E-Commerce kämft zunehmend mit Betrug

Lösungen gegen digitalen Ladendiebstahl gesucht

7. Juli 2023, 13:30 Uhr | Lars Bube
© Robert Kneschke - AdobeStock

Immer mehr Online-Shops haben immer häufiger mit Fällen von Betrug durch vermeintliche Kunden zu kämpfen. Meist arbeiten die Betrüger dabei mit gefälschten Identitäten und gestohlenen Zahlungsdaten. Das erhöht die Nachfrage nach digitalen Schutzlösungen und entsprechenden Services.

Für die Betreiber von Online-Shops ist Betrug in den letzten Jahren zu einem alltäglichen Ärgernis geworden, das ihnen erhebliche Probleme und wirtschaftliche Schäden verursacht. In Deutschland ist das Problem besonders groß, wie die aktuelle Umfrage „Betrug im E-Commerce“ der Wirtschaftsauskunftei CRIF unter 230 Online-Shops im DACH-Gebiet zeigt. Mit 94 Prozent hatte beinahe jeder der abgefragten deutschen Shops schon mit Betrug und Betrugsversuchen zu kämpfen, in der Schweiz waren es 86 Prozent. Zumindest etwas beschaulicher geht es in Österreich zu, wo aber auch bereits knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Shop-Betreiber mit Betrügern konfrontiert waren. „Wer einen Online-Shop hat, muss damit rechnen, dass er Betrugsopfer wird. Es gibt mittlerweile kaum noch Onlinehändler, die nicht schon einmal betrogen wurden und damit finanzielle Einbußen durch organisierten Betrug hinnehmen mussten“, fasst CRIF-Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die Situation zusammen und ergänzt: „Die Methoden der Betrüger werden dabei immer professioneller”.

Dabei bewegt sich die Zahl der Betrugsversuche in Deutschland schon seit Jahren auf einem hohen Niveau und wurde durch den Online-Shopping-Boom während der Pandemie weiter befeuert. Die Hoffnung auf eine anschließende Entspannung hat sich laut den Ergebnissen der CRIF-Umfrage jedoch nicht erfüllt. Nur drei Prozent der Befragten berichten von einer entsprechenden Entwicklung in den letzten 12 Monaten. Indes beobachteten 35 Prozent ein gleichbleibend hohes Betrugsrisiko, während 62 Prozent sogar einen weiteren Anstieg der Versuche und Schadensfälle verzeichneten. Und die können richtig teuer werden. 13 Prozent der befragten Shops aus Deutschland mussten im letzten Jahr einzelne Betrugsfälle mit einem Schaden von mehr als 25.000 Euro verkraften, bei jedem fünften Shop lagen die durchschnittlichen Verluste pro Betrugsfall zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Neben den direkten finanziellen Schäden, vor allem durch nicht bezahlte oder anderweitig ergaunerte Produkte, wachsen damit einhergehend auch die indirekten Kosten, etwa für juristische Maßnahmen und mögliche Imageschäden an. Das summiert sich. Zwar geben 65 Prozent der deutschen Online-Shops an, dass der größte Einzelverlust unter 5.000 Euro lag, gleichzeitig mussten 43 Prozent über das gesamte Jahr gerechnet einen Gesamtschaden zwischen 10.000 und 100.000 Euro verkraften, und weitere 21 Prozent sogar noch darüber. Lediglich bei einem Drittel (35 Prozent) blieb die jährliche Schadenssumme unter 10.000 Euro.

Bei den einzelnen Betrugsarten dominiert in Deutschland den Befragten zufolge der Identitätsdiebstahl, bei dem sich die Betrüger als eine andere real existierende Person ausgeben. Eine Praxis, mit der es 92 Prozent der Online-Shops schon zu tun hatten. Zudem vermelden 81 Prozent der Händler Betrugsversuche durch die gezielte „Angabe gefälschter Namens- und/oder Adressdaten“. 62 Prozent der Händler waren nach eigenen Angaben zudem Opfer von Eingehungsbetrug, also die bewusste Bestellungen von Waren ohne eine entsprechende Zahlungsabsicht oder -möglichkeit. Fast bei der Hälfte (46 Prozent) aller Betrugsfälle kamen gestohlener Zahlungsdaten, etwa von fremden Kreditkarten, zum Einsatz.

83 Prozent der deutschen Shops versuchen nach eigenen Angaben bereits gezielt, die Betrüger mit speziellen Maßnahmen abzufangen. In der Schweiz kommen sie sogar bei 88 Prozent der Shops zum Einsatz. Während die Überprüfung und Abwehr in der Schweiz allerdings noch vorwiegend manuell (67 Prozent) sowie über Blacklists (42 Prozent) erfolgt, setzen in Deutschland bereits 80 Prozent auf eine Kombination aus manuellen Verfahren und automatisierten Risk, Ident & Fraud-Lösungen. Jeweils 45 Prozent betreiben diese Lösungen intern oder in Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister, nur 10 Prozent haben sie komplett extern vergeben. „Unternehmen müssen innovative Lösungen entwickeln, um Betrug zu erkennen, Präventionsstrategien umzusetzen und effektiv und angemessen auf Betrugsfälle zu reagieren“, erklärt Schlein diese aus seiner Sicht unausweichliche Entwicklung: „Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Optimierung der Betrugspräventionsmaßnahmen sind entscheidend, um Kunden und Unternehmen dauerhaft in der Zukunft zu schützen“.

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