Interview mit 1Password

Der Mensch im Fokus

9. Juni 2022, 12:00 Uhr | Interview: Diana Künstler
Das 1Password-Office in Ontario/Kanada
© 1Password

Das B2B-Geschäft von 1Password ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Über 100.000 Unternehmen setzen auf die Lösung. Wie man auf dieser Dynamik, auch in Deutschland, aufbauen und seinen menschenzentrierten Security-Ansatz fortführen will, verrät Alex Hoffmann.

1Password, das kanadische Unternehmen hinter dem gleichnamigen Passwortmanager, hat vor Kurzem eine Finanzierungsrunde in Höhe von 620 Millionen US-Dollar – und damit die größte Finanzierungsrunde für ein kanadisches Unternehmen aller Zeiten – abgeschlossen. Die InvestorInnenriege setzt sich aus bekannten Namen aus dem Technologiesektor (unter anderem Slack, Salesforce Ventures), der Wirtschaft (wie Jeff Weiner, Mary Barra) und auch der Unterhaltungsbranche (darunter Robert Downey Jr. und Justin Timberlake) zusammen.

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Alex Hoffman, Evangelist at 1Password
Alex Hoffmann ist Sales Engineer bei 1Password und seit 2013 in verschiedenen Rollen und Funktionen Teil des Unternehmens. Zuvor leitete er den Kundensupport für die Windows-App und war maßgeblich an der Entwicklung des Business-Sales-Teams von 1Password beteiligt. Alex hat eine Leidenschaft für menschenzentrierte Sicherheit: Er kennt 1Password sowie das Sicherheits-Ökosystem in- und auswendig und weiß, wo die Bedürfnisse der Kunden liegen. Er lebt im Schwarzwald und hat einen Magister in Marketing und Sinologie. 
© 1Password

funkschau: Worauf ist Ihrer Meinung nach dieses „breite Interesse“ an 1Password zurückzuführen?

Alex Hoffmann: Ich denke, das lässt sich vor allem auf zwei Umstände zurückzuführen: Zum einen sind VerbraucherInnen als auch Unternehmen mit so vielen Sicherheitsbedrohungen konfrontiert wie noch nie. Zum anderen haben sich durch die Pandemie die Lebensbereiche Arbeit und Privates noch weiter vermischt und auch Cloud-Apps spielen eine immer wichtigere Rolle in unserem Leben. 1Password sorgt dafür, dass diese Services auch wirklich sicher genutzt werden können.

Bei 1Password denken wir deshalb digitale Sicherheit ‚menschenzentriert‘ – es muss alles unkompliziert und ohne Ablenkungen oder Unterbrechungen funktionieren, damit sich Einzelpersonen, Familien und Unternehmen sicher online bewegen können. Menschenzentrierte Sicherheit bedeutet für Unternehmen übrigens auch, dass sie Einblick und Kontrolle über ihre sensiblen Daten erhalten.

funkschau: Sie stellen den Menschen in den Fokus ihrer Sicherheitslösungen, die sowohl Privatleute als auch Berufstätige adressieren. Wie sieht solch ein „Human-Centric Security“-Ansatz konkret aus? Was unterscheidet ihn gegebenenfalls von anderen Ansätzen der Cybersicherheitsbranche?

Hoffmann: Alles, was 1Password entwickelt, stellt die letztlichen EndnutzerInnen und nicht die Infrastruktur in den Mittelpunkt. Bei 85 Prozent aller Sicherheitspannen sind menschliche Faktoren beteiligt. Unternehmen verbessern ihre Sicherheitslage also ganz automatisch, wenn Sie ihre Bemühungen vom Menschen her denken. Unser Ansatz für menschenorientierte Sicherheit zielt darauf ab, ihnen dabei zu helfen, ihre sensiblen Daten und Informationen zu schützen und gleichzeitig ihr Arbeits- und Privatleben nahtlos miteinander zu verknüpfen. Bei der Human-Centric Security wird zuerst der Mensch geschützt, ohne ihm zusätzliche Hürden aufzuerlegen – dadurch kann am Arbeitsplatz eine Sicherheitskultur etabliert werden.

funkschau: Welche Lösungen bietet 1Password speziell für Unternehmen an? Und welche Art von Unternehmen kommen als Nutzergruppe vorrangig in Frage?

Hoffmann: Unser B2B-Geschäft ist in den letzten zwei Jahren um über 70 Prozent gewachsen – derzeit vertrauen uns weltweit über 100.000 Unternehmen, darunter IBM, Slack, Shopify und Under Armour. Auf dieser Dynamik wollen wir aufbauen und bei all unseren Produkten und Lösungen die menschenzentrierte Sicherheit in den Fokus rücken. Wir sorgen für die Sicherheit von Unternehmen, indem wir die dort arbeitenden Personen schützen, die bestehende Infrastruktur verbessern und bessere Gewohnheiten fördern, was natürlich zu einer Kultur der Sicherheit innerhalb von Unternehmen führt.

