Immer wieder diskutieren wir darüber, ob sich Google inzwischen zu einem Anbieter von Unified-Communications entwickelt hat oder ob das Unternehmen sich noch immer als Suchmaschine versteht. Diese Fragestellung ist nicht zielführend und vernebelt nur die Realität.
Die Unified-Communications-Branche wurde früher von den Telefonherstellern dominiert. Inzwischen entwickeln diese Unternehmen IP-Lösungen und haben neben der Sprachkommunikation auch die Collaboration und die Mobilität in ihre Produkte integriert. Google passt nicht in das Bild eines klassischen Unified-Communications-Anbieter. Das Unternehmen bietet eigentlich keine physischen Produkte an und verfügt nicht über eine starke Markenpräsenz im Unternehmenssektor. Google passt somit nicht zum Bild der aktuellen UC-Industrie. Allerdings verschwimmen durch die Software-orientierung der UC-Industrie die Unterscheidungen immer mehr. Die aktuellen Schlagworte in der Branche lauten: Collaboration, Video, Mobilität, APIs, XMPP, Spracherkennung, HTML5, Location-Awareness, VDI, Browser-basierte Anwendungen und WebRTC. Diese Begriffe finden sich in den Marketingunterlagen aller UC-Hersteller wieder und zeigen wahrscheinlich auch die Richtung der Google-Prioritäten an.
Google vergrößert kontinuierlich sein Standbein im Unternehmensumfeld und stellt Anwendungen im Bereich der Echtzeit-Kommunikation und Collaboration-Tools bereit. Außerdem dringt das Betriebssystem Android immer tiefer in die Unternehmen vor. Das Unternehmen verfügt über eine Marktkapitalisierung in der Größenordnung von Microsoft und ist deutlich wertvoller als UC-Marktführer Avaya oder Cisco. Dabei wurde Google erst vor 15 Jahren gründet. Seit damals arbeiten viele Menschen fast täglich mit irgendeinem Google-Produkt.
Android
Laut IDC kontrolliert Android inzwischen etwa 68 Prozent des weltweiten Smartphone-Markts. Der Apple-Marktanteil beträgt nur noch 17 Prozent und Nokia, Microsoft und RIM sind unter die 5 Prozentmarke gesunken. Das Schwergewicht Android steht mit seiner neuesten Version (Jellybean) inzwischen auch auf diversen Tablets zur Verfügung. Als das I-Phone im Jahr 2007 veröffentlicht wurde, behauptete Steve Jobs, dass sein Produkt fünf Jahre seiner Zeit voraus sei. Jobs hatte Recht, denn Android benötigte genau diesen Zeitraum um aufzuholen und inzwischen verschwinden die überzeugenden Vorteile des I-Phones zusehends. Mehr und mehr exklusive I-Phone-Apps stehen inzwischen auch im Google-Play-Store zur Verfügung. Auch Siri, der digitale persönliche Assistent von Apple, bekommt jetzt durch die neue Spracherkennung von Android einen gewichtigen Konkurrenten. Zu den Android-Hardware-Partnern zählen solche Schwergewichte wie Samsung, HTC, Sony, LG, Motorola Mobility (jetzt ein Teil des Google-Imperiums), Dell, Huawei, und viele mehr. Darüber hinaus wurde Android in einer Vielzahl anderer Geräte, darunter auch das von Cisco aufgegebene Cius und die Avaya-Desktop-Video-Devices, integriert. Darüber hinaus ist Android in Fernsehern, DVD-Playern, Laptops, E-Book-Readern und in IP-Telefonen zu finden.