Arbeitsmarkt

Ingenieure ohne IT-Kenntnisse sind die Verlierer

21. April 2015, 11:03 Uhr | Corinne Schindlbeck

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Der Stellenwert von Informatik steigt - überholt er die Ingenieurwissenschaften?

Auch der VDE hatte am ersten Messetag zur traditionellen Pressekonferenz geladen. Arbeitsmarktzahlen präsentiert er in der Regel unaufgeregt, an Fachkräftemangel-Horrorszenarien beteiligte sich der Verband in der Vergangenheit nicht. Mit Blick auf den demographischen Wandel zeigte sich aber auch Dr. Gunther Kegel alarmiert, Geschäftsführer von Pepperl+Fuchs und stellvertretender VDE-Präsident: "Ab 2020 droht ein massiver Demografie-Gap. Zwei Drittel unser Mitgliedsunternehmen beklagen, dass die Ingenieurbelegschaft in Unternehmen stetig älter wird und zu wenig Jüngere nachrücken."

Der Ingenieurmangel in Elektro und IT drohe die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland "ernsthaft" zu beeinträchtigen. Gleichzeitig sieht Kegel Industrie 4.0 auch als eine Antwort auf den demographischen Wandel: So könnten beispielsweise schwere oder gefährlich Arbeiten von Robotern übernommen werden und so die Menschen unterstützen. In der fachlichen Diskussion um Industrie 4.0 gab sich das anwesende Automatisierungsduo auf der VDE-Pressekonferenz, neben Kegel Dr. Kurt Bettenhausen, Vorsitzender der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik, gelassen.

VDE Arbeitsmarkt
"In fünf bis sechs Jahren kommen die Babyboomer an ihr Ende", so Dr. Gunther Kegel, stellvertretender VDE-Präsident und Geschäftsführer von Pepperl+Fuchs auf der Hannover Messe. Die Fachkräftesituation bleibe weiterhin zugespitzt: "Die Absolventenquote in Elektrotechnik ist zu gering!"
© VDE

Auf die Frage, ob man angesichts der ausdauernden Normierungsdiskussionen in Deutschland nicht bald von den USA links überholt würde, konterte Bettenhausen: Ein "ingenieurtypisches, exaktes und fachlich-inhaltlich aufeinander aufbauendes Vorgehen" sei von größter Bedeutung und brauche eben Zeit. "Schnell erarbeitete Visionen" seien "nett, aber sind wir ehrlich - viele der veröffentlichten Visionen rufen im Helmut Schmidt'schen Sinne eher nach dem Arzt als nach einer Antwort". Man sei nicht umsonst Exportweltmeister und könne wettbewerbsfähig produzieren.

Automation sei "kein Videospiel", sagte Bettenhausen mit Blick auf die wachsende oder kolportierte Bedeutung von IT im Zusammenhang mit Industrie 4.0. Denn: "In der Industrie kann man nicht aufhören, wenn man keine Lust mehr hat" oder "mal eben" eine neue Version herunterladen oder das Spiel neu starten, wenn man drohe zu verlieren. "Ihr Kunde würde sich bedanken!"

Jedoch: Wie einst Maschinenbau und Elektronik in Form von Mechatronik zusammengewachsen seien, so werde es auch mit Elektronik, Maschinenbau und IT geschehen. Einen isolierten Bedeutungszuwachs sieht Bettenhausen aber nicht. Prof. Ungeheuer, Präsident des VDI, wird da einer Stunde später auf der VDI-Pressekonferenz konkreter: "Ingenieure ohne IT-Kenntnisse sind auf der Verliererstraße", lautete sein Klartext an die versammelte Presse.

 


  1. Ingenieure ohne IT-Kenntnisse sind die Verlierer
  2. Der Stellenwert von Informatik steigt - überholt er die Ingenieurwissenschaften?
  3. "Die Absolventenquote in E-Technik ist zu gering!"

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