Der amerikanische Chiphersteller liebäugelt mit einer Übernahme seines europäischen Konkurrenten NXP, um sich die Pole Position im Rennen um die Ausstattung vernetzter Autos zu sichern.
Im Halbleitermarkt könnte schon bald eine nächste Mega-Übernahme im zweistelligen Milliardenbereich anstehen. Nach Berichten der Financial Times und des Wall Street Journal prüft der US-Hersteller Qualcomm derzeit einen Kauf des Konkurrenten NXP, der 2006 aus dem niederländischen Elektronikkonzern Philips ausgegründet worden war und hat sich seither als Spezialist für die drahtlose Vernetzung von Geräten und NFC-Technologien etabliert hat. Seine Chips werden unter anderem von vielen Mobilfunkherstellern in Smartphones und Tablets, bei zahlreichen berührungslosen Zahlungs- und Zugangslösungen sowie im IoT-Bereich eingesetzt. Besonders interessant dürfte die Technologie von NXP für Qualcomm allerdings im Hinblick auf das stark wachsende Segment vernetzter Autos sein, wo die Niederländer unter anderem mit Sensoren, Interfaces, Zugangskontrolle und Sicherheitssysteme vertreten sind. Damit könnte Qualcomm in diesem wichtigen Zukunftsmarkt auch seine Position gegenüber dem mächtigen Konkurrenten ARM stärken, der erst im Sommer für 32 Milliarden US-Dollar vom japanischen Konzern Softbank gekauft wurde. Auch der jetzige Übernahmekandidat NXP hatte noch im vergangenen Jahr für rund 12 Milliarden Dollar den Mitbewerber Freescale geschluckt, der 2003 aus Motorola hervorgegangen war.
Die Aktionäre beider Unternehmen reagierten erfreut auf die Nachricht einer möglichen Übernahme. Der Wert der Qualcomm-Papiere legte um über fünf Prozent zu, wodurch die Bewertung des Unternehmens jetzt erstmals an der Marke von 100 Milliarden Dollar kratzt. Noch stärker ging es für die NXP-Aktie nach oben, dessen Unternehmensbewertung nach einem Plus von mehr als 15 Prozent nun bei rund 33 Milliarden Euro liegt. Von einem entsprechenden Deal wären auch zahlreiche deutsche Arbeitnehmer betroffen. Neben seinem Hauptsitz in Eindhoven hat NXP auch in Hamburg einen wichtigen Standort für Forschung und Entwicklung.