Zunehmend werden auch in Deutschland private VoIP-Systeme von Unternehmen direkt mittels SIP-Trunking an öffentliche IP-Netze angeschlossen. Allerdings erlauben die Standards zahlreiche Varianten und treiben damit bei konkreten Projekten den Abstimmungsaufwand hoch. Abhilfe sollen jetzt Empfehlungen zur harmonisierten Implementierung schaffen.
Das öffentliche Telefonfestnetz (Public-Switched-Telephone-Network, PSTN) mit seinen weltweit etwa zwei Milliarden Teilnehmern ist das älteste Megaprojekt der Vermittlungstechnik, das bis heute immer wieder weiterentwickelt wurde. In erster Linie ist das PSTN für die Sprachübertragung ausgelegt. Es stellt geschaltete Übertragungswege mit definierten Bandbreiten zur Verfügung, bei Analogübertragung 300 bis 3.400 Hz, bei Digitalübertragung 64 KBit/s. Die Vermittlungsstellen arbeiten nach dem Prinzip der Leitungsvermittlung. Während dafür in vielen Ländern bis heute analoge Technik verwendet wird, hat sich seit den 1980er Jahren insbesondere in Europa und vornehmlich in Deutschland die Digitalisierung mittels ISDN-Technik durchgesetzt. Die ISDN-Vermittlungstechnik basiert auf Protokollen, die den Empfehlungen der ITU-T (Q.931/DSS1/SS7) entsprechen. Von den komplex strukturierten Protokolle und den eingesetzten Techniken im PSTN bekommt der Anwender kaum etwas mit. Die Technologie gilt heute als "durch-standardisiert" und ausgereift. Schrittweise werden mittlerweile sowohl analoge als auch ISDN-Netze durch Next-Generation-Networks (NGN) ersetzt. Sie basieren auf dem Internet-Protokoll (IP) und verwenden auch für die Telekommunikation nicht mehr die Leitungsvermittlung sondern entsprechend der Prinzipien des Internets – die Paketvermittlung.
Paketvermittelte Sprachübertragung als Technologie kommt in Unternehmen aller Größen bereits vielfach in Form von IP-basierten Telekommunikationsanlagen (TK-Anlagen) zum Einsatz; Stichwort: Voice-over-IP (VoIP). Die Vernetzung der einzelnen Komponenten erfolgt dann über das lokale Netzwerk. Sollen mehrere Betriebsstandorte oder Filialen einbezogen werden, so kann auch das Weitverkehrsnetz genutzt werden, um beispielsweise mit VPN (Virtual-Private-Network) ein privates Telekommunikationsnetz des Unternehmens zu realisieren. In diesem Bereich unternehmensinterner TK-Lösungen hat sich das Protokoll SIP (Session-Initiation-Protocol) bereits als neuer Marktstandard für Endgeräteschnittstellen etabliert. Der Vorgänger H.323 und proprietäre Protokolle geraten ins Hintertreffen. SIP dient der Signalisierung zwischen den unterschiedlichen Endgeräten (beispielsweise Telefone) und den Telekommunikationsanlagen (SIP-Servern). Es regelt Aufbau, Steuerung und Abbau von Kommunikationssitzungen.