Jedes dritte Opfer bezahlt seine Täter

Erfolgsmodell Ransomware

9. November 2016, 11:02 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Cyber-Erpressung ist kein Kavaliersdelikt

Zur Anzeige bringen hingegen die wenigsten Opfer ihren Fall. Dabei wäre das der beste Weg, um weiteren Angriffswellen effektiv vorbeugen zu können, indem die Angriffsstrategien und -wege analysiert und so ihre Hintermänner dingfest gemacht werden können. Einige Länder wie die USA und Großbritannien haben deshalb sogar bereits eigene zentralisierte Möglichkeiten geschaffen, um entsprechende Angriffe zu melden. In Deutschland gibt es immerhin spezielle Zentren auf Länderebene, die über entsprechende Fachkenntnisse und Netzwerke verfügen und vor allem den Bedürfnissen der betroffenen Unternehmen nach Kompetenz, Vernetzung und Diskretion Rechnung tragen können. Dennoch herrscht hierzulande vielfach noch eine Kultur des peinlich berührten Schweigens vor. »Die Reaktion auf Ransomware muss neu überdacht werden«, rät darum Sascha Pfeiffer, Sicherheitsexperte bei Sophos. Während das Anzeigen klassischer Straftaten wie Einbruch oder Diebstahl für Unternehmen selbstverständlich sei, gelte dies für Online-Betrug oder –Erpressung leider noch nicht.

Und das, obwohl die Angriffe gerade in Unternehmen oft gravierende Schäden hinterlassen. Laut den Zahlen des BSI waren die Auswirkungen bei zwei Prozent der betroffenen Unternehmen sogar existenzgefährdend. Elf Prozent berichten von dauerhaften Verlusten wichtiger Daten durch entsprechende Angriffe, bei 22 Prozent der Firmen haben die Angreifer zudem wichtige Teile der IT-Infrastruktur nachhaltig lahmgelegt. Wer seine IT etwas besser abgesichert hat, kann den Schaden immerhin meist (70 Prozent) auf einzelne Arbeitsplatzrechner begrenzen.

Pfeiffer befürchtet, »bis die öffentliche Berichterstattung und die Akzeptanz sich bessert, wird die Bekämpfung von Ransomware schwierig bleiben«. Statt sich direkt zu fragen, ob das Lösegeld bezahlt wird, sollten sich gerade Unternehmen an erster Stelle Gedanken über den genauen Verlauf des Angriffs und die damit aufzudeckenden eigenen Schwachstellen – von den Mitarbeitern bis zu den Systemen – machen und diese Erkenntnisse nach sorgfältige Prüfung und Sicherstellung der Beweismittel den Ermittlungsbehörden mitteilen. Gemeinsam mit ihnen und dem eigenen Sicherheitsanbieter können anschließend tragfähige Strategien zur Wiederherstellung der Daten und der künftigen Vermeidung solcher Angriffe erarbeitet werden. Andernfalls droht das Spiel schon wenig später von neuem loszugehen.


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