Nach Einschätzung der Wettbewerbshüter wollte Qualcomm durch die Zahlungen an Apple vor allem Intel aus dem Markt heraushalten. Intel versucht seit Jahren, das schwächere Geschäft mit PC-Chips durch neue Produkte auszugleichen. Bei den Mobilfunkchips konnte sich der Chipgigant allerdings häufig nicht gegen Qualcomm durchsetzen. Erst seit 2016 baut Apple in einen Teil der iPhones - die vor allem in Europa verkauft werden - LTE-Chips von Intel ein. Dies fiel mit dem Beginn ihrer Ermittlungen zusammen, merkte Vestager an. Zuvor habe Apple bei Qualcomm angefragt, ob es im Rahmen des Deals auch ausreichen würde, nur 80 Prozent der Chips bei dem Konzern zu beziehen. Qualcomm habe dies aber abgelehnt.
Die nun verhängte Geldbuße entspricht 4,9 Prozent des Umsatzes von Qualcomm im Jahr 2017 - und fällt damit für solche Fälle vergleichsweise hoch aus. Das spiegele die Schwere des Wettbewerbsverstoßes aus Sicht der Kommission wider, sagte Vestager. Außerdem habe der lange Zeitraum eine Rolle gespielt. Der Apple-Deal habe die Marktposition von Qualcomm »zementiert« und sei entscheidend dafür gewesen, die Konkurrenz jahrelang zu unterdrücken.
Um das Verhalten von Apple sei es in der Untersuchung nicht gegangen, sagte Vestager auf die Fragen von Journalisten, ob der die Vereinbarung nicht auch als ein Kartell mit zwei Beteiligten ausgelegt werden könne. Die Qualcomm-Zahlungen seien auch für einem großen Player wie Apple ein sehr starker Anreiz gewesen, den Zulieferer nicht zu wechseln. Außerdem habe der Deal auch vorgesehen, dass Apple bereits erhaltenes Geld zurückzahlen müsste, wenn die Chips woanders gekauft worden wären.
Qualcomm bestreitet die Vorwürfe und will die Strafe anfechten. »Wir sind überzeugt, dass diese Vereinbarung nicht gegen die EU-Wettbewerbsregeln verstieß und keine negativen Folgen für den Wettbewerb auf dem Markt oder europäische Verbraucher hatte«, erklärte Qualcomms Chefjurist Don Rosenberg. Qualcomm argumentierte auch, dass seine Funkchips besser als die von Intel gewesen seien. Apple habe die Leistung von Qualcomm-Chips abbremsen müssen, damit der Unterschied zu Intel-Versionen nicht auffalle.