Schatten-IT – welche den Trend beschreibt, dass Mitarbeitende Cloud-basierte Tools ohne das Wissen ihrer IT-Abteilung einsetzen, um produktiver zu sein und ihre Arbeit gut zu erledigen – ist zu einem gängigen Bestandteil des modernen Arbeitsplatzes geworden und erfordert ein neues Denken. Nur so bleiben Betriebs- und Mitarbeitendengeheimnisse gewahrt. Unternehmen können mit 1Password die App-Nutzung über ihre bestehende technische Infrastruktur hinaus überwachen. Und indem sie unternehmensweite Lizenzen implementieren, sparen sie nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

Unsere Geschäftskunden erhalten außerdem eine erweiterte Zugriffskontrolle, um sehr detaillierte Berechtigungen für alle BenutzerInnen, jede Gruppe und jeden Tresor festzulegen. Berichte und Audit-Protokolle bieten AdministratorInnen Zugriff auf detaillierte Analysen und Geschäftseinblicke. Und eine Advanced Protection-Sicherheitssuite ermöglicht es ihnen, Sicherheitsrichtlinien zu erstellen, Bedrohungen zu verhindern und den Zugriff ihres Teams zu überwachen.

funkschau: Welche Bedeutung kommt den 1Password-Lösungen im Rahmen einer ganzheitlichen Sicherheitsstrategie von Unternehmen zu?

Hoffmann: 1Password verbindet Sicherheit mit Komfort. Sicherheit entsteht bei uns zuerst, indem die Mitarbeitenden der Unternehmen geschützt werden. Unser Programm funktioniert auf allen gängigen Desktop- und mobilen Betriebssystemen sowie mehreren Webbrowsern – es ist also immer mit dabei und sorgt für eine sichere Umgebung für alle sensiblen Daten. Unternehmen können sich also darauf verlassen, dass 1Password sie dabei unterstützt, Bedrohungen zu erkennen und zu mindern, die Angreifbarkeit zu reduzieren und wichtige Einblicke in die Arbeitsweise der Mitarbeitenden zu bekommen.

Zudem ist alles – von unserem Serviceaufbau bis hin zur Verfügbarkeit fachkundigen und menschlichen Supports – darauf ausgerichtet, unseren KundInnen das bestmögliche Erlebnis zu bieten.

funkschau: Wie wollen Sie – vor allem mit Blick auf Europa und Deutschland – das frisch gewonnene Kapital investieren?

Hoffmann: Wie auch bei früheren Finanzierungsrunden planen wir, das Geld zu dafür verwenden, weiterhin außergewöhnliche Talente an uns zu binden und neue an Bord holen zu können. Wir wollen außerdem kontinuierlich auf unsere ehrgeizigen Wachstumsziele hinarbeiten und dabei auch kluge, nachhaltige Investitionen tätigen. Mit Blick auf Deutschland freuen wir uns darauf, unsere Präsenz dort mit einem lokalen Rechenzentrum in Frankfurt auszubauen sowie deutschen Unternehmen und Familien weiterhin ein sichereres Leben in der Online-Welt zu ermöglichen.

funkschau: Über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind laut BMWK Mittelständler, welche 55 Prozent der Arbeitsplätze bereitstellen. Welche Rolle spielt der deutsche Mittelstand speziell im Rahmen von 1Passwords Expansionsplänen? Wie schätzen Sie diesen „deutschen Wirtschaftsfaktor“ ein?

Hoffmann: Der menschenzentrierte Ansatz von 1Password bietet Unternehmen benutzerfreundliche und sinnvolle Funktionen, welche den Schutz ihrer Daten sicherstellen. Das vereinfacht besonders in Organisationen ohne (große) IT-Abteilung die Einführung, Skalierbarkeit und vor allem die Akzeptanz der NutzerInnen. Und noch in diesem Jahr planen wir die Eröffnung eines Büros in Deutschland und damit die Einstellung neuer Mitarbeitenden in der Region. Dementsprechend möchten wir auch hier verstärkt ins Marketing, in den Support und die Produktentwicklung investieren, um den spezifischen Anforderungen unseres wachsenden Kundenstamms in Deutschland besser gerecht zu werden.

funkschau: Das Thema „digitale Identität“ gewinnt hierzulande – angetrieben durch die EU und die Bestrebungen der Regierung, eine Brieftasche und auch einen Personalausweis für das Smartphone anzubieten – zunehmend an Bedeutung. Wo liegen Ihrer Meinung nach bei diesem Thema die größten „Chancen und Herausforderungen“?

Hoffmann: Schon seit Jahren nutzen Millionen unserer KundInnen 1Password zum Schutz ihrer Identität in der realen wie in der Online-Welt. Datenschutz und Privatsphäre sind fest in unserer DNS verankert. Aus diesem Grund verbessern wir unsere Produkte kontinuierlich und erweitern sie um wirkungsvolle Funktionen. Ein Beispiel hierfür ist die im letzten Jahr dazugekommene „Masked Email“. Dabei handelt es sich um eine Integration, die in Zusammenarbeit mit Fastmail entwickelt wurde und eine zusätzliche Datenschutzebene hinzufügt. Diese Funktion gibt KundInnen die Möglichkeit, einzigartige E-Mail-Adressen für jede verwendete App oder jeden genutzten Dienst direkt innerhalb der 1Password-Erweiterung zu generieren.

Der SSI-Bereich (Self-Sovereign Identity oder auch selbstbestimmte Identität) ist von einem starken Wandel geprägt. Von verschiedenen Unternehmen angebotene oder in der Entwicklung befindliche Produkte sind in unterschiedlichem Maße praktikabel, brauchbar oder geeignet. Darüber hinaus haben die von der EU und Deutschland vorgeschlagenen Rahmenbedingungen und Anforderungen an jene Produkte berechtigte Kritik von SicherheitsforscherInnen und Datenschutzbeauftragten geerntet. Deshalb beobachten wir das Umfeld ganz genau, damit wir bereit sind unseren KundInnen zu helfen künftige Identitätsanbieter sicher zu verwalten, wenn es denn so weit ist. Demnächst anstehende Funktionen wie Universal Unlock werden dabei eine Rolle spielen. Und wir sind natürlich weiterhin offen für die Integration mit anderen gut durchdachten Produkten.


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