Bernd Büttner von Bintec Elmeg im CRN-Interview

»Es ist Zeit, mit einigen Sagen über All-IP aufzuräumen«

23. April 2015, 15:35 Uhr | Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Probleme bei der Umstellung

CRN: Spezialdienste sind ein sehr präsentes Thema, aber auch Probleme bei der Umstellung beschäftigen viele Nutzer. Wie sind Ihre Erfahrungen bei den Partnern und Endkunden?

Büttner: Der Erfolg von Umstellungen steht und fällt damit, wie frühzeitig, intensiv und sorgfältig der Reseller im Vorfeld mit dem Kunden gesprochen hat. Es ist oftmals eine sehr individuelle Geschichte. Die Reseller sollten die Umgebung bei ihren Kunden gut kennen und es ist jetzt noch ein Zeitfenster offen, proaktiv in den Dialog mit diesen Kunden zu treten, sich die Umgebungen anzusehen, um dann eine Lösung zu erarbeiten.

Auch wenn durch die Medien geht, dass mit Gewalt und über Nacht gekündigt wird, stehen seitens der Telekom faktisch noch nicht alle Dienste zur Verfügung. Gerade ein SIP-Trunk, ein Anlagenanschluss-Äquivalent, dauert noch ein bisschen. Es ist also noch Zeit. Zwar gibt es Umgebungen die problemlos umstellbar sind, aber es gibt auch andere Umgebungen, bei denen ich mir etwas mehr Gedanken machen muss, wie ich zum Ziel gelange.

CRN: Reseller benötigen also das entsprechende Know-how sowie den engen Kontakt zum Kunden. Sehen Sie beides schon im Channel vorhanden?

Büttner: Es ist jetzt an der Zeit, eine gewisse Lagerbildung der letzten Jahre an den Nagel zu hängen. Wer fit im IP-Umfeld ist, muss noch einiges in Sachen Telefonie dazulernen und jemand der sich stark auf TK-Anlagen-Integration fokussiert hat, muss sicherlich noch ein bis zwei Schritte gehen, um Netzwerk-Know-how aufzubauen. Oder wovon ich persönlich Freund bin: Partnerschaften. Es muss nicht jeder alles können und warum sollte sich nicht der eine mit dem anderen Reseller zusammentun, um das vorhandene Wissen sowie Skills gemeinschaftlich zu nutzen?

CRN: Wird es trotz vielfältiger Optionen Reseller geben, die diesen Weg nicht mitgehen können oder wollen?

Büttner: Ja, es wird Reseller geben, die werden den Sprung wahrscheinlich nicht schaffen. Das kann vielfältige Gründe haben. Beispielsweise, dass jemand für sich beschlossen hat, das Geschäft noch so lange wie möglich zu betreiben, ohne irgendwelche neuen Pfade zu beschreiten. Es werden Reseller auf der Strecke bleiben. Wir haben das Thema aber seit letztem Sommer aktiv in unsere Partnerlandschaft getragen und erfreulicherweise ist es so, dass eine ganze Menge derjenigen, die sich noch vor ein, zwei Jahren zurückhaltend gegenüber dem Thema verhalten haben, sich öffnen, um in die Richtung weiterzugehen. Das ist es auch, was für die Zukunft notwendig ist.

CRN: Oft werden die Nachteile und Störungen der IP-Technologie in den Vordergrund gerückt. Wo sehen Sie die konkreten Vorteile der Umstellung?

Büttner: Es ist Zeit, mit einigen Sagen aufzuräumen. Sicherheit wird oft als Argument gegen IP genutzt, aber abhören konnte man schon immer. Bei analog waren es zwei Drähte und ein Kopfhörer, bei ISDN irgendein Gerät. Unsicherheit kommt nicht erst mit IP. Mit diesem Vorurteil muss man aufräumen.

Vorteil ist, dass ich IP-basierte Kommunikation als weitere Applikation in meinem Netzwerk habe, was mir die Möglichkeit gibt, meinen Lösungsraum zu vergrößern, um Applikationen besser zu integrieren oder bei Geschäftsprozessen vorwärts zu kommen. Auch in kleineren Betrieben, die für solche Themen bis dato noch nicht zugänglich waren.

Des Weiteren ist die Sprachqualität im IP-Netz deutlich höherwertiger realisierbar. Wenn man beispielsweise an Videokonferenzen denkt, ist das ein deutlicher qualitativer Zugewinn. Das liegt weit über dem, was man von ISDN gewohnt ist, obwohl es schon hier eine gute Sprachqualität gab.

CRN: Sie sehen die Netze der Deutschen Telekom also für die massive Aufgabe gerüstet, die auf sie zukommen?

Büttner: Absolut. Der Backbone der Telekom ist schon seit Jahren auf IP umgestellt. Das ist nichts, was über Nacht stattgefunden hat. Wir arbeiten sehr eng bei der Umstellung zusammen und ich kann nur bestätigen, dass die Telekom eine sehr gute Arbeit geleistet hat. Es gibt punktuell und im Einzelfall wie überall mal ein Problem, was jeweils für den Betroffenen unschön ist, aber es ist kein Flächenproblem zu befürchten.


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