Mit der Umstellung analoger Anschlüsse auf All-IP sorgt die Deutsche Telekom für Wirbel in der Branche. Kunden sind verunsichert, Hersteller und Händler ärgern sich und versuchen, für seriöse Aufklärung zu sorgen.
Nach ihrer Ankündigung, bis 2018 ein All-IP-Netz zu betreiben, schafft die Deutsche Telekom jetzt Fakten. Wie der Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges erklärte, werden derzeit rund 60.000 Anschlüsse pro Woche auf IP-Technologie umgestellt. Das ist die aktuell größte Umstellungsaktion im Bereich der Telekommunikation weltweit.
Zwar klappt die Umstellung in den meisten Fällen technisch reibungslos. Doch wie aus Fachhandelskreisen zu erfahren ist, sorgen einige Call Center-Mitarbeiter des Bonner Netzbetreibers für Verunsicherung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: So berichten manche Kunden, dass sie telefonisch vor einer baldigen Abschaltung ihres Anschlusses gewarnt werden. Mitarbeiter versuchen, den verdatterten Nutzern neue Verträge und neue Hardware anzubieten – zum Teil unpassend oder gänzlich unnötig.
Das Nachsehen haben dabei nicht nur die Kunden, die teils aus Unwissen neue, teure Verträge abschließen und neue Hardware der Telekom kaufen oder mieten. Das Nachsehen haben auch Fachhändler, Systemhäuser und Hersteller. Denn durch die (über-)eifrigen Call Center-Mitarbeiter werden auch solche Privat- und Business-Anwender, die bisher den Fachhandel als Ansprechpartner genutzt haben, zu direkten Kunden der Telekom gemacht. Besonders ärgerlich ist dabei für viele Fachhändler, dass den Kunden meist auch ein neuer Speedport-Router zum Kauf oder zur Miete angeboten wird – der aber mit der Umstellung auf All-IP gar nicht immer notwendig ist. Unter dem Strich bedeutet das: Die Telekom jagt im Zuge der Umstellung dem stationären Handel geschickt Kunden ab.