Maximale Verwirrung

Russische Regierung: „Unser Markt ist nicht verschwunden“

14. März 2022, 14:21 Uhr | Martin Fryba
Moskau: Ein Gast sitzt am letzten Öffnungstag an einem Tisch einer MCDonald's-Filiale am Puschkinskaja-Platz. In Folge von Sanktionen und Abzug von vielen Unternehmen, schließt auch MCDonald's seine Filialen in Russland – 32 Jahre nach Eröffung des ersten Fast-Food-Restaurants in Russland.
© dpa

Internationale Handelsketten ziehen sich aus Russland zurück. Die offizielle Erklärung der russischen Regierung für diesen Schritt überrascht nicht: Kein Wort zu Sanktionen. Der Kreml wird da schon deutlicher und droht mit Enteignungen.

Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow sagte am Montag, die Schließung vieler Läden ausländischer Firmen in Russland hänge mit Problemen bei den Lieferketten und der Logistik zusammen. „Das sind die Probleme, mit denen die russische Wirtschaft zu tun hat, und mit diesen Problemen haben auch ausländische Unternehmen zu tun“, zitiert dpa den Minister.

Mehr als 3.600 deutsche Unternehmen seien laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vor Ausbruch des Ukrainekriegs in Russland aktiv gewesen. Sie beschäftigten in Russland rund 280.000 Angestellte, sagte Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehören unter anderem der Handelskonzern Metro und die Deutsche Telekom. Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft hat eine Task Force eingerichtet, um Fragen, Anliegen und Probleme von Seiten der Unternehmen zu klären, die von den massiven Sanktionen westlicher Staaten betroffen sind.

Das Wort „Sanktionen“  nimmt die Regierung in Moskau nicht in den Mund, genauso wenig wie „Krieg“. Wirtschaftsminister Reschetnikow will denn auch nichts von politischen Gründen für den Rückzug westlicher Unternehmen aus Russland wissen. Vielmehr rechne er laut dpa mit einer raschen Rückkehr internationaler Handelsketten auf den russischen Markt. Er berichtete, bei einem Treffen hätten Firmenvertreter nach der Logistik, nach dem Ersatz europäischer Lieferanten durch asiatische gefragt. Zudem behielten die Unternehmen ihre russischen Belegschaften. Deshalb rechne er nach einer „Neuordnung der Lieferketten“ mit einer Rückkehr dieser Firmen. „Unser Markt ist nicht verschwunden, die Firmen haben hier ziemlich lange Zeit gut verdient, das Geschäft in unserem Land war rentabel“.

Das dürfte indes mehr als unsicher sein, denn im Kreml werden offenbar Enteignungen von ausländischen Konzernen durchgespielt, wie ICT CHANNEL bereits vergangene Woche berichtete. Spiegel Online berichtet am Montag sogar von möglichen Verhaftungen ausländischer Führungskräfte, deren Unternehmen ihre Geschäfte in Russland geschlossen haben.

Dem Handelsblatt zufolge habe der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, bestätigt, dass die russische Regierung eine Insolvenz der Firmen in Russland vorbereite, um anschließend eine Nationalisierung des Besitzes in die Wege zu leiten.

Da es derzeit keine belastbaren Informationen und auch keine entsprechenden Gesetzesentwürfe seitens der russischen Regierung gibt, verzichtet der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft aber auf eine Empfehlung für deutsche Unternehmen.

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