Kommunikation ohne Umwege
Die Virtualisierung der Desktops und die Migration der Telefonie in ganzheitliche Unified-Communications & Collaboration-Umgebungen gehören zu den am schnellsten wachsenden IT-Bereichen. Beide Technologien galten lange als hochkomplex und aufwendig - gehören heute aber für die meisten Systemintegratoren zum Tagesgeschäft. Etwas anders sieht es aus, wenn man beide zu kombinieren versucht. Dabei ist auch dieses Szenario heute durch erprobte Best-Practices abgedeckt.

- Kommunikation ohne Umwege
- Mittel und Wege für QoS
- Praxisbeispiel: Citrix und Cisco
- Expertenkommentar 3CX: "VMware Ready" als Bestandteil der Produktpolitik
- Expertenkommentar Controlware: UCC in der VDI
- Expertenkommentar Estos: Mehr Power, ohne mehr Aufwand
- Expertenkommentar Unify: Arbeiten in virtualisierten Umgebungen
Die Integration der Echtzeit-Kommunikationskanäle Voice und Video in eine "Virtual Desktop Infrastruktur" (VDI) ist technisch gesehen kein Neuland mehr: Die Unternehmen können normalerweise auch in der VDI weitgehend die gleichen Kommunikations-anwendungen – etwa Cisco-Jabber oder Microsoft-Lync – verwenden wie bisher. Der einzig grundlegende Unterschied liegt darin, dass die erforderliche Client-Software nicht mehr lokal auf dem Endgerät des Users implementiert, sondern als virtualisierte App im Datacenter des Kunden betrieben wird. Doch genau diese Auslagerung zieht in der Praxis oft eine ganze Reihe von Herausforderungen nach sich:
- Unzureichende Sprach- und Bildqualität: Die Qualität der Echtzeitübertragung im Netzwerk hängt maßgeblich davon ab, ob die Pakete auf dem kürzesten Weg übermittelt werden. In einer klassischen UCC-Umgebung ist dies zumindest bei der internen Telefonie die Regel, weil das Gespräch meis-tens als Peer-to-Peer-Verbindung zwischen den Endpunkten geführt wird. In einer VDI läuft der UCC-Client aber im abgesetzten Datacenter, so dass der Datenstrom zwischen den Gesprächsteilnehmern nicht den direkten Weg nimmt, sondern über das Rechenzentrum geleitet werden muss. In der Praxis macht dieses als Hair-Pinning bezeichnete Phänomen oft eine mehrfache Transcodierung notwendig und verursacht inkrementelle Latenzen, die die Übertragungsqualität hörbar und sichtbar beeinträchtigen.
- Mehrfache Komprimierung und Dekomprimierung: Durch die Auslagerung der UCC-App in das Datacenter des Unternehmens muss der Voice- und Video-Traffic zudem mehrfach de- und rekomprimiert werden. Wenn die (komprimierten) Daten auf dem virtualisierten Server eintreffen, wird der Datenstrom zunächst dekomprimiert, dann vor der Weiterleitung an das Endgerät des Anwenders wieder rekomprimiert – und beim Anwender angekommen schließlich final entpackt. Weil jeder dieser Vorgänge Rechenleistung und Zeit beansprucht, kommt es dadurch ebenfalls zu Latenzen und in der Folge zu Einbrüchen bei der Sprachqualität.
- Einschränkung der Server-Skalierbarkeit: Wichtig ist im Hinblick auf die Server-Skalierbarkeit im Datacenter, der Hypervisor, auf dem die virtualisierten UCC-Clients und die Desktops laufen, muss neben allen bisherigen Aufgaben auch das Handling des Echtzeit-Traffics übernehmen – und damit eine ganze Reihe rechenintensiver und Performance-hungriger Aufgaben. In Enterprise-Umgebungen, wo parallel Dut-zende oder sogar Hunderte von (Video-)Anrufen aufrechterhalten werden müssen, wirkt sich dies auf die maximal unterstützte Zahl virtueller Desktops pro physikalischem Host aus. Die etwas geringere Server-Skalierbarkeit ist in der Regel zwar kein K.-o.-Kriterium, sollte aber bei der Planung und Kalkulation der entsprechenden Projekte berücksichtigt werden.
Kurz: Vor der Überführung der UCC-Umgebung in die VDI sollten Unternehmen eine ganze Reihe von Fragen beantworten. Die gute Nachricht ist dabei, dass sie nur die wenigsten Antworten selbst suchen müssen.