M2M-Security

Security-Governance bei Industrie 4.0

5. Dezember 2014, 9:36 Uhr | Dror-John Röcher, Lead Consultant Secure Information bei Computacenter

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Struktur nach RACI-Methodik

Ein Ansatz, um die Verantwortung zu strukturieren, ist die Ausarbeitung von so genannten RACI-Matrizen – Responsible, Accountable, Consulted, Informed. Die entsprechende Kategorisierung beschreibt, welche Rolle für welche Aktivitäten ver-antwortlich ist und welche Mitarbeiter zu beteiligen sind. Damit erreichen Unternehmen eine klare Beschreibung der Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten:

  • Responsible bedeutet in diesem Ansatz „Durchführungsverantwortung“. Das heißt, diese Person initiiert und verantwortet die eigentliche Durchführung der Sicherheitsmaßnahmen durch andere Personen oder führt die Aktivität selbst durch. Respon-sible wird meist als Verantwortung im disziplinarischen Sinne gesehen.
  • Accountable meint die rechenschaftspflichtige Kostenverantwortung im Sinne von „genehmigen“, „billigen“ oder „unterschreiben“. Die entsprechende Person trägt damit auch im rechtlichen oder kaufmännischen Sinne die Verantwortung.
  • Consulted ist die Fachverantwortung. Darunter fallen externe und interne Ratgeber, die nur eine fachliche Unterstützung bieten, aber nicht rechtlich oder disziplinarisch verantwortlich sind.
  • Informed bezeichnet das Informationsrecht. Damit sind die Personen gemeint, die über den Verlauf oder das Ergebnis der Tätigkeit informiert werden sollen oder müssen.


Abgrenzungen in der Praxis

Eine Kategorisierung nach dem RACI-Modell kann eine Hilfe sein, um die komplexen Verantwortlichkeiten und Rollen in Sachen Industrial-IT-Security zu analysieren und zuzuordnen. Doch was bedeutet das konkret für die einzelnen Bereiche?

Bei Responsible liegt meist die größte Herausforderung. Denn die Durchführung der verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen erzeugt bei nicht-standardisierten und individuellen Produktionssystemen einen großen Aufwand. Da bei individuellen Systemen meist viel Wissen zum jeweiligen Produktionsprozess nötig ist, muss an dieser Stelle die Produktionsabteilung selbst die Verantwortung übernehmen. Dabei lässt sich jedoch prinzipiell für jedes Einzelsystem jeweils eine dafür verantwortliche Person benennen.

Gibt es jedoch auch weitgehend standardisierte Produktionssysteme, kann dafür auch die Office-IT-Abteilung verantwortlich sein. Denn hier lassen sich dann eventuell aus dem Office-Bereich bekannte Sicherheitsmaßnahmen mit wenig Aufwand an die Produktionssysteme anpassen. Sind die Produktionssysteme dagegen nur teilweise standardisiert, kann die Verantwortung auf Produktions- und Office-IT-Abteilung verteilt werden.

Da die strategischen Entscheidungen sehr eng mit der Herstellung zusammenhängen, sollte der Verantwortliche für Accountable aus der Produktionsabteilung kommen, genauer aus dem Bereich Engineering. Denn schon bei Planung und Aufbau der Prozesse sind die Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln. Bei laufenden Systemen steht dann ohnehin der operative Betrieb, also Responsible, im Vordergrund.

Eine Herausforderung bei Accountable kann aber die Organisation des jeweiligen Werks ergeben. Denn bei einer kleinteiligen Herstellung verschiedener Waren sind oft mehrere Dutzend Produktionsleiter für die jeweiligen Prozessabläufe verantwortlich. Ein ähnliches Problem kann auch entstehen, wenn ein Unternehmen zahlreiche jeweils eigenverantwortliche Werke hat. Dann trifft zwar jeder Leiter seine eigenen Entscheidungen, doch aufgrund der Vernetzung wirken sich diese auf das Gesamtsystem aus.

Wissensaustausch zwischen IT und Produktion

Im Bereich Sicherheit für Industrial-Control-Systems kommt den Beratern natürlich eine wichtige Rolle zu. So sollte die Produktionsabteilung immer Office-IT-Experten konsultieren und die Office-IT-Abteilung Produktionsexperten. Denn nur wenige Personen haben in beiden Bereichen eine umfangreiche Expertise. Zudem kann ein unabhängiger Berater auch für die Zusammenarbeit und Abstimmung der jeweils Verantwortlichen über den gesamten Produktionsprozess sorgen. Dies kann sowohl ein externer Dienstleister sein als auch ein interner Sicherheitsexperte, der gemeinsam akzeptierte, übergeordnete Richtlinien vorgibt.

Wer dann informiert werden muss, hängt von der Organisation des jeweiligen Werkes und Unternehmens ab. So sind manche Produktionsfirmen stark zentralisiert, andere wiederum dezentralisiert aufgestellt. Jedoch ist dabei zu berücksichtigen, dass Informationen nicht nur in der Hierarchie nach oben, sondern auch nach unten zu den jeweiligen Team-Mitgliedern sowie auf gleicher Ebene zu den ande-
ren Rollenverantwortlichen weiterzugeben sind.  

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