Leaks aus der Hacker-Szene

Die Geheimnisse der Cyber-Clans

22. Juli 2022, 15:36 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Boni und Sozialleistungen für emsige Hacker

Cyber-Erpresser
Die Hacker verdienen nicht nur gut, sie bekommen auch Sonderleistungen wie Kranken- und Urlaubsgeld.
© Andrey Armyagov - AdobeStock

Doch auch die normalen Mitarbeiter in den verschiedenen Abteilungen haben den Informationen zufolge im Cybercrime-Konzern kein schlechtes Arbeitsleben – zumindest, wenn ihre Daten nicht gerade von frustrierten Mitstreitern veröffentlicht werden. Um sie kümmert sich eine eigene HR-Abteilung unter Personalchef „Frances“. Der bemüht sich mit guten Gehältern und allerhand Zusatzleistungen darum, die raren Entwickler-Fachkräfte von seinem „Unternehmen“ zu überzeugen und bei der Stange zu halten. Schon als einfacher Programmierer im Nebenerwerb sind demnach um die 2.000 US-Dollar monatlich zu verdienen, bezahlt wird in zwei Raten, jeweils zum Monatsanfang und zur Monatsmitte. Wer in Vollzeit einsteigt oder es gar zur Führungskraft eines Teams bringt, kann es aber auch auf deutlich mehr bringen. Da das Geld direkt aus den erbeuteten Bitcoins und anderen Kryptowährungen gezahlt wird, kann es leicht am Finanzamt vorbeigeschleust werden und bleibt damit abgabenfrei. Projekte werden in Meetings gemeinsam besprochen und entwickelt und die Fortschritte mit entsprechender Kollaborationssoftware festgehalten. Neueinsteiger bekommen eine Art Tutoren an die Seite gestellt, die sie in die Welt des Schattenunternehmens und der Hacker-Arbeit einführen.

Und auch die weiteren Modalitäten rund um Arbeit und Verdienst gemahnen stark an ein klassisches Unternehmen mit sozialer Absicherung und Bedingungen ähnlich einem Tarifvertrag. Wird ein Hacker beispielsweise einmal krank, bekommt er seinen Lohn eine Zeit lang in voller Höhe weiter bezahlt. Und auch ein 13. Monatsgehalt sowie Urlaubsgeld gibt es den Chats zufolge für die meisten der Angestellten des Cybercrime-Netzwerkes. Dafür müssen sich die Mitarbeiter allerdings auch ins Zeug legen. Es gibt strenge Vorgaben für die Geheimhaltung und natürlich die Arbeit selbst. Vordefinierte Deadlines und Ziele müssen strikt eingehalten werden, wer sie übertrifft, kann sich dafür aber auch zusätzliche Bonuszahlungen verdienen. Überwacht wird all das von einer strengen internen Qualitätskontrolle, welche die Einhaltung der festgelegten Standards für Projekte wie Malware sowie das Aufspüren und Ausnutzen von Sicherheitslücken sicherstellt. Andere Abteilungen sind damit beschäftigt, die Fortschritte der Security-Hersteller im Auge zu behalten und einzuschätzen, inwieweit diese die laufenden Projekte beeinflussen.

„Die Analyse zeigt, dass es sich um eine hochentwickelte Organisation mit einer starken Managementstruktur handelt, deren effizientes Vergütungssystem eine hohe Arbeitsqualität fördert“, fasst der Cyjax-Bericht zusammen. „Was früher als loser Zusammenschluss böswilliger krimineller Akteure beschrieben wurde, ist heute ein hochprofessionelles Cybercrime-Unternehmen, das mit anderen konkurriert.“ Das verdeutlicht auch: Wer sich vor solch professionellen Gegnern schützen will, darf nicht auf Glück oder einfache Schutzkonzepte hoffen, sondern kommt kaum umhin, sich ebenfalls professionelle Unterstützung zu sichern.

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