Eine Nichteinhaltung von Industriestandards bei der Zertifizierung von Glasfasernetzwerken führt meist unausweichlich zu vermehrten Garantie-ansprüchen, Mehrarbeit, einer höheren SLA-Kompensation und weniger Kundenzufriedenheit. Wer also bei Glasfasernetzwerken auf Nummer Sicher gehen will, sollte auf die Einhaltung dieser Standards bedacht sein.
Um die Zertifizierung zu erlangen, ist bei der Glasfaserinstallation seitens der Installateure mehr Aufwand nötig als bei einer Kupfer-Netzwerkinstallation. Dies liegt nicht zwingend daran, dass bei Glasfaserkabeln eine genauere Einhaltung der Spezifikationen erforderlich ist, sondern vielmehr daran, dass die Qualität der Installationsausführung hier besonders ins Gewicht fällt. Eine starke Biegung kann bereits dazu führen, dass eine Kabelstrecke erneut verlegt werden muss – etwas, was man sich nicht einfach eben leisten kann. Selbst ein kurzes Ausblasen mit Luft anstelle einer vollständigen Reinigung der Glasfaser-Endflächen wird während der Fehlersuche deutlich. Am besten ist es, eine unnötige Fehlersuche von vornherein zu vermeiden, indem eine formelle Zertifizierung des Glasfasernetzwerks durchgeführt wird. Sowohl die ISO/IEC- als auch die ANSI/TIA-Standards erfordern zwei verschiedene Testverfahren für die Zertifizierung eines Glasfasernetzwerks. Diese sind als Stufe 1- (einfach) und Stufe 2-Tests (erweitert) bekannt.
Die einfachen Tests werden mit Hilfe eines optischen Dämpfungs-Testsatzes (OLTS) durchgeführt. Sie umfassen Messungen der Länge und der Dämpfung der Leitungen sowie eine Polaritätsprüfung. Für die erweiterten Tests ist der Einsatz eines OTDR (Optical Time Domain Reflectometer) für die Analyse der Leistungsstärke der einzelnen Komponenten der Glasfaserverbindung erforderlich. Das Testen mittels OLTS gibt nur an, ob die jeweilige Verkabelungsstrecke bestanden hat (PASS) oder durchgefallen ist (FAIL). OTDR-Tests informieren den Techniker darüber hinaus, ob die einzelnen Komponenten der Glasfaserverbindung die im Rahmen des Standards festgelegten Grenzwerte erreichen oder überschreiten. Im Falle eines FAIL-Resultats wird genau angegeben, wo das Problem liegt. Mit Hilfe von Software zur Ereignisanalyse kann der Techniker automatische Parameter festlegen, die aufzeigen, an welcher Stelle einer Verkabelungsstrecke ein Problem besteht. Die Software informiert den Techniker über die Art des Ereignisses und stuft es ein.
Bei einem OTDR werden zunächst Lichtimpulse in eine Glasfaser eingespeist. Anschließend erfasst und registriert man die reflektierten Lichtimpulse mit Hilfe einer hochempfindlichen Lichterkennungseinheit. Die Reflexionen werden dann auf einem sogenannten Trace abgebildet, was die Konsistenz des Tests über die zuvor festgelegte Zeitdauer hinweg aufzeigt.
Ein modernes OTDR misst die Länge einer Faser und charakterisiert andere Komponenten innerhalb der Verkabelungsstrecke, zum Beispiel Spleiße, Anschlüsse, Kabel und andere Dämpfungsereignisse. Mit Hilfe dieser Informationen kann sich der Techniker ein Bild davon machen, wie gleichmäßig die Kabeldämpfung ist, und einzelne Einfügedämpfungen der Anschlüsse und Spleiße oder andere Schwachstellen hervorheben, die sich negativ auf die Leistung oder Verlässlichkeit auswirken könnten.