Special: Glasfaserzugang mit Open Access

6. Mai 2010, 14:40 Uhr | Markus Kien

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Was ist eigentlich Open Access?

Es wird bei FTTX-Open-Access zwischen drei hauptsächlichen Wertschöpfungsebenen unterscheiden.
© Christoph Hardtke
Bei P2P verfügt jeder Teilnehmer über ein eigenes Glasfaserpaar bis zum optischen Netzabschluss.
© Christoph Hardtke
Bei PON wird der Glasfaseranschluss bis zum Splitter von verschiedenen Teilnehmern gemeinsam genutzt.
© Christoph Hardtke

Von Open Access kann man bei solchen Wertschöpfungspartnerschaften und Geschäftsmodellen dann sprechen, wenn die Vorleistungslieferanten allen Marktteilnehmern der höheren Wertschöpfungsebene einen transparenten und diskriminierungsfreien Zugang zu ihren Vorleistungen bieten. Der Open-Access-Betreiber stellt eine offene Zugangsplattform und ein transparentes Preismodell bereit und garantiert damit Wettbewerbsneutralität und kalkulierbare Kosten für Netzbetreiber und Diensteanbieter. Die Kosten des Diensteanbieters für den Netzzugang skalieren dabei direkt mit seinem Kundenwachstum.

Vorleistungen können sowohl auf der untersten Stufe in Form von entbündelten Anschlussleitungen als auch auf der mittleren Stufe in Form von aktiven Netzzugängen angeboten werden. Im Gegensatz zu diesem offenen, für alle Marktteilnehmer zugänglichen Modell unterscheidet man die geschlossenen Partnerschaften. Die Wertschöpfung und Zusammenarbeit der Partner funktioniert hier in gleicher Weise, allerdings steht dieses Netz nur bestimmten Partnern zu Verfügung. Es gibt bei dieser Form kein allgemeines Vorleistungsangebot.

Beide Formen, die offene und geschlossene haben ihre Berechtigung, wenn man nur den Blickwinkel der jeweiligen Firmeninteressen zulässt. Erweitert man die Betrachtung jedoch auf volkswirtschaftliche Aspekte der bestmöglichen Nutzung von gemeinsamen Ressourcen, dann ist sicherlich das Modell des Open Access führend. Nicht zuletzt deswegen treffen wir dieses Modell gerade in den skandinavischen Ländern an, in welchen traditionell der Gemeinschaftsgedanke stark ausgeprägt ist. In Schweden treffen wir eine ganze Reihe von Open-Access-Modellen an, besonders hervorzuheben ist hier die Stadt Västeras am Mälar-See in Südschweden. Dort wurde aus kommunaler Initiative durch den regionalen Energieversorger Mälar Energi ein Open-Access-Netz errichtet.

Bereits konkret umgesetzt wurde dieses Modell auch in Amsterdam. Dort wurde die passive Infrastruktur - also die erste Wertschöpfungsebene - von einem Konsortium, bestehend aus der Stadt Amsterdam, verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften und Investoren errichtet. Die zweite Wertschöpfungsebene wird vom Carrier BB-Ned im Open Access betrieben. Serviceprovider können diesen Zugang zur Auslieferung ihrer Dienste fair und diskriminierungsfrei nutzen. In Deutschland ist die Firma Helinet mit ihrem Glasfaser-Zugangsnetz Vorreiter für Open Access. In ihrem Versorgungsgebiet im nordöstlichen Ruhrgebiet/Münsterland errichtet Helinet ein hochmodernes neues Zugangsnetz mit Glasfaserleitungen bis zum Endkunden für zirka 25.000 Betriebe und 300.000 Privatanschlüsse. Der Zugang zu diesem Netz ist offen für alle Marktteilnehmer, also das klassische Open-Access-Modell. Hierfür stellt Helinet einen offenen virtuellen Marktplatz für Diensteanbieter und Endkunden bereit. Sie können dort zukünftig unter verschiedenen Serviceprovidern den für sie passenden auswählen und mit diesem online einen Dienstevertrag abschließen.

Auch in der Schweiz setzt sich das Open- Access-Modell immer mehr durch. Dort haben sich eine Reihe von regionalen Energieversorgern zu einem Open-Access-Verband - Openaxs - zusammengeschlossen, um das Infrastrukturmonopol der Swisscom zu brechen. Nach anfänglich harten Auseinandersetzungen zwischen Swisscom und Openaxs ist die Einsicht in den Nutzen einer gemeinschaftlichen Infrastruktur inzwischen so weit gereift, dass Swisscom kürzlich mit der Groupe E, einem Westschweizer Stromerzeuger und Mitglied des Openaxs und dem Kanton Freiburg ein Abkommen zur Errichtung eines Mehrfaser-Netzes im Open Access geschlossen hat. Das von Groupe E und Swisscom gewählte Modell beschleunigt die Bündelung der Kräfte beim Bau des Netzes und minimiert vor allem die Kosten für die Partner. Dank der Zusammenarbeit der beiden Unternehmen werden auch die ländlichen Gebiete an das Glasfasernetz angeschlossen. Eine weitere Open-Access-Initiative entsteht mit dem EWZ-Zürinet in Zürich. Dort wird mit einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Schweizer Franken ein Open-Access-FTTH-Stadtnetz errichtet.

 


  1. Special: Glasfaserzugang mit Open Access
  2. Neue Kooperationen erforderlich
  3. Was ist eigentlich Open Access?
  4. Zwei verschiedene FTTX-Typen
  5. Fazit
  6. FTTX erklärt
  7. Expertenkommentar: Aussichtsreichstes Geschäftsmodell
  8. Expertenkommentar: Neues Geschäftsfeld für Stadtwerke

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