Datenspeicherung und Back-up (52 Prozent): Über die Hälfte der IT-Fachleute stufte beide Anwendungen als besonders belastend für das Corporate WAN ein. Ein Problempunkt ist, dass Datensicherungsläufe oft lange dauern und einen so großen Teil der Bandbreite beanspruchen, dass darunter andere Anwendungen leiden. Mit einem SD-WAN lassen sich Back-up- und Datensicherungsläufen dagegen separate Queues zuweisen. Dadurch wirkt sich die Ausführung solcher Anwendungen nicht negativ auf zeitkritische Anwendungen aus.
Cloud-Services (41 Prozent): Cloud-Dienste stellen individuelle Anforderungen an ein WAN - ein Echtzeit-Collaboration-Service wie WebEx lässt sich nicht mit Office 365 oder Salesforce.com vergleichen. Allen Cloud-Applikationen gemeinsam ist jedoch, dass sie über ein Cloud-Rechenzentrum bereitgestellt werden. Für herkömmliche unternehmensweite Netze ist das ein Problem, denn bei ihnen nehmen die Cloud-Dienste den Weg über das zentrale Unternehmensrechenzentrum. Es ist gewissermaßen die zentrale Drehscheibe, über die alle Daten und Anwendungen über WAN-Verbindungen zu den Nutzern in den Niederlassungen transportiert werden – und umgekehrt. Dadurch können sich die WAN-Verbindungen und das Unternehmens-Datacenter zu Engpässen entwickeln. Die Folge: Die Latenzzeiten von Anwendungen nehmen zu. In einem SD-WAN dagegen können sichere, lokale Internet-Zugänge ("Breakouts") eingerichtet werden, über die Mitarbeiter in Niederlassungen vor Ort auf Cloud-Anwendungen zugreifen. Somit muss nur ein Bruchteil des Datenverkehrs über das Unternehmensrechenzentrum geführt werden, was Bandbreite spart und die Performance von Cloud-Anwendungen erhöht.
Sprachkommunikation (47 Prozent): Sprache in einer Netzwerkanwendung benötigt wenig Bandbreite, reagiert aber höchst empfindlich auf zu hohe Latenzzeiten, Jitter-Werte und Paketverlust. Auch in traditionellen Unternehmensnetzen lässt sich Sprache in guter Qualität über IP-Netze übertragen. Das erfordert jedoch einen hohen Aufwand für die Kapazitätsplanung der Netzwerkverbindungen.
Ein SD-WAN dagegen stellt Funktionen wie Tunnel Bonding und Path Conditioning bereit, die für eine hohe Sprachqualität in der Anwendung sorgen. Path Conditioning stellt die Datenpakete wieder her, die ein Übermittlungssystem beim Transport über das WAN nicht übertragen hat, etwa wegen Überlastung. Zudem werden Datenpakete neu sortiert, die in der falschen Reihenfolge beim Empfänger angekommen sind. Tunnel Bonding wiederum stellt Sprachdaten eine virtuelle Overlay-Ebene zur Verfügung, die aus unterschiedlichen Verbindungstypen bestehen kann, etwa Internet-Breitbandverbindungen oder 4G- und künftig 5G-Mobilfunk-Links. Dadurch ist sichergestellt, dass Sprachverbindungen in einer garantierten Dienstgüte (Quality of Service, QoS) bereitstehen.
Zugriff auf Anwendungen im Rechenzentrum (46 Prozent): Nicht alle Unternehmensanwendungen liegen in der Cloud; viele Applikationen werden nach wie vor aus den Unternehmens-Rechenzentren über WAN-Verbindungen zur Verfügung gestellt. In solchen Fällen sind die Unterschiede zwischen einem herkömmlichen privaten Weitverkehrsnetz (WAN) und einem SD-WAN gering. Allerdings sollten Unternehmen berücksichtigen, dass der Anteil der Cloud-Anwendungen zunehmend ansteigt. Den Umstieg auf Cloud-Applikationen kann ein SD-WAN vereinfachen, etwa indem statt privater WAN-Verbindungen Breitband-Internet-Links verwendet werden.
SD-WAN als Lösung für die steigende Komplexität im Firmennetz
Die Zahl der Anwendungen, die über Corporate WANs bereitgestellt werden, wird sich erheblich erhöhen. Zu Collaboration-Tools und Videos kommen Streaming-Daten, SaaS-Anwendungen (Software as a Service) und IoT-Daten (Internet of Things). Zusätzlich fällt an Unternehmensstandorten immer mehr Rechenleistung in Verbindung mit hoch dynamischen Workloads an, wodurch die Komplexität im Unternehmensnetz zunimmt. Abhilfe kann letztlich nur ein SD-WAN schaffen. Dieses ist die Voraussetzung dafür, damit User auch im Cloud- und IoT-Zeitalter Anwendungen in der erforderlichen Qualität verwenden können.
Dr. Cliff Grossner ist als Senior Research Director bei IHS Markit für den Bereich Vernetzung und Compute von Rechenzentren zuständig, außerdem für Cloud-Services und Software-Defined Networking. Er verfügt über mehr 25 Jahre Erfahrung in der Telekommunikationsindustrie. Seit 2014 ist Grossner für das Beratungs- und Marktforschungshaus IHS Markit tätig und liefert Beiträge für Silver Peaks WAN Speak Blog.