu dokumentieren. »Die Drohnen haben meine Arbeit erleichtert, früher musste ich oft klettern«, erinnert sich Mürmann. Daneben hilft er auch ehrenamtlich als Rehkitzretter aus und stellt seine Dienste als Drohnenflieger zur Verfügung.
So ist er auch heute bei der »Mission Bambi« mit vollem Eifer dabei. Die Daumen des Drohnenpiloten liegen an den Steuerhebeln. Ihre Bewegungen sind kaum wahrnehmbar, während er die »Phantom« über die ausladende Wiese dirigiert.
Meistens wird für die Kitzrettung eine Drohne mit Wärmebildkamera eingesetzt. Der Nachteil: Es muss früh geflogen werden, vor neun Uhr. Kleine Wärmepunkte, wie die von jungen Wildtieren, lassen sich später nicht mehr in der warmen Umgebung erkennen. Zudem kann eine größere Fläche schneller abgeflogen werden. Aber auch mit einer normalen Kameradrohne ist das Aufspüren der Rehkitze möglich. Allerdings ist es schwierig, die Tiere aus der Höhe zu erkennen. Deshalb erwägt Mürmann, sich eine modernere Drohne anzuschaffen. »Meine Phantom ist schon ein etwas älteres Modell. Klar könnte ich sie noch tunen und, was Empfang und Sendeleistung angeht, nachrüsten. Aber bei der Rehkitzrettung wäre eine Wärmebildkamera sicher sinnvoller«, berichtet der Drohnenpilot.
Neun Minuten sind bereits vergangen. Mürmann steuert seine 1,2 Kilogramm schwere Phantom nach wie vor. Auf 50 Metern fliegt sie im Schritttempo über die Wiese am Waldrand. Auf dem Monitor zeigt sich ein unverändertes Bild: kein Rehkitz weit und breit. Dann gerät die Phantom ins Straucheln. Der Drohnenpilot flucht leise, er verliert die Kontrolle über sein Fluggerät. Die Drohne stürzt ab und fällt ungebremst in die Wiese. Die Batterie ist leer.
In diesem Fall ist nichts passiert. Abstürze oder Kontrollverluste können aber sehr gefährlich werden. Beispielsweise wenn ein Copter gegen die Windschutzscheibe eines fahrenden Autos kracht, einem Kind ins Gesicht fliegt oder Wildtiere aufschreckt und in Panik versetzt. Vorsicht ist auch bei Missbrauch geboten: Die Flugvehikel sind bereits zum Drogentransport in eine Justizvollzugsanstalt genutzt worden oder zum Ausspionieren eines Hauses und dessen Bewohnern.