CRN-Kopfnuss

Schadensersatz statt Smartphone-Verkäufe

13. April 2018, 13:27 Uhr | Peter Tischer
© Daniel Krasoń - Fotolia

Was tun, wenn die eigenen Smartphones keinen Erfolg mehr bringen? Genau: Patente zu Geld machen. Gleichzeitig kann man so etwaiger Konkurrenz eins auswischen.

Als Steve Jobs noch höchstselbst im Rollkragenpulli seinen frenetischen Apple-Jüngern das nächste große Ding präsentierte, blickten Geschäftsleute kopfschüttelnd und mit selbstgefälliger Arroganz nach Cupertino. Sollten doch Teenies, Großstadthipster und digital Evangelists sich mit diesem neumodischen Smartphone-Quatsch ohne Tasten beschäftigen. Selbst hatte man das Business-Gerät schlechthin: einen Blackberry! Wenig Display, viele Tasten, lange Akkulaufzeit. Beschränkung auf das Wesentliche, keine Apps, einfach Business eben. Hauptsache der E-Mail-Client war vorinstalliert. Ein Smartphone, so seriös wie sein Träger. Doch sowohl die Business-Elite als auch Blackberry selbst hatten ihre Rechnung ohne Steve Jobs gemacht, denn nun wischt selbst die Polit- und DAX-Elite vor TV-Kameras auf ihren iPhones herum. Blackberry ist out, an dieser Tatsache hat bislang auch der Wechsel auf Android und die Abkehr vom QWERTY-Keyboard nichts geändert.

Auf der Suche nach neuen Umsätzen hat der Hersteller vor anderthalb Jahren das Smartphone-Geschäft fallen lassen und will stattdessen mit »Software und Dienstleistungen« wieder in die Gewinnspur finden. Und weil so ein Turnaround teuer ist, verklagt man zum Nebenerwerb erfolgreiche IT-Firmen auf Patentverletzungen. Avaya, Facebook und Snapchat müssen sich nun mit Schadensersatzklagen der Kanadier auseinandersetzen. Gut ist, was Kohle bringt. Und das Beste: Bei 44.000 Patenten in der Hinterhand winken Milliardeneinnahmen. Blackberry-Aktien könnten mit diesem Geschäftsansatz sogar die Apple-Papiere bald in den Schatten stellen, die CRN-Kopfnuss hat sich zur Sicherheit schon einmal eingedeckt. Nur die Angestellten werden bei den Kanadiern wenig zu lachen haben. Sie müssen schnell umschulen, wollen sie nicht gekündigt und durch zynische Jung-anwälte ersetzt werden. Und bei Netflix — sofern man bis dahin nicht im Patentstreit mit Blackberry steht — wird die nächste Blockbuster-Serie über den Hersteller gedreht. Mögliche Titel: »Blackberrys Liste«, »…und Gerechtigkeit für Blackberry« oder: »Blackberry und der letzte Kreuzzug«.


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