Während die Politik nahezu ergebnislos über Breitbandausbau und Routerzwang diskutiert, verkaufen einige Provider weiterhin Anschlussgeschwindigkeiten aus der Fantasiewelt und ihre Kunden damit oft für dumm.
Seit Jahren beschwört die Politik gemeinsam mit den Telekommunikations- und Internetanbietern die angeblich tolle Breitbandverfügbarkeit in Deutschland. Dass diese Schlussfolgerung allerdings nur durch reichlich geschönten Statistiken, wie etwa für die heutige Zeit viel zu niedrigen »Breitband«-Werten von 1 MBit/s, möglich wird, ist längst kein Geheimnis mehr. Viele der wirtschaftlich wichtigen Unternehmen, die ihren Sitz etwas abseits der Millionenstädte haben, beklagen sich immer lautstarker über den Standortnachteil Schneckeninternet. Und auch bei der Abschaffung des Routerzwangs und der Stärkung der Verbraucherrechte haben die zuständigen Institutionen erst jüngst wieder einen wahren Schildbürgerstreich abgeliefert. Statt endlich klare Fakten zu schaffen und dabei gleich Schluss mit Fantasiewerten von »bis zu« Verbindungsgeschwindigkeiten zu machen, werden die Verantwortlichkeiten hin und her geschoben und die ursprünglich guten Ansätze einer Neuregelung immer weiter verwässert.
Was die aktuelle Situation im Einzelfall für die Kunden bedeuten kann, konnte CRN jüngst sehr eindrücklich vor Ort in der bayerischen Kreisstadt Landsberg am Lech rund 50 Kilometer vor den Toren Münchens erleben. Dort schilderten uns mehrere betroffene wie etwa ein IT-Administrator und eine typische Durchschnittsfamilie ihre Odyssee mit verschiedensten Anbietern und deren leeren Versprechungen. Allen gemeinsam ist zunächst das Grundproblem, dass sie über Jahre nie die versprochene Geschwindigkeit bekamen, immer wieder ergebnislos vertröstet wurden und so stets für Leistungen bezahlten, die nie geliefert wurden. Da erschien es einigen als ein wahrer Segen, dass Kabel Deutschland auf den Plan trat und den Bewohnern endlich einen Anschluss an die heutige Highspeed-Welt versprach. Doch letztlich verlagerte der Wechsel auf das vermeintlich überlegene Kabelnetz die Probleme und die damit verbundene Frustration nur auf einen anderen Anbieter. Manch einer musste sich vom Kabel Deutschland Kundenservice gar regelrecht verhöhnen lassen.
Was sich für normale Nutzer lediglich in stockenden Skype-Verbindungen zu ihren Verwandten in den USA und einer völligen Unbrauchbarkeit ihres Smart-TVs niederschlug führte bei anderen zu handfesten Problemen. So war eine schnellere Verbindungsgeschwindigkeit für den Administrator aus unserer Vor-Ort-Recherche beispielsweise essentiell, damit er Teile seiner Arbeit wie Notdienste oder Fernwartung überhaupt ausführen konnte. Somit freute er sich, als sich seine Bandbreite nach dem Umstieg zu Kabel Deutschland tatsächlich auf immerhin knapp 30 der versprochenen 50 - und später geplanten 100 - Mbit/s erhöhte. Allerdings war die Freude nur von kurzer Dauer. Denn nicht allzu lange nach dem Vertragsabschluss brachen die Werte rapide ein, bis sie schließlich Ende vergangenen Jahres auf einem Wert von maximal rund 3 Mbit/s gefallen waren. In Stoßzeiten verlangsamte sich die Geschwindigkeit noch weiter, so dass an professionelles Arbeiten nicht mehr zu denken war.
Bei den seither regelmäßigen Anrufen bei der Service-Hotline von Kabel Deutschland wurde der Mann immer wieder mit den gleichen Floskeln vertröstet. Während einige der Mitarbeiter im Callcenter erst gar keine nennenswerte Störung erkennen wollen, berichten andere immerhin von Ausbauarbeiten, die den Engpass schon sehr bald beseitigen sollen. Beseitigt ist bislang allerdings gar nichts, so dass der Betroffene sich jetzt statt nach einem anderen Provider wohl nach einer anderen Wohnung in einem besser versorgten Gebiet umsehen muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich dort wieder auf das schnelle Kabel-Internet einlassen wird, tendiere gegen Null, wie er gegenüber CRN versichert.