Recruiting
HR im digitalen Wandel
Fortsetzung des Artikels von Teil 1
Fachabteilungen stärker zusammenführen
Die Einstellung von Fachkräften lediglich über die HR-Abteilung zu regeln, ist fast nicht mehr möglich. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen die einzelnen Unternehmensbereiche stärker zusammenarbeiten als je zuvor. Bei Bewerbungsgesprächen zur Besetzung einer Marketing-Position braucht es nach Möglichkeit auch einen Mitarbeiter des Marketing-Teams, bei der Einstellung einer IT-Fachkraft sollte immer jemand aus der IT-Abteilung miteinbezogen werden. Derzeit gibt es bereits sehr gute Möglichkeiten, Mitarbeiter aus verschiedenen Fachabteilungen dahingehend auszubilden und sie gleichzeitig fit für die HR-Arbeit und mögliche Gespräche zu machen. In der IT macht es beispielsweise durchaus Sinn, einen Developer als IT-Recruiter ins Team zu holen. Sie verstehen die Sprache der Zielgruppe besser und wissen, wie man den Recruiting-Prozess attraktiv gestaltet.
Nur wer die Bedürfnisse und Anforderungen seiner potenziellen neuen Mitarbeiter kennt, schafft es auch, die passenden Fachkräfte für sich zu finden. Dafür ist es äußerst wichtig, dass sich die HR-Abteilung bereits vor einer Stellenausschreibung damit befasst, wen sie ins Unternehmen holen möchte. Der Bewerbungsaufwand lohnt sich nicht, wenn der neue Mitarbeiter das Unternehmen schon nach wenigen Wochen wieder verlässt, weil die Ausschreibung nichts mit dem eigentlichen Job zu tun hatte. Es ist zwingend notwendig, sich bereits vor dem Einstellungsprozess genau zu überlegen, wen das Unternehmen einstellen möchte. Wie sollen die Aufgabeninhalte aussehen, was erwartet das Unternehmen von der Fachkraft und was erwartet der potenzielle neue Mitarbeiter vom Unternehmen? Darauf aufbauend lassen sich Stellenprofile kreieren, die eine bessere Besetzung von Vakanzen ermöglichen. Hier besteht auch die Möglichkeit, Personas zu erstellen und mit diesen zu arbeiten.
All das gelingt Unternehmen jedoch nur, wenn sie sich vorher mit ihren Zielgruppen auseinandergesetzt haben und genau wissen, worauf diese Wert legen. Developer haben Interesse an anspruchsvollen Aufgaben und möchten mit guten IT-Experten in einem Team zusammenarbeiten. Das funktioniert nur, wenn die Grundlage für solch eine Arbeit und auch ein solches Team vorhanden ist. Unternehmen prüfen am besten schon vor einer Einstellung, welche Bedingungen in der Firma herrschen und kommunizieren diese möglichst transparent. Eine Fachkraft, die nach wenigen Wochen das Unternehmen wieder verlässt, nützt schließlich keinem etwas.
Digitalisierung für sich nutzen
Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig: Schaut man sich den deutschen Markt an, ist die Lage bereits verheerend. Rund 55.000 IT-Stellen sind laut der Studie „Stack Overflow Entwicklerumfrage Deutschland Report 2017“ aktuell unbesetzt. Das Fehlen von Fachkräften betrifft allerdings nicht nur die IT-Branche. Auch andere Branchen kämpfen damit, passende Fachkräfte zu rekrutieren. Hinzu kommt, dass die Anforderungsprofile von Unternehmen immer komplexer und anspruchsvoller werden. Ein Informatiker ist heute eben nicht mehr nur ein reiner Informatiker, sondern benötigt beispielsweise auch Fähigkeiten eines Beraters.
In Zeiten der Digitalen Transformation geht es darum, das Denken und Handeln zu verändern. Immer mehr Arbeitsplätze werden digitalisiert, ebenso immer mehr Arbeitsprozesse. Unternehmen können die Digitalisierung allerdings auch als Chance sehen – nicht nur als Gefahr. Arbeitsinhalte können viel abwechslungsreicher gestaltet werden und Arbeitszeiten lassen sich flexibler planen. Nur wenn Unternehmen die Digitale Transformation nutzen und sich auch trauen, neue Wege einzuschlagen, sind sie für den „War for Talents“ optimal gewappnet und werden erfolgreich neue Talente an Bord holen.
Benjamin Ruschin ist Managing Director und Co-Founder von WeAreDevelopers
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