Reseller von Kommunikationslösungen müssen sich zwangsläufig mit der All-IP-Umstellung der Deutschen Telekom auseinandersetzen. Hier gibt es Stolpersteine, aber auch viele Mythen, die aus Ungewissheit entstehen.
CRN: Herr Büttner, die Deutsche Telekom will ihre Netze bis 2018 komplett auf IP-Technologie umstellen. Ist diese Ablöse auch ein Channel-Thema?
Bernd Büttner: Immer wenn etwas stirbt, entsteht etwas Neues. ISDN ist mittlerweile rund 25 Jahre alt und die Chance für den Channel ist, dass jeder Endkunden-Anschluss angefasst werden muss. Hier gibt es großes Potenzial, Geschäft zu generieren und mit dem Kunden zusammen neue Lösungen zu erarbeiten, um in die neue All-IP-Welt überzusiedeln.
CRN: Welche Geräte und Technologien sind von diesem Umstieg betroffen und auf was müssen Reseller achten?
Büttner: Es hat sich über 25 Jahre eine große Zahl an Applikationen entwickelt, die auf ISDN basiert. Gleichzeitig gibt es eine breite Basis an installierten ISDN-Telefonanlagen unterschiedlicher Hersteller nebst den dazugehörigen Endgeräten. Es ist natürlich so, dass die Kunden durchaus nicht gewillt sind, ihre Telefonanlagen von heute auf morgen von der Wand zu reißen und durch irgendetwas Neues zu ersetzen. Es geht also auch um Investitionssicherung. Das ist ein großes Thema bei All-IP, da Kunden gerne ihre TK-Anlagen weiterbetreiben wollen. Auch das ist eine Chance für den Reseller, um mit einer Lösung aufzuwarten, die diese Anlagen mit in die Zukunft nimmt. Dafür gibt es Media-Gateways, die letztendlich bestehende TK-Systeme in die All-IP-Welt überführen. Migration ist das große Stichwort in Bezug auf Endgeräte.
CRN: Auf welche Spezialdienste müssen Techniker zusätzlich bei der IP-Umstellung achten?
Büttner: Das ist derzeit eine große Diskussion. Die bekanntesten Spezialdienste, die immer wieder genannt werden, sind das Aufzugtelefon, das EC-Cash-Terminal in verschiedensten Ausprägungen und natürlich Gefahrenmelde- und Alarmanlagen. Beim letzten Punkt ist es allerdings so, dass er nicht nur eine rein technische Umsetzung erfordert. Hier hängen Zertifizierungen und Versicherungsthemen dran. Heutzutage gibt es allerdings schon Lösungen, die sowohl zertifiziert als auch IP-fähig sind oder durch GSM-Outbreaks gestützt werden. Für alle anderen werden sich aber auch Lösungen finden.
Nichtsdestotrotz müssen Reseller ein bisschen aufpassen, dass sie sich nicht in eine Feature-Schlacht begeben und nicht versuchen, auf Gedeih und Verderb alles aus der alten Welt zu übernehmen. Das wird nicht funktionieren. Ich muss sorgfältig schauen, was ich wirklich brauche, was muss ich mit übernehmen und wo habe ich vielleicht die Möglichkeit, neue Mehrwerte zu schaffen.