Die ISDN- und Analoganschlüsse wird es auch im Rahmen der IP-Telefonie geben. Denn nicht jeder Kunde schafft sich ein neues Telefon an, nur weil seine Anschlussleitung (TAL) nicht mehr leitungsvermittelt ist. Er wird deswegen auch nicht notwendigerweise den bereits verfügbaren S0-Bus der Inhouse-Verdrahtung ersetzen oder sich eine neue Telefonanlage installieren lassen.
Aktuelle Modems und Router lösen diese Aufgabe für ihn. Sie werden über die klassische und nach wie vor weit verbreitete TAE-Dose an die DSL-Leitung (Zweidrahtleitung) angeschlossen und bieten damit die Flexibilität zum Anschluss von Endgeräten wie Analog-, ISDN- oder SIP-Telefonen sowie eines oder mehrerer PCs.
Daraus ergibt sich eine große Vielfalt von möglichen Kombinationen beim Kunden, die sich mit stationären Messköpfen in den Vermittlungsstellen (Vst) und Kabelverzweigern (Kvz) nicht erfassen lassen. Denn gerade das unter Umständen relativ „kurze Stück“ Zweidrahtleitung und die vom Kunden eingesetzte Peripherie, wie Modem, Router und interner Bus, sind wesentliche Bestandteile der Gesamtverbindung. Der ISDN- und DSL-Tester muss also gleichzeitig oder einzeln als Modem, Router und SIP-Telefon eingesetzt werden können.
Messung der Sprachqualität ist entscheidend
Die Anforderungen an die Test-Geräte reichen sogar noch weiter. Gerade bei der paketorientierten Telefonie wird die Messung der Sprachqualität zu einem wichtigen Kriterium für die Bestimmung der Quality of Service (QoS). Gehen zum Beispiel Datenpakete einer Telefonverbindung verloren (Packet Loss) oder kommen sie später an (Jitter), so wird die Freude am Gespräch deutlich getrübt. Zumal die Kunden in Europa an die ausgezeichnete Sprachqualität des ISDN gewöhnt sind. VoIP-Kunden werden neue Dienste und die Flexibilität zu schätzen wissen, aber keine Verminderung der Qualität akzeptieren.
Um die Güte eines Sprachdienstes zu beurteilen, wurden Verfahren wie das „Mean Opinion Score“ (MOS) entwickelt und auch zur messtechnischen Betrachtung herangezogen. Der so genannte MOS-Wert gibt das Ergebnis einer statistischen Auswertung von subjektiv durch Probanden beurteilten Hörproben wieder. Er kategorisiert die Qualität einer Sprachverbindung auf einer Skala von 1 bis 5 und lässt so auch die Beurteilung einer VoIP-zu-VoIP-Verbindung zu. Es ist jedoch fraglich, ob solche Verbindungen in der IP-Telefonie der Normalfall sind, und ob sich mit dem Verfahren stets eine gute Qualität sicherstellen lässt. nötigt – und zwar unabhängig davon, welche und wie viele Teile dieser Verbindung paketorientiert oder leitungsvermittelt sind und ob zwei, vier oder acht Adern verwendet werden.
Denn gerade Echos, die zum Beispiel beim Übergang von einer Vier- zu einer Zweidrahtleitung entstehen, beeinflussen die Qualität der Verbindung genauso erheblich wie durch Bitfehler verursachte Störgeräusche oder die aus der Paketverzögerung resultierende verminderte Gesprächsqualität. Bei letzteren kann die Sprache selbst zum Beispiel unverändert gut sein, nur kann es passieren, dass sich die Telefonierenden immer wieder ins Wort fallen – ein Einflussfaktor, der bei der Beurteilung einer Hörprobe nicht zwangsläufig berücksichtigt wird.
Neben einer subjektiven Beurteilung ist also auch noch eine objektive Messung notwendig, die direkt an einer ISDN- oder Analog-Schnittstelle genauso wie an Ethernet beim Kunden durchgeführt werden kann. Dafür empfiehlt sich die PESQ-Analyse nach ITU-T P.862 (Perceptual Evaluation of Speech Quality), ein mathematisch sehr aufwändiges, dafür aber präzises, objektives Verfahren zur Ermittlung der Sprachqualität.
Bei diesem Vorgehen wird auf Basis mathematischer Berechnungen festgelegt, welche Merkmale eine für das menschliche Gehör optimale Sprachverbindung aufweist – und inwiefern eine gegebene Verbindung davon abweicht. Damit ist es perfekt für den oben skizzierten Einsatz geeignet. Nebenbei lässt sich von dem PESQ-Wert auch ein MOS-Wert ableiten.