Joe Marsella, Chief Technology Officer EMEA bei Ciena
Wie die aktuellen Entwicklungen in den ITK-Netzen aussehen und neue Ansätze an Einfluss gewinnen, verdeutlicht Joe Marsella von Ciena an fünf Trends für das Jahr 2017.
Pokémon Go, Fußball-WM, US-Wahlen: Das sind nur einige Beispiele, wie Augmented Reality und Video-Streaming das Datenvolumen im Jahr 2016 in die Höhe getrieben haben. Noch nie waren Netzwerke so ausgelastet: Die Zukunft gehört dem 5G-Standard, der Softwarevirtualisierung und Dev-Ops-Ansätzen. Doch auch Verschlüsselungstechnologien bleiben ein Thema.
5G – vom Testeinsatz zur Marktreife: Namhafte Telekommunikationsunternehmen haben bereits erste Feldversuche mit 5G unternommen. Nach weiteren intensiven Testphasen könnte es 2017 erste kommerzielle Einsätze der neuen Technologie geben. Damit werden Übertragungsraten von durchschnittlich einem Gigabit pro Sekunde branchenübergreifend durch zehn Gigabit ersetzt. Die Link-Bündelung (Aggregierung) wird statt derzeit zehn Gigabit pro Sekunde 100 Gigabit betragen. Das ermöglicht sowohl ein Wachstum im 4G-Umfeld als auch in den künftigen 5G-Netzen. Neben der Telekommunikationsbranche werden auch andere Bereiche Forschung und Entwicklung für 5G vorantreiben: Dazu zählen beispielsweise der Energie-, Landwirtschafts- sowie Logistiksektor. Sie alle sehen in der Technologie ein großes Potenzial, Güter und Services auf eine neue, revolutionäre Weise anzubieten. Mobilfunkunternehmen sowie Regierungen verfolgen den ambitionierten Plan, 5G-Netzwerke bis 2020 weitläufig im Markt einzuführen.
Mitdenkende, autonome Netzwerke: TV-Streaming und neuartige Videoanwendungen für Augmented und Virtual Reality werden die Agilität und Kapazität von Netzwerken weiter herausfordern. Das Problem lässt sich im Grunde nur lösen, wenn Netze beginnen, autonom zu arbeiten und Nachfragen auszusteuern. Deshalb wird die Branche 2017 dazu übergehen, das theoretische Wissen über autonome Netzwerke in die Praxis umzusetzen. In Kombination mit Virtualisierung schafft die Technologie einen konkreten Mehrwert für das Geschäft von Providern und Telekommunikationsunternehmen.
Mit einem Klick zum Film - Over-the-top-Dienste: Over the top (OTT)-Angebote wie TV-Streaming wachsen weiter stark. Dabei wird der Medienkonsum noch nichtlinearer und durch eine hohe On-Demand-Nachfrage geprägt sein. Die intensive Nutzung von OTT-Diensten macht sich jedoch in Form eines erhöhten Kosten- und Finanzierungsdrucks bei Netzwerkbetreibern bemerkbar. 2017 werden Telekommunikationsanbieter und Service-Provider darauf hinarbeiten, stärker mit OTT-Anbietern und Medienunternehmen zusammenzuarbeiten oder selbst deren Geschäft anzubieten. Mit dieser Strategie wollen sie ihre Umsätze stützen, sich besser gegen Preiskämpfe um die letzte Meile schützen und die Kundenloyalität weiter ausbauen. Viele etablierte Telekommunikationsunternehmen bieten bereits drei Dienste (Triple Play) gebündelt an: Telefon, Fernsehen und Internet – manche offerieren als Quad-Play zusätzlich einen Mobilfunk-Service. Für sie macht es Sinn, nun auch OTT-Streaming-Dienste wie Internet-Fernsehen anzubieten. Telekommunikationsunternehmen können so den Markt weiter ausbauen und einige der globalen OTT-Ausgaben in die Netzwerke zurückführen. Bis 2020 sollen sich die Ausgaben für Over-the-Top-Dienste auf etwa 60 Milliarden Euro belaufen.