Manipulation im Sozialen Netz

Geschönte Facebook-Seite für verbesserte Kreditwürdigkeit

5. August 2016, 11:59 Uhr | Elke von Rekowski
Eine Studie belegt: Facebook wird vor allem unter Nützlichkeitserwägungen gehandhabt.
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Um ihre Kreditwürdigkeit zu verbessern, würden viele Facebook-Nutzer ihre Seite schönen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Social Media-Studie an der TU Chemnitz.

Wie reagieren Facebook-Nutzer, wenn Banken für Zwecke der Kreditvergabe ihr privates Profil durchsuchen? Dieser Frage ist jetzt eine Studie an der Professur für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre der Technischen Universität Chemnitz www.tu-chemnitz.de nachgegangen, die gemeinsam mit Studierenden des Masterstudienganges Finance durchgeführt wurde. An der Studie nahmen 271 internetaffine Personen teil, die bereits Online- und Mobile-Banking betreiben und Facebook nutzen. Das Ergebnis der Studie: Die meisten Befragten verstehen, dass man mit Big Data-Analysen den Kreditprozess unterstützen kann und erkennt Vorteile der Kreditvergabe mittels Facebook-Daten: 44 Prozent können sich bessere Kreditkonditionen vorstellen. 46 Prozent erwarten größere Schnelligkeit und 51 Prozent mehr Bequemlichkeit. 31 Prozent können sich auch vorstellen, überhaupt erst dadurch kreditwürdig zu werden. 45 Prozent befürchten dagegen schlechtere Bedingungen für sich selbst.

Nachdem den Probanden erklärt wurde, wie die Bank zu ihrer schnellen Kreditbeurteilung kommt, nämlich dadurch, dass sie persönliche Daten aus Facebook-Profilen auswertet, beginnen sich die Meinungen stärker zu spalten: Nur noch 23 Prozent der Befragten finden das Angebot interessant. Abgelehnt wird es, wenn sich Daten aus Sozialen Netzwerken negativ für eine Person auswirken. Wenn man schon sein Facebook-Profil einer Bank öffnet, dann will man einen Vorteil davon haben, keinen Nachteil. Etwas Anderes wird als unfair empfunden. 64 Prozent lehnen es ab, persönliche Daten, die auch Facebook-Freunde sehen können, einer Bank freizugeben. »Vorreiterbanken müssen deshalb insbesondere in der Implementierungsphase neuer Analysetechniken mit heftigem Widerstand rechnen«, sagt Prof. Dr. Friedrich Thießen.

Kommerzielles Schnüffeln unethisch

Student Georg Gliem ergänzt: »Derzeit wird das kommerzielle Schnüffeln in privaten Daten eher als unethisch und unfair empfunden. Dennoch ist vielen klar, dass es im Lauf der Zeit nicht nur die Banken sein werden, die auf Facebook-Daten zurückgreifen«. Er ist davon überzeugt: »Je mehr kommerzielle Nutzungen an Facebook anschließen, desto vorteilhafter wird es werden, seine Facebook-Seiten strategisch zu gestalten – also zu manipulieren«. Laut den Studienergebnissen würden dafür 58 Prozent der Probanden ihre Posts, ihre geteilten Inhalte und ihre Likes besser durchdenken. Etwa ein Drittel würde Freunde löschen oder mehr auf die Rechtschreibung achten. 40 Prozent würden Freundschaftsanfragen weniger leichtfertig stellen. 39 Prozent würden gezielt bestimmte Fotos löschen. 30 Prozent würden bestimmte Seiten mit Karriere- und Bildungsinhalten häufiger liken. »Damit zeigt sich eine deutliche Bereitschaft bei einem Teil der Facebook-Nutzer, Facebook-Inhalte zu manipulieren«, sagt Markus Neuber von der Forschergruppe.

Es zeigt sich aber auch, dass immerhin 53 Prozent ihre Freunde auf Facebook nicht zugunsten eines geschönten Profils löschen würden. Gezielt und strategisch bestimmten Personen Freundschaftsanfragen zu stellen, welche einen guten Leumund haben und bei einer Kreditanalyse Pluspunkte bringen müssten, lehnen 71 Prozent ab. Gezielt Fotos zu löschen und Verlinkungen auf Fotos strategisch anzupassen, stößt bei 44 Prozent der Befragten auf Ablehnung. Zudem können sich 34 Prozent der Befragten nicht vorstellen, Markierungen genauer zu überprüfen. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass heute zwar noch die Mehrheit vor Manipulationen ihrer Facebook-Seiten zurückschreckt, aber bereits ein bedeutender Teil, der im Bereich von 30 bis 40 Prozent der Probanden liegt, solche Maßnahmen durchführen würde.


  1. Geschönte Facebook-Seite für verbesserte Kreditwürdigkeit
  2. Manipulationsbereitschaft nimmt zu

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