Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Nachfolgend eine Zusammenfassung der Tests samt Ergebnissen:
MPLS-TP: In diesem Jahr nahmen vier Hersteller mit neuen BFD-basierten (Bidirectional-Forwarding-Detection) Draft-MPLS-TP-Anwendungen teil. Die Internet Engineering Task Force (IETF) wird vermutlich diese Variante verabschieden. Die reine Datenübertragung zwischen den frühen Implementierungen war bereits interoperabel. Bei der Umschaltung im Fehlerfall (protection) zeigten sich noch deutliche Kompatibilitätsprobleme; einige MPLS-TP-Draft-Standards müssen noch präzisiert werden, um Missverständnisse auszuschließen. Auch Fehlermanagement-Protokolle für MPLS-TP wie LSP-Ping und LSP-Traceroute (Label Switched Path) müssen in einem Multi-Hersteller-Umfeld weiterhin intensiv getestet werden.
Ethernet-Ring-Protection: Für MPLS-basierte Netze gibt es seit Jahren etablierte Lösungen zur Absicherung gegen Leitungs- und Switchausfälle, das MPLS-Fast-Reroute. Vergleichbare Verfahren für reine Ethernet-basierte Netze fehlten zunächst – wenn man vom völlig veralteten und unzureichenden Spanning-Tree-Protocol (STP) absieht. Ein neuer Standard für die Ausfallsicherung Ethernet-Ring-basierter Netze existiert erst seit einigen Monaten: Die Ethernet-Ring-Protection, ITU-T G.8032: 2010. Im EANTC-Test unterstützte eine beachtliche Zahl von neun Systemen den neuen Standard; die maximale Wiederherstellungszeit nach einem Leitungsausfall betrug nur 300 Millisekunden – für Nicht-MPLS-Netzwerke ein hervorragendes Ergebnis. Bei der Verknüpfung mehrererRinge, die sich ein Segment teilen, kam es jedoch noch zu Interoperabilitätsproblemen.
Die Taktsynchronisation über Paketnetze für Mobilfunk-Basisstationen war ein weiteres wichtiges Testthema. Während das recht einfache Synchronous-Ethernet mittlerweile zwischen vielen Implementierungen zuverlässig funktioniert, ist die Synchronisation über IEEE 1588 noch immer eine sehr anspruchsvolle Aufgabe – und auch aufwändig zu testen. EANTC prüfte insbesondere Transparent-Clocks und Boundary-Clocks, die zum Beispiel für LTE-Mobilfunknetze der Zukunft benötigt werden. Die Qualität der Implementierungen war sehr unterschiedlich – beim Einsatz im Produktionsumfeld sollte sehr sorgfältig vor einer Kaufentscheidung getestet werden.Schließlich evaluierten drei der teilnehmenden Hersteller die Kompatibilität ihrer 100-Gigabit-Ethernet-Routerschnittstellen in Bezug auf MPLS-Dienste. Die Terminierung von MPLS-VPNs (Ethernet und IP) auf den 100-Gigabit-Schnittstellen war gefragt. Auch hier kam es zu Interoperabilitätsfehlern, die sich in einem kleinen Paketverlust unabhängig vom Durchsatz äußerten; einer der Hersteller konnte den Fehler noch während der Testkampagne mit einer neuen Softwareversion beseitigen.