Interview: LTE - Stolperstein für die Glasfaser?

1. Juni 2010, 9:51 Uhr | Claudia Rayling

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Frequenzversteigerung und Politik

funkschau: Die Versteigerung der Frequenzen schlägt hohe Wellen. Sollten die „weißen Flecken" per Funktechnologie geschlossen werden, befürchten die Einen den zu hohen Energieverbrauch, die Anderen die erhöhte Strahlenbelastung. Wie sieht es mit dem Energieverbrauch aus? Welche Technologie bringt in dieser Hinsicht mehr beziehungsweise weniger?
Claaßen: Der Energieverbrauch der unterschiedlichen Zugangstechnologien ist nur ein Aspekt unter vielen anderen. Die Zugangsplattform von Keymile beispielsweise
benötigt in der Zentrale bei einer Bandbreite von 1.000 MBit/s etwa 1,5 Watt pro Teilnehmer. Das ist nicht mehr als heutzutage bei DSL-Anschlüssen verbraucht wird. Der Stromverbrauch beim Glasfaseranschluss über Gigabit-Ethernet-Technologie wird alleine durch deren wachsende Verbreitung im IT-Bereich und die stetigen Fortschritte bei der Energieeinsparung weiterhin deutlich sinken.

funkschau: Wie beurteilen Sie die Rolle der Politik in Deutschland? Sind die Ziele ambitioniert genug?
Claaßen: Das so genannte Konjunkturpaket II der Bundesregierung von 2009 sieht vor, dass 75 Prozent der Haushalte bis 2014 eine Bandbreite von 50 MBit/s und mehr nutzen können. Dabei wird die Breitbandanbindung per Funktechnologie die bisherigen „weißen Flecken" bestenfalls in „graue Flecken" verwandeln.
Die geforderten 50 MBit/s sind bei Weitem zu wenig. Da Nutzerzahl, Nutzungsdauer und Datenmenge rasant zunehmen, sind leistungsfähigere Netze - und damit letzten Endes Glasfaserkabel bis in die Haushalte und Unternehmen - unverzichtbar. Nur so lassen sich Bandbreiten von 100 MBit/s und mehr realisieren, was beispielsweise für HD-Fernsehen mit mehreren Nutzern zur gleichen Zeit erforderlich ist. Und künftige Web-Anwendungen werden
sicher nicht bescheidener sein.
Die Politik ist hier nicht ambitioniert genug. Das mittelfristige Ziel muss es sein, 90 Prozent der Privathaushalte und Unternehmen mit deutlich mehr als 100 MBit/s zu erreichen.


  1. Interview: LTE - Stolperstein für die Glasfaser?
  2. LTE und der Einfluss auf den Glasfaserausbau
  3. Frequenzversteigerung und Politik

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