Die vielfältigen Aufgaben der heutigen Berufswelt verlangen nach nahtlosen und einfach zu bedienenden Kommunikationslösungen - überall und auf jedem Endgerät. Genau dies verspricht Cisco mit seinem neuen "Collaboration System Release 10". Mit dem Release-Wechsel und Rebranding hat Cisco Anfang des Jahres den Schritt zum ganzheitlichen Collaboration-Ansatz angekündigt. Der Hersteller will dabei mit stärkerem Nutzerfokus und durchgängiger Usability zu Microsoft aufschließen.Die Kommunikation und Zusammenarbeit in Unternehmen orientiert sich längst nicht mehr an einem statischen Arbeitsplatz. Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage wird das Smartphone immer mehr zum mobilen Büro: 60 Prozent der Mitarbeiter arbeiten mit dem Mobiltelefon, schreiben E-Mails, verwalten Kontakte und Termine. Dieser Entwicklung tragen Hersteller von Unified-Communications-(UC-)Lösungen zunehmend Rechnung. Der Trend geht weg von gerätespezifischen Lösungen hin zu Anwendungen, die plattformübergreifend eine einheitliche "User Experience" bieten. Besonders deutlich lässt sich dieser Paradigmenwechsel an Ciscos neuester Collaboration-Lösung, dem Collaboration System Release 10 (CSR, vormals "Cisco Unified Communications System") erkennen. Was bislang unter dem Namen Unified Communications firmierte, verschiebt den Fokus in Richtung Endanwender: Im Mittelpunkt der neuen UC-Lösungen stehen nicht länger einzelne Endgeräte oder Aktionen wie Anrufe, sondern die End-to-End-Vernetzung der Mitarbeiter. Die Neuerungen fasst das Cisco-Marketing unter den drei Säulen "seamless", "transformative" und "efficient" zusammen, auf die der Beitrag anschließend noch ausführlicher eingeht. Nahtlose Kommunikation Getrieben von der zunehmenden Verbreitung mobiler Endgeräte und Trends wie "Bring Your Own Device" legt Cisco erstmals Wert darauf, dass sich der (auf XMPP basierende) Jabber-Client - das Kernelement der Collaboration-Lösung - auf allen Endgeräten über ein einheitliches Benutzer-Interface bedienen lässt. Dies soll die Anwendung unabhängig vom jeweiligen Ort und verwendeten Endgerät vereinfachen: Nutzer können auf Dokumente in gewohnter Weise zugreifen und müssen sich nicht erst an ein anderes Design gewöhnen - gleichgültig ob sie mit Jabber auf einem Windows-PC, einem Mac, einem IOS-Tablet oder einem Android-Smartphone arbeiten. Mit dem einheitlichen Interface namens "Futurama" will Cisco Medienbrüche reduzieren, die beim mobilen Arbeiten entstehen, und zieht mit dem Wettbewerber Microsoft gleich, der eine plattformübergreifende Oberfläche bereits seit Lync 2013 bietet. Um den mobilen Mitarbeiter mit seinem Smartphone oder Notebook sicher mit dem Unternehmensnetz zu verbinden, führt Cisco mit "Collaboration Edge" eine neue Komponente ein. Bislang war dies nur über eine VPN-Verbindung möglich, was sich bei einer mobilen Internet-Verbindung etwa mittels Smartphone als lästig erwiesen hat. Collaboration Edge setzt erstmals auf eine SSL-Verbindung und kommt ohne VPN aus. Damit soll der Mitarbeiter unterwegs so zügig und problemlos auf die im Unternehmensnetzwerk gespeicherten Daten zugreifen und mit anderen kommunizieren können, als säße er in seinem Büro. Video ist das neue Voice Unter dem Attribut "seamless" versteht Cisco auch die Zusammenführung von Voice- und Video-Kommunikationssystemen. Zu diesem Zweck können Videoendgeräte jetzt direkt an den "Unified Communications Manager" (vormals "Callmanager") andocken. Bislang benötigten Unternehmen den "Communications Manager" zur Administration von Telefoniesystemen und den "Video Communication Server" (VCS), um Videosysteme anschließen zu können. Mit dem neuen Release sollten sich die meisten Videoendgeräte direkt an den Unified Communications Manager anbinden lassen. In der Praxis entstehen dadurch vor allem für die IT-Administration Vorteile: Diese kann beide Welten - Voice und Video - nun über eine Management-Instanz verwalten. Auch die bislang als separate Instanzen betriebenen Komponenten für Instant Messaging und Presence sind jetzt als integraler Bestandteil im Unified Communcations Manager enthalten. IT-Abteilungen können dadurch CSR 10 dank einer einheitlichen Management-Oberfläche mit geringerem Zeitaufwand einrichten und betreiben. Der Endanwender im Fokus Unter dem Schlagwort "transformative" greift Cisco Microsoft, seinen größten Konkurrenten im UCC-Markt, in dessen Kernkompetenz an und rückt den Endanwender stärker in den Mittelpunkt. Cisco hat - der Herkunft aus dem Telefonieumfeld geschuldet - seine Produkte bislang eher endgerätezentriert entwickelt, nicht selten zulasten der Handhabung. In dieser Disziplin versucht Cisco, mit dem neuen CSR 10 aufzuholen. Eine Maßnahme in Richtung Nutzerfreundlichkeit bezeichnet Cisco als "One Button to Push" - eine Bedienphilosophie, die es Anwendern ermöglicht, Telepresence-Konferenzräume mit einem einzigen Klick zu "betreten". Dies vereinfacht die Bedienung vor allem für Mitarbeiter, die nicht täglich mit solchen Techniken umgehen, und nimmt Kritikern, die sich in der Vergangenheit oft über die unübersichtliche Bedienung beschwert haben, den Wind aus den Segeln. Diese Bedienphilosophie, die bereits vor einigen Jahren in den Telepresence-Lösungen Einzug gehalten hat, überträgt Cisco jetzt auch auf seine Webex-Komponente: Bislang war es relativ schwierig, Inhalte einer Webex-Session wie zum Beispiel Präsentationen in einer Telepresence-Sitzung zu teilen. Mithilfe der erweiterten Funktion "Webex enabled Telepresence" soll dies ganz einfach möglich sein. Damit lässt sich künftig eine Telepresence-Session via Outlook buchen. Anschließend kann der Anwender die Webex-Komponente hinzufügen, und die auf dem Desktop dargestellten Inhalte lassen sich per "Webex enabled Telepresence" gemeinsam mit anderen Teilnehmern betrachten. Darüber hinaus können sich zusätzlich zu den Telepresence-Teilnehmern weitere Nutzer einfach via Webex in die Session einwählen. Wo allerdings nach wie vor Nachholbedarf besteht, ist das Webex-Design: Das Layout des Bildschirms - wenn beispielsweise mithilfe von Webex ein Videobild oder eine Präsentation eingebunden wird - ist optisch nicht aus einem Guss. So sieht jede Komponente, die der Anwender dem Bildschirm hinzufügt, weiterhin wie eine separate Anwendung aus. Cisco hat allerdings angekündigt, das Benutzer-Interface in zukünftigen Releases nach und nach anzugleichen. Ein weiterer Schritt hin zum Anwender ist die vereinfachte Personalisierung der Endgeräte. Bislang gilt das Browser Interface von Cisco als eher nutzerfeindlich. Die Einrichtung einer Rufumleitung auf das mobile Endgerät war beispielsweise so kompliziert, dass Mitarbeiter dies eher vermieden haben. Mittlerweile sind die Menüseiten nutzerfreundlicher, mit aussagekräftigen Piktogrammen, Symbolen und einfachen Drop-down-Menüs, sodass der Benutzer sein Endgerät ohne Probleme nach seinen Wünschen konfigurieren kann. Losgelöst von Hardwarefesseln "Efficient", das dritte Schlagwort, bedeutet laut Cisco: Vieles wird einfacher - allem voran das Rollout der Systeme, die sich mit CSR 10 nur noch virtualisiert betreiben lassen. In älteren Versionen waren die Lösungen auf physischen Servern zu installieren. In einem Zwischenschritt gab es die Möglichkeit, die Software auf Cisco-eigener Hardware zu betreiben und optional zu virtualisieren. Jetzt funktioniert die Installation vollkommen Server-unabhängig auf einer Virtualisierungsumgebung. Diesbezüglich hat Cisco mit anderen Herstellern gleichgezogen, die diesen Schritt bereits vor einiger Zeit vollzogen haben. Damit vereinfacht sich nun auch das Upgrade wesentlich für Unternehmen, die eine ältere Version des UC-Managers einsetzen. Fazit Cisco setzt mit seinem neuen Collaboration-Tool vor allem auf konsequente End-to-End-Durchgängigkeit. Davon profitieren sowohl IT-Abteilungen als auch Anwender: IT-Abteilungen, weil sie die Lösungen zentral an einem Administrations-Interface überwachen und verwalten können, und Anwender, weil sie einfach zwischen verschiedenen UC-Komponenten wechseln können. So ist es zum Beispiel möglich, während eines Chats ein Telefonat zu beginnen, ein Videobild hinzuzunehmen oder per Webex Inhalte zu teilen. Dafür ist bei anderen Anbietern eine ganze Handvoll an Lösungen erforderlich, die nicht immer reibungslos zusammenspielen. Mit dem neuen Jabber-Client hat Cisco zudem in einem bisherigen Schwachpunkt zum Konkurrenten Microsoft aufgeschlossen: Galt beim Lync-Client bislang als Vorteil, dass er nahtlos in Outlook integriert ist, so funktioniert die Jabber-Integration von Cisco mittlerweile auf Augenhöhe. Nachholbedarf besteht an manchen Punkten noch im Design der Benutzeroberfläche - etwa bei der Verwendung einer Webex-Konferenz. Insgesamt liefert das CSR 10 dennoch einen ganzheitlichen Ansatz, der auf neueste Collaboration-Techniken setzt und eine für das veränderte Nutzerverhalten zugeschnittene Lösung bietet.