Insolvenz des TK-Distributors Niggemann-Group

Niggemann: »Siemens stellt sich nicht seiner Verantwortung«

10. Juni 2010, 10:44 Uhr | Folker Lück
Olaf Niggemann: »Als ich mit Siemens angefangen habe, war ich der Überzeugung, dieser Konzern ist ein verlässlicher Partner«.

Seine Unternehmensgruppe musste einen Insolvenzantrag stellen. Im Gespräch mit CRN erhebt Olaf Niggemann, Gründer und Geschäftsführer des gleichnamigen TK-Distributors, schwere Vorwürfe gegen den Ex-Partner Siemens.

CRN: Die Niggemann Group, dazu gehört auch der TK-Distributor ON-Line, musste Insolvenz anmelden. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe hierfür?

Niggemann: Auslöser für die heutige Zahlungsunfähigkeit der Niggemann Group war aus unserer Sicht der Verlust des Haupt-Distributor-Status bei Siemens im Jahr 2007. In der Folgezeit ist dadurch unser Umsatz um bis zu 70 Prozent eingebrochen.


CRN:
Welche Nachteile ergaben sich für Sie durch den Verlust des Haupt-Distributor-Status?

Niggemann: Der Sub-Distributor ist nach unserer Erfahrung gegenüber den Haupt-Distributoren schlechter gestellt. Schon mental gesehen ist der Status ein Nachteil – jeder kauft doch lieber beim ersten als beim zweiten. Die ONLine wurde bei Marketing-Aktionen meist nicht mehr genannt, hinzu kommen schlechtere Konditionen. Einige unserer Fachhändler waren gezwungen, zu Mitbewerbs-Distributoren zu wechseln, denn wir konnten die Konditionen eines Haupt-Distributors nicht mehr darstellen. Die Beratungs-Mehrwerte, die wir boten, konnten die Konditionen nicht wettmachen.


CRN:
Warum hat Sie der Verlust so stark getroffen?


Niggemann:
Vor einigen Jahren haben wir auf die Siemens-Only Strategie gesetzt und alle anderen Hersteller ausgelistet.


CRN:
Das war ein großes unternehmerisches Risiko – warum sind Sie dies eingegangen?


Niggemann:
Anfangs hatten wir verschiedene Hersteller im Boot, doch dann mussten wir entscheiden, ob wir massiv in Personal investieren, um alle Hersteller mit entsprechendem Know-how vertreten zu können oder ob wir uns auf einen Hersteller fokussieren. Dazu haben wir mit Siemens Gespräche geführt, und uns wurde höchstmögliche Unterstützung zugesichert, ebenso, dass diese Siemens-Only-Strategie uns nicht das Genick brechen wird. Man hat uns tatkräftig bei der Umsetzung unterstützt, beispielsweise durch entsprechende Pressemeldungen. Als ich mit Siemens angefangen habe, war ich der Überzeugung, dieser Konzern ist ein verlässlicher Partner. Nur deshalb bin ich überhaupt die »Siemens-Only« Partnerschaft eingegangen und habe mich im Markt so positioniert, das Gebäude entsprechend ausgestattet, Investitionen in die Mitarbeiter getätigt. Zwei bis drei Jahre lief es gut, wir wurden einer der umsatzstärksten Hipath-Distributoren und auch Siemens hat sehr stark von uns profitiert.

CRN: Aus welchem Grund hat Siemens die Haupt-Distributor-Partnerschaft aufgekündigt?


  1. Niggemann: »Siemens stellt sich nicht seiner Verantwortung«
  2. Über die wahren Gründe kann ich nur Vermutungen anstellen

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