Startups bringen frischen Wind und innovative Ideen. Während größere Unternehmen von den niedrigen Kreditzinsen profitieren, haben die meisten Probleme, überhaupt einen Kredit zu bekommen, denn die Banken sind bei der Kreditvergabe zurückhaltend. Dabei brauchen deutsche Firmen im Schnitt 2,4 Millionen frisches Kapital.
Wie eine Bitkom-Studie zeigt, brauchen junge Unternehmen in Deutschland in den kommenden zwei Jahren im Durchschnitt 2,4 Millionen Euro frisches Kapital. 34 Prozent, also jeder Dritte, geben an, nicht genügend finanzielle Mittel für die nächsten 24 Monate zu haben. Für jeden zweiten Startup-Gründer (55 Prozent) ist die Finanzierung das größte Hemmnis. Insgesamt wurden 143 Urheber von IT- und Internet-Startups in Deutschland für die Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom befragt. Der finanzielle Bedarf steigt mit der Größe der jungen Unternehmen. Bei ein bis drei Mitarbeitern liegt er bei rund 640.000 Euro. Etwa 1,7 Millionen Euro sind es bei vier bis neun Arbeitnehmern, bei zehn bis 19 Arbeitskräften steigt die Nachfrage auf 3,1 Millionen Euro und bei Startups ab 20 Angestellten auf 4,7 Millionen Euro. Laut Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp sei fehlendes Kapital nach wie vor die größte Hürde, um Gründer aus Deutschland international erfolgreich zu machen. Bis eine Finanzierung zustande kommt, dauere es vom ersten Gespräch mit einem Investor bis zum Geldfluss meistens einige Monate. Im Schnitt dauern erfolgreiche Verhandlungen mit einem Business Angel fünf Monate, mit Venture-Capital-Investoren sind es sieben Monate.
Größere Unternehmen bekommen leichter Kredit
Von den Banken gibt es auch wenig Hilfe, obwohl niedrige Kreditzinsen die Finanzierung von jungen IT-Firmen erleichtern könnten. Derzeit gilt: Je größer das Unternehmen, desto leichter ist es, einen Kredit zu bekommen. 20 Prozent der Firmen mit einem Jahresumsatz von eins bis zehn Millionen Euro haben bei der Kreditaufnahme zu kämpfen. Bei jenen mit einem Umschlagsvolumen von zehn bis 50 Millionen Euro sind es elf Prozent. Keine Probleme haben Betriebe mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Das zeigt auch eine weitere Bitkom-Studie, die auf Basis der jährlich durchgeführten Unternehmensbefragung der KfW Bankengruppe in Kooperation mit Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft beruht. 36 Prozent der Startups geben an, dass es derzeit schwierig ist, ein Darlehen aufzunehmen. Etwa jede vierte junge Firma (27 Prozent) hat Probleme überhaupt einen Kredit zu bekommen. Bei Unternehmen, die seit mehr als fünf Jahren am Markt sind, haben laut KfW-Studie 17 Prozent schwierige Darlehensgespräche und 13 Prozent mit ablehnenden Banken zu kämpfen.
Anforderungen der Banken sind Kredit-Hürden
Schwierigkeiten bereiten jungen Firmen besonders die Anforderungen der Banken: Rund ein Drittel (35 Prozent) der befragten Gründer gaben die Dokumentation der Kreditverwendung, die Offenlegung von Unternehmensinformationen und die Forderung nach Kreditsicherheiten als Hürden an. 31 Prozent der Startups erleben gestiegene Auflagen an die Eigenkapitalquote. Bei Unternehmen, die bereits länger am Markt sind, stellen 26 Prozent gestiegene Erwartungen an die Dokumentation und 23 Prozent an die Offenlegung fest. 22 Prozent berichten, dass mehr Kreditsicherheiten und eine höhere Eigenkapitalquote (19 Prozent) gefordert werden. »Startups können nur sehr eingeschränkt von den günstigen Kreditkonditionen auf dem Kapitalmarkt profitieren. Oft sind sie einfach nicht in der Lage, die verlangten Sicherheiten zu liefern«, führt Veltkamp aus. Es sei deshalb wichtig, in Deutschland ausreichend alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Startups zu schaffen.
Möglichkeiten durch öffentliche Fördermittel gibt es bereits: So hat laut Bitkom-Studie jedes dritte Start-up (36 Prozent) aktuell oder in der Vergangenheit staatliche Fördermittel von Bundesländern, dem Bund oder der EU erhalten. »Die Politik hat mit dem Exist-Programm, dem Invest-Zuschuss oder dem High-Tech Gründerfonds eine ganze Reihe von Instrumenten geschaffen, um die Finanzierungssituation von Startups insbesondere in der frühen Phase zu verbessern«, erklärt Veltkamp. Zudem soll es vom Bundesfinanzministerium Pläne für einen »Tech Growth Fund« geben. Er soll ein Volumen von zehn Milliarden Euro haben. Für jeden Euro an Wagniskapital, den ein Gründer erhält, soll er aus dem Fonds zusätzlich einen Euro Kredit erhalten.