Es scheint daher auf den ersten Blick fraglich, ob ausgerechnet eine Technologie, die sich Kriminelle bereits zu Nutze machen, helfen soll, Finanzkriminalität vorzubeugen. Richtig ist: Bitcoins arbeiten mit Hilfe der Blockchain-Technologie. Aber: Blockchain ist nicht gleich Bitcoin; die Technologie bietet noch sehr viele weitere Anwendungsmöglichkeiten. Und diese lassen sich auch für die Verbesserung der Sicherheit nutzen.
Zum Beispiel in Sachen Datenspeicherung – hier bietet die Blockchain einige Vorteile gegenüber etablierten Praktiken:
Daten werden nicht in Silos gespeichert. Bei den meisten Altsystemen werden die Daten von Finanzdienstleistern in einzelnen Silos gespeichert. Das macht es für CIOs und CISOs äußerst schwierig, einen konsistenten Überblick über alle gespeicherten Daten zu erhalten. Die Daten lassen sich daher auch kaum zentral überwachen. Das verschafft Cyberkriminellen einen großen Vorteil, können sie sich doch so leichter unbemerkt Zugriff auf Systeme verschaffen. Eine Blockchain kann hier Abhilfe schaffen.
Mehr Transparenz. Ein Blockchain-Ledger ist grundsätzlich transparenter als andere Datenspeichermethoden, da alle Akteure mit Zugriff auf das Ledger die gleichen Daten und nicht nur Kopien davon kontrollieren. Ein Blockchain-Netzwerk fungiert also als eine einzige Quelle der Wahrheit für die Datenhaltung. Das hilft auch Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden, illegalen Aktivitäten auf die Spur zu kommen.
Datenintegrität. Die in einem verteilten Ledger gespeicherten Daten sind in Echtzeit zugänglich, so dass Systeme proaktiver auf betrügerische Aktivitäten überwacht werden können. Da es nur eine einzige Sicht auf ein verteiltes Ledger gibt, sind alle Änderungen an den gespeicherten Daten für jeden Systemknoten sichtbar und werden von ihm überprüft. Die Daten sind daher unveränderlich.
Sicherheit. Die Daten werden verschlüsselt und über ein Netzwerk von Servern und nicht über einen einzelnen Server gespeichert. Informationen können sicherer ausgetauscht werden, ohne dass das Netzwerk gefährdet wird.
Authentifizierung und digitale Identität. Ein Blockchain-Netzwerk könnte einen föderalen digitalen Identitätsdienst ermöglichen und bereitstellen, bei dem Behörden, Finanzinstitute und Dienstleister zusammenarbeiten, um eine effektive Kundenauthentifizierung zu gewährleisten. Das wäre ein wichtiges Element im Kampf gegen Cyberkriminalität.
Diese Eigenschaften einer Blockchain können helfen, Finanzdienstleister besser vor Cyberkriminalität zu schützen. In diesem Zusammenhang sollten auch Kryptowährungen eine Rehabilitation erfahren. Denn bei kontrollierter Nutzung können diese eine sehr effektive Zahlungsmethode darstellen. Um das zu erreichen, müssten Finanzdienstleister folgende Regeln beherzigen:
Einhaltung der höchsten Standards bezüglich „Know your Customer“ (KYC; deutsch: kenne deinen Kunden) und Anti-Geldwäsche
Kontrolle sämtlicher Aktivitäten und Meldung aller verdächtigen Bewegung
Festlegung geeigneter Transaktionslimits und akzeptabler Anwendungsfälle
Interesse an Blockchain steigt stetig Der Schutz vor Cyberkriminalität hat für Finanzdienstleister oberste Priorität – vor allem angesichts der weiterhin rasant wachsenden Datenmengen. Die Blockchain-Technologie in Kombination mit Künstlicher Intelligenz birgt enormes Potenzial für eine sichere Speicherung von Daten und deren Austausch – und damit auch für die Verhinderung von Angriffen darauf. Zwar ist die Technologie noch nicht vollständig ausgereift und erfordert noch einiges an Überzeugung seitens der Finanzdienstleister, ehe sie sich weiter verbreiten wird. Aber das Interesse daran steigt stetig. Technologie allein wird für effektive Bekämpfung der Cyberkriminalität nie ausreichen. Menschliche Erfahrung und Fachwissen werden immer erforderlich sein, um Systeme zu kontrollieren und verdächtige Aktivitäten zu erkennen. Doch auch Profis benötigen die bestmöglichen Werkzeuge für ihren Kampf. Gerade was Datenverwaltung und -austausch betrifft, könnte die Blockchain-Technologie Teil einer langfristigen Lösung sein.