Mit Skype, Google Hangout oder dem Bank-Beratungstermin per Video gehören Videokonferenzen für viele Privatanwender bereits zum Standard. Im Business-Alltag scheitert es jedoch oft an der erforderlichen aufwendigen Infrastruktur für diese Kommunikationstechnik. Virtualisierte, softwarebasierende Videokonferenz-Systeme bieten Unternehmen einen alternativen Lösungsansatz mit raschen Umsetzungsmöglichkeiten.Studien belegen, dass virtuelle Teams via Videokonferenz effizienter zusammenarbeiten als mit Telefon und E-Mail. Dennoch nutzen laut einer Untersuchung des Marktanalyse- und Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC) gerade einmal 32 Prozent der Unternehmen in Deutschland dieses Kommunikations-Tool. Die Gründe für die Zurückhaltung: hohe Kosten, mangelnde Flexibilität und die schwierige Implementierung in die zunehmend heterogenen IT- und Netzwerk-Umgebungen. Ebenfalls für Frustration sorgt die oft noch niedrige Bildqualität, die die Nutzerakzeptanz nicht gerade fördert. Doch die Zeichen stehen auf Veränderung: Komplett virtualisierte Systeme setzen neue Maßstäbe und können dem Kommunikationsmittel Videokonferenz zum Aufstieg in die Liga der Audiokonferenzen verhelfen. Softwarevariante Software lautet das Zauberwort, wenn es darum geht, für eine hohe Übertragungsqualität zu sorgen und die Kosten gering zu halten. Mit softwarebasierenden Videokonferenz-Lösungen erübrigen sich die sogenannten Multipoint Control Units (MCUs). Während bei hardwarebasierenden Lösungen diese Sternverteiler bislang das Empfangen, Verarbeiten und Senden der Datenströme aller Konferenzteilnehmer übernehmen, erfolgt die Verarbeitung mit den heutigen Software-Clients direkt am Endgerät des Teilnehmers. Aufwändige Rechenoperationen während des Transports, proprietäre DSP-basierende (Digital Signal Processor) Hardware und ein integriertes Echtzeit-Betriebssystem entfallen dabei - und somit auch lange Latenzzeiten, die störende Bildausfälle verursachen. Dank der SVC-Technik (Scalable Video Codec) kann ein entsprechender Router die Datenströme managen. Er teilt diese in qualitativ unterschiedliche Einzel-Streams auf und weist jedem Endgerät das bestmögliche Bild zu. So erhält ein Nutzer mit einem Smartphone eine andere Auflösung als einer, dem ein Raumsystem zur Verfügung steht. Virtualisierte Videokonferenz-Lösung Diese Softwaretechnik lässt sich im nächsten Schritt komplett virtualisieren, wodurch zusätzliche Vorteile entstehen: Da das komplette Betriebssystem und die Anwendungsumgebung einer Virtual Machine (VM) in einer einzigen Datei auf einer virtuellen Disk gespeichert sind, ist es einfach, diese zu duplizieren. Damit reduziert Virtualisierung zum einen die Bereitstellungszeit auf wenige Minuten. Zum anderen entfällt der Aufwand für die Beschaffung und das Einrichten von Hardware wie MCUs und physischen Servern. Die VMs sind zudem deutlich einfacher zu managen als physische Server. So weisen automatisierte Management-Tools jeder VM und den installierten Anwendungen die benötigte Server-Kapazität zu. Und schließlich ist auch die Wartung deutlich einfacher: Zusatzfunktionen räumen die Möglichkeit ein, im Fall einer Server-Wartung eine VM bei voller Verfügbarkeit auf einen anderen Rechner aufzuschalten. Der Einsatz einer komplett virtualisierten Videokonferenz-Lösung funktioniert genau nach diesem Prinzip. Was Unternehmen von einer Virtualisierung der Videokonferenz-Infrastruktur konkret erwarten, hat beispielsweise der Videokonferenz-Hersteller Vidyo erfragt: Auf Platz eins der Liste stehen reduzierte Einsatzkosten (83 Prozent), dicht gefolgt von einer flexiblen und skalierbaren Nutzung für einzelne Geräte. 69 Prozent der Befragten wollen mit der Virtualisierung ihre Videokonferenz-Infrastruktur an die IT-Strategie anpassen. Die Lizenz für mehr Effizienz Softwarebasierende, virtualisierte Videokonferenz-Lösungen versetzen IT-Verantwortliche in die Lage, den Mitarbeitern innerhalb kurzer Zeit Online-Meetings mit Bild und Ton einzurichten. Dies setzt jedoch ein einfaches und flexibles Lizenzmodell voraus. Bei den sogenannten "Floating-Lizenzen" kann jeder Mitarbeiter auf die Lizenzen aus dem Gesamtkontingent zugreifen. Nach der Videokonferenz fließt diese Lizenz automatisch wieder dorthin zurück und steht für die nächste Besprechung zur Verfügung. Das Prinzip ähnelt einem Car-Pool in einem Unternehmen. Allerdings sind die Softwarelizenzen nicht an einen Standort gebunden - für Unternehmen mit weltweit verteilten Niederlassungen ein erheblicher Kostenvorteil. Endet der Arbeitstag in einem Land, stehen die Lizenzen den Kollegen auf anderen Kontinenten zur Verfügung. Unterm Strich betragen die Lizenzkosten für die virtualisierte Videokonferenz-Lösung in Kombination mit den Floating-Lizenzen im Vergleich zu MCU-abhängigen Lösungen nur ein Fünftel. Türöffner für neue Business-Modelle Doch Virtualisierung ist nicht nur eine Kostenfrage. Vielmehr eröffnet diese Technik völlig neue Wege für den Einsatz von Videokonferenz-Lösungen. Die Betriebsoptionen reichen von virtualisierten Rechenzentren über Private-Cloud- und Hybridmodelle bis zu Video as a Service (VaaS). Der Vorteil des Letzteren liegt vor allem darin, dass die Anfangsinvestitionen und das Risiko gering sind. Mit einem einfachen Login steht die Anwendung auf monatlicher Abrechnungsbasis zur Verfügung. Bei häufiger und standortübergreifender Nutzung rechnet sich allerdings in der Regel eine unternehmensinterne Lösung mit einem eigenen, virtualisierten Router. Ein Geschäftsmodell speziell für Händler sind sogenannte "White Label"-Programme. Damit können diese Videokonferenzen als Service unter dem eigenen Namen vertreiben. Erfahrene Hersteller ermöglichen ein schnelles "Go to Market" ohne große Einstiegshürden wie hohe Investitionskosten in Hardware oder Zertifizierungsaufwand. So können Händler binnen 24 Stunden in den stark wachsenden Videokonferenz-Markt einsteigen und Video als Service anbieten. Darüber hinaus erweitern Händler auf diesem Weg ihre eigene Produktpalette und grenzen sich von Mitbewerbern ab. Damit erreichen sie nicht nur Neu-, sondern binden auch Bestandskunden. Dank Virtualisierung, Übertragungstechniken wie SVC und flexibel nutzbaren Lizenzen werden moderne Videokonferenz-Systeme nicht nur skalierbar, mobil und erschwinglich, sondern sie liefern auch noch eine hohe Qualität. Somit sinken die Hürden für die Etablierung von Videokonferenzen im Unternehmensalltag - und das Betreten einer Videokonferenz wird bald so selbstverständlich sein wie der Griff zum Telefonhörer